Basel Glück, Gesundheit und Geschenke

Michael Werndorff

Tradition: Basler Wunschbuch zeigt, was Menschen bewegt. Intime Einblicke ins Seelenleben.

Basel - Das Basler Wunschbuch unter den Arkaden des Rathauses füllt sich von Tag zu Tag mehr. Der wuchtige Wälzer vor dem Gemälde „Herodes von Hyrcanus“ lädt ein, in der Weihnachtszeit und um den Jahreswechsel ganz persönliche Gedanken festzuhalten – und das bereits seit 1994.

Es dauert eine Weile, bis Gabriela Stöckli zum Kugelschreiber greift. Ihre Tochter, die noch vor wenigen Momenten den prachtvoll geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum im Innenhof des Rathauses bewunderte, blättert nun im Buch und liest einige der zahlreichen Einträge: Diese sind so vielfältig wie die Menschen, die dem Buch ihre Gedanken und Wünsche offenbaren. Friede auf Erden, gegenseitiger Respekt, die Liebe fürs Leben finden oder Geschenke, die an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum liegen sollen – und das in vielen verschiedenen Sprachen, in Kinder- und Erwachsenenschrift.

Existenzielle Wünsche und intime Einblicke

Daneben finden sich aber auch existenzielle Wünsche und sehr intime Einblicke ins Seelenleben, die von einer schweren Krankheit zeugen oder vom Verlust naher Familienmitglieder. „Es ist interessant zu sehen, was die Menschen bewegt“, sagt Stöckli, die nun einige Zeilen schreibt: „Ich wünsche meiner Tochter ein glückliches Leben und dass auf der Welt niemand hungern muss.“

Für Inge Harmgardt ist der Eintrag ins Buch eine liebgewonnene Tradition. Jahr für Jahr hält sie ihre Anliegen und einen Gruß an die verstorbene Mutter auf Papier fest. „Es ist eine gute Sache, dass es das Angebot gibt und der Kanton die Bücher aufbewahrt.“

Bücher spiegeln den Zeitgeist wider

Das nahezu volle Buch wandert Anfang Januar ins Staatsarchiv, wo seine Vorgänger aus den vergangenen Jahren bereits auf das neue Exemplar warten. „Das spiegelt den Zeitgeist wider“, sind Stöckli und Harmgardt überzeugt. „Vielleicht können die Politiker so auch besser sehen, was die Basler derzeit am meisten beschäftigt“, meint Harmgardt.

Was die kleine Orla beschäftigt, die Vater Matthew in den Armen hält, ist klar: „I love mummy“, schreibt das Töchterchen mit ruhiger Hand. Der Roche-Angestellte aus England ist vor einiger Zeit auf das Buch aufmerksam geworden, „jetzt habe ich endlich einmal Zeit gefunden, mir das näher anzuschauen“. Er finde die Idee toll und nachahmenswert, sagt er, und schreibt seine Wünsche unter die Zeile der Tochter.

Wer meint, dass die Einträge ungesehen im Archiv verschwinden, liegt falsch. Wie Regierungssprecher Marco Greiner sagte, gebe es immer wieder Mitglieder des Regierungsrates oder des Großen Rates, die bisweilen beim Wunschbuch verweilen, um das aktuelle Stimmungsbild aus der Bevölkerung einzufangen. Und wer noch eine Botschaft an die Politiker hat: Die Aktion läuft bis Donnerstag.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading