Basel Hoffnung in einem stabilen Zuhause

Denis Bozbag

Suchthilfe: Diakonische Stadtarbeit Elim setzt sich seit mehr als 20 Jahren für Drogenabhängige ein.

Basel - Im Foyer steht ein alter Steinbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. Daneben ein Tisch, hübsch dekoriert mit Herbstschmuck. Kuchen und Kaffee stehen bereit für den Nachmittagstreff der Bewohner. Der findet täglich statt, auch wenn selten alle kommen.

Mitten im Basler Stadtgeschehen

Schmuck und unauffällig mitten im Basler Stadtgeschehen liegt das Haus Elim. Niemand erahnt die spezielle Klientel hinter diesen ordentlichen Fassaden: Suchtkranke, die durch jahrelangen Drogenkonsum in die Obdachlosigkeit abgerutscht sind. Das Haus bietet Platz für 29 permanente Bewohner, in der angrenzenden Pflegestation können 14 Menschen intensiv betreut werden. Weitere 23 Plätze stehen in den ambulanten Wohngruppen zur Verfügung.

Durch alle Instanzen

„Viele Menschen kommen aus schwierigen Lebensverhältnissen und sind bereits durch alle Instanzen einer Wiedereingliederung gegangen, bevor sie auf der Straße landeten“, beschreibt Geschäftsleiter Urs Gerber im Gespräch mit unserer Zeitung den Lebensweg vieler im Haus. Sozialarbeiter sprechen diese Menschen gezielt an bekannten Treffpunkten der Drogenszene an und zeigen Perspektiven raus aus der Obdachlosigkeit auf. Dazu vermittelten sie ihnen als ersten Schritt zurück in die Gesellschaft einen Platz in der Einrichtung. Das Alter der Bewohner reicht von 22 bis 68 Jahre, ein Drittel sind Frauen und zwei Drittel Männer.

Den suchtkranken Bewohnern stehen rund 40 Mitarbeiter – bestehend aus Sozialarbeitern, Pädagogen, Pflegekräften und einer Seelsorgerin – sowie eine weitere Anzahl von 70 bis 80 Ehrenamtlichen beratend und unterstützend zur Seite. Laut Gerber müssen die Ziele von den Bewohnern selber gesetzt werden. Die Verantwortung, die Probleme selber zu erkennen, werde damit in die Hände der Betroffenen gelegt und damit auch die Entscheidung, einen Ausweg aus der eigenen Suchtspirale anzustreben.

Niemand wird gezwungen

Niemand werde zu etwas gezwungen. So auch nicht zur Abstinenz von den konsumierten Drogen. „Wir leisten hier eine akzeptierende Suchthilfe, bei der nicht die Entwöhnung der Süchtigen im Vordergrund steht, sondern die Stabilisierung der aktuellen Lebenssituation“, erläutert Sozialpädagoge und Stellvertreter Markus Röthlisberger das Konzept und fährt fort: „Unsere Philosophie ist die einer dem Menschen dienenden Liebe, die sich derer annimmt, die im Leben alles verloren haben.“

Beschäftigungsmöglichkeiten finden die Bewohner in den Hobby- und Kreativ-Räumen der Einrichtung oder im Küchenteam. Auch für die Pflege des Wintergartens oder für die Organisation im Haus-Café wird Hilfe benötigt.

Nur Einzelfälle schaffen es

Gerber weiß, dass ein Aufenthalt im Elim nicht immer mit Erfolg endet: „Nur Einzelfälle schaffen es wieder zurück auf den regulären Arbeitsmarkt.“ Nach einer erfolgreichen Stabilisierung im Haus bestehe die Möglichkeit, in eine Wohngruppe zu wechseln und je nach Bedarf in unterschiedlicher Intensität durch eine Bezugsperson weiter ambulant betreut zu werden.

Blick in den Landkreis

Akzeptierende Suchthilfe wird in Teilen auch im Landkreis Lörrach praktiziert, jedoch ohne Angebot von Konsumräumen. Der Kontaktladen „Drehscheibe“ bietet eine Anlaufstelle mit warmem erschwinglichem Essen und Duschmöglichkeit. Frank Meissner, Leiter der Suchtberatung Lörrach, hält es für unmöglich, einen Menschen mit jahrzehntelanger Drogenabhängigkeit von der Sucht „heilen“ zu können.

Pragmatisches Konzept

Daher bewerte er das Konzept als sehr pragmatisch. Ein umfangreiche Wohnversorgung für Suchtkranke, wie das Haus Elim sie bietet, gibt es indes im Landkreis noch nicht. Meissner, würde ein solches Angebot begrüßen. Im Hinblick auf den angespannten Wohnungsmarkt und einer immer älter werdenden Klientel mit Drogengeschichte sei so etwas sinnvoll. „Aber, wo Menschen mit problematischen Lebenswelten an einem Ort untergebracht sind, häufen sich die Probleme“, gibt er gleichzeitig zu Bedenken.

Erstrebenswert sei eine dezentrale Unterbringung in kleineren Wohngruppen. Am besten in ein stabiles Umfeld mit Freunden und Nachbarn fernab der Konsumentenszene. Eine Regionalisierung der Suchtbetreuung auf mehrere Standorte im Landkreis sei finanziell aber derzeit (noch) nicht möglich.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading