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Die Oberbadische

Flughafen: Neues Startverfahren am EuroAirport bringt Allschwil mehr Lärm

Das seit Januar etablierte satellitengestützte Startverfahren (RNAV) am EuroAirport (EAP) hat Allschwil überraschend mehr Lärm beschert. Der Flughafen hat nach drei Monaten festgestellt, dass die Startrouten ungeplant weiter südlich und damit siedlungsnäher verlaufen. Das erklärte Flughafendirektor Matthias Suhr gestern im Rahmen einer Medienkonferenz.

Von Michael Werndorff

Basel. Es sind nur 150 Meter, doch die Verschiebung der Abflugroute sorgt bei den Allschwilern angesichts des gestiegenen Lärmpegels für erhitzte Gemüter. „Das neue Verfahren funktioniert nicht wunschgemäß“, kommentiert EAP-Direktor Matthias Suhr die gestern vorgestellten Ergebnisse einer jüngst vorgenommenen Untersuchung. Zwar seien die Flugspuren klar enger gebündelt worden, was als Erfolg verbucht wurde, allerdings zeigten die Abflüge auf Piste 15 in Richtung Westen, dass ein Großteil der Flugzeuge weiter südlich als geplant fliege – im ersten Abschnitt um 100 Meter – bei der Gemeinde Schönenbuch gar bis zu 500 Meter.

Allschwil strebt eine Petition an

Angeregt worden sei die „außerordentliche Prüfung“ durch Hinweise und Kritik aus Gemeinden und der Politik – Allschwil sammelt derzeit Unterschriften für eine Petition gegen den Fluglärm. Der EAP und die Flugsicherheitsbehörde DSNA seien mit der RNAV-Situation „unzufrieden“, betonte Suhr vor den Medien. „Die Verschiebung war nicht geplant und hat uns überrascht.“

Ziel sei nun, die Abflugrouten wieder auf weniger dicht besiedeltes Gebiet zwischen den Gemeinden Hegenheim, Allschwil, Buschwiller, Wentzwiller und Hagenthal-le-Bas zu führen. Allerdings müssten nun mit den Behörden und den Fluggesellschaften die Ursachen für das Problem gesucht werden. Erst anhand der Erkenntnisse könne man das Konzept überarbeiten, danach müssten noch Tests folgen. Das neue Verfahren solle im nächsten Jahr eingeführt werden, sagte Suhr auf Nachfrage.

Nach Durchführung der Analyse im Mai haben der EAP und die DSNA laut Suhr umgehend reagiert. So wurden zusammen mit den Flugsicherungsexperten sowie dem Chefpiloten einer Fluggesellschaft erste Möglichkeiten einer Anpassung geprüft.

Die Gründe für die Verlagerung nach Süden vermutet Suhr bei der Übermittlungder satellitengestützten Abflugroute in das Navigationssystem von Flugzeugen. Ein weiterer Faktor sei eine höhere Geschwindigkeit. Weil am EAP der Trend hin zu größeren und schwereren Flugzeuge gehe, müssten diese die Rechtskurve nach dem Start in einer höheren Geschwindigkeit fliegen, verweist Suhr auf eine Forderung der Fluggesellschaften. Und weiter: „Easyjet fliegt ungerne Umwege.“

Darüber hinaus nannte er auch einen weltweit eingeführten höheren Sicherheitsabstand zu Bodenhindernissen. „Auch das ist eine mögliche Ursache, die wir in Betracht ziehen.“ Im weiteren Verlauf würde nun eine Verschiebung der Wegpunkte der Abflugroute und eine frühere Rechtskurve überprüft. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit hätte für die Fluggesellschaften jedenfalls negative wirtschaftliche Folgen, räumte der Flughafendirektor ein.

Während Suhr nicht müde wird, den Flughafen als Erfolgsmodell zu bezeichnen –der EAP ist der größte Arbeitgeber im Elsass und soll direkt und indirekt etwa 1,6 Milliarden Euro Wertschöpfung generieren –, steigt die Lärmbelastung.

Die Flughafenverantwortlichen wollen aber gegensteuern, wie sie bei der jüngsten Bilanzmedienkonferenz betonten: Um dem Ruhebedürfnis der Anrainer bis Ende dieses Jahres gerecht zu werden, legte der EAP im vergangenen Frühjahr zwei Ziele fest, die aber schwer zu erreichen sind, wie Suhr Ende Januar erklärte.

Das erste Ziel ist die Halbierung der Starts Richtung Süden, das zweite die Stabilisierung der Flugbewegungen. Angestrebt wird laut Suhr zudem eine sogenannte „begrenzende Lärmkurve“, die dem EAP Raum zur wirtschaftlichen und räumlichen Entwicklung bieten soll.

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