Dieses hintersinnige Spiel mit der hoch ästhetischen Oberfläche und dem gefährlich fragilen Inhalt zieht sich auch im weiteren Verlauf der Kabinett-Ausstellung „Katja Aufleger. GONE“ weiter. Im Vorraum zu Tinguelys apokalyptischem Spätwerk „Mengele-Totentanz“ trifft man auf eine Serie wunderschöner biomorph geformter Glasvasen mit zwei oder drei miteinander verschmolzenen Kammern. Sie sind mit farbigen, flüssigen und festen Substanzen gefüllt. Der Titel der Arbeit „BANG“ suggeriert, dass auch hier Gefahr droht. Denn zusammengemischt würden in dem durch die Vasengröße vorgegebenen Volumenverhältnis höchst explosive Mixturen entstehen.
Mit diesen und weiteren Werken geht Aufleger an die Grenzen der folgenschweren Gefährlichkeit, um den Prozess unmittelbar davor einzufrieren. Sie geht damit weniger weit als der Hauskünstler Jean Tinguely, der seinen internationalen Durchbruch in den 1960er-Jahren mit selbstzerstörenden Installationen geschafft hatte.
Nur in einer Arbeit bewegt sich die Künstlerin darüber hinaus: In der Video-Arbeit „LOVE AFFAIR“ sind in Nahaufnahmen Leuchtkörper zu sehen, die zerspringen. Da hatte die Künstlerin auf martiale Art nachgeholfen, indem sie mit einem Luftgewehr darauf geschossen hatte – wie einst Niki de Saint-Phalle, die langjährige Lebenspartnerin Tinguelys, die mit ihren Schießbildern für Furore gesorgt hatte. Die Ausstellung „Katja Aufleger. GONE“ im Museum Tinguely dauert bis 14. März 2021. Gleichzeitig zeigt die Basler Galerie Stampa Werke der Künstlerin. bis 14. März, Öffnungszeiten: Di bis So, 11 bis 18 Uhr