Basel Große Gefühle auf dem Domplatz

Die Oberbadische

Stimmenfestival: „The New Power Generation“ und „Fat Fredy‘s Drop“ in Arlesheim / Spielort überzeugt

Martina Proprenter

Arlesheim. Soul, Reggae und das breite Spektrum von Prince: das „Stimmen“-Gastspiel in der Schweiz überzeugte mit Vielfalt an zwei Konzert-Abenden. Der barocke Domplatz erwies sich dabei an beiden Abenden als perfekte Kulisse.

Emotionaler Abschluss

Bis zur Zugabe mussten sich die Zuschauer am Samstag gedulden, dann stimmten The New Power Generation (NPG) „Purple Rain“ an. Rund eine Stunde hatte Princes Live- und Studio-Band zuvor an diesen Ausnahmekünstler erinnert, mit dem sie von 1990 bis 2013 auf Tour waren. Perfekt choreografiert sangen, rappten und tanzten sich die Musiker mit ungebrochener Euphorie in die Herzen des Publikums. Fulminant gestartet mit „Sexy M.F.“ animierten sie zum Tanzen, mitsingen und übermittelten eine Achterbahn der Gefühle. Emotionale Passagen, in denen sie ein Gebet in den Himmel schickten „zu Prince“, wechselten sich mit rockigen Stücken wie „1999“ oder „Let’s go crazy“ ab, ganz in der Tradition von Princes stilistischer Vielfalt.

Spielort wird angenommen

„Wir werden heute Abend Prince so nahe kommen, wie es uns Lebenden möglich ist“, stellte Festival-Chef Markus Muffler in Aussicht, er selbst habe Prince acht Mal live gesehen. Das konnte aber aus dem Publikum noch überboten werden, gleich mehrere Hände gingen in die Höhe, die mehr als zehn Mal bei einem seinen Konzerten gewesen waren. Einige trugen auch Shirts der Tourneen, aus verschiedenen Jahrzehnten. Verträumt wurde auch von einem Fan die goldene LP des Albums „The Gold Experience“ den Musikern entgegen gehalten.

Mit dem dritten Stimmen-Gastspiel in Arlesheim zeigte er sich sehr zufrieden und lobte auch die Gemeinde, die dieses unterstütze. „Das ist nicht selbstverständlich“, versicherte er. 2016 wurde mit dem Domplatz ein neuer Spielort eingeweiht, vom Arlesheimer Gemeinderat sind fünf Auflagen mit je zwei Stimmen-Konzerten jährlich bewilligt, auch die Kirche hatte ihren Segen zum Open-Air-Standort direkt vor ihren Toren gegeben.

„Kommt näher, es lohnt sich“, hatte Muffler zu Beginn versprochen. Denn mit Stanley Rubyn war ein Singersongwriter als Support verpflichtet worden, der auch von NPG als musikalisch sehr gut passend befunden wurde. Mit sanfter, souliger Stimme performte er „I do“ und steigerte Tempo und Emotionen stetig mit jedem Lied bis zu seinem persönlichen „My own story“, das er all den Flüchtlingen widmete, denn „we are all refugees“. Seine kraftvolle Botschaft „one love, one people“ wurde vom Publikum denn auch mit Applaus prämiert.

Holpriger Start

Zum Auftakt am Freitag waren einige Zuschauer zu spät dran, oder besser: D/Troit hatten zu früh angefangen. Während sich einige Dutzend noch den richtigen Weg durch die engen Gassen Arlesheims suchten, hatten die Dänen bereits begonnen zu swingen. „We’re chilling the summer“, versprachen sie dem begeisterten Publikum, aus dem viele Barfuß übers Kopfsteinpflaster tänzelten oder sich einen schattigen Platz suchten.

Denn rein akustisch ist der Domplatz zwar perfekt für Konzerte, die Begrenzung durch Häuserreihen ermöglichte aber nur einen großen Verkaufsstand. Ungläubig und teils genervt suchten denn auch die Durstigen das Ende der Schlange, warteten aber geduldig vier Lieder lang in dieser, jubelten derweil zu Stücken wie „Do the right thing“ und „Hurricane“, bis sie bestellen konnten. Am Samstag funktionierte es ohne lange Schlange, allerdings waren es da auch nur 600 Zuschauer, gegenüber den 1700 am Freitag.

Reggae-Party zum Auftakt

Eine doppelte Premiere feierten die Neuseeländer von Fat Fredy‘s Drop: ihr erster Auftritt beim Stimmen-Festival war zugleich Beginn der Europatournee. „Show your appreciation“, forderten sie und die Zuschauer ließen sich nicht lange bitten und tanzten vom ersten Lied an mit. Zwei Stunden lang spielten sie ihre „gottlose Mischung aus Disco, rootsy Dub, Bues, Soul und Electronic Funk“, wie die Band ihren Stil selbst definiert. Die Raggae-Stimmung perfekt machten die omnipräsenten Marihuanarauchschwaden, die aus allen Ecken des Areals strömten – in der Schweiz rein rechtlich kein Problem.

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