Basel Humorvoll und brillant

Ralf Deckert
Begeisterten in einer ausverkauften Messehalle in Basel: Rocksänger Robert Plant und Suzi Dian. Foto: Stefanie Salzer-Deckert

Country-Legende Marty Stuart und Rock-Gott Robert Plant überzeugen bei der Baloise Session. Suzi Dian ist mit ihrer kraftvollen, unverstellten Stimme an der Seite des ehemaligen Led Zeppelin Sängers eine wunderbare Ergänzung.

Beatrice Stirnimann strahlt übers ganze Gesicht: „Ich schwebe schon den ganzen Abend“, freut sich die Geschäftsführerin des renommierten Baloise Session Musikfestivals in Basel. Sie hat schon viele Konzerte in der Messe Basel veranstaltet und erlebt. Aber ganz klar: Dieser Freitagabend mit dem vielfach mit Grammys ausgezeichneten Country-Star Marty Stuart und mit Robert Plant, dem vielleicht legendärsten Rock-Sänger überhaupt, ist auch für sie ein besonderer Moment. Das Publikum in der ausverkauften Basler Messehalle sieht dies ebenso und feiert beide Künstler mit ihren Bands ausgiebig.

Den Auftakt macht Marty Stuart. Zeitweise war er in der Band von Johny Cash aktiv in den Achtzigern. Aber vor allem stehen er und seine Band The Fabulous Superlatives für ihre eigene, höchst virtuos und gleichzeitig mit einer gewissen Ironie und viel Humor dargebotene Interpretation des Genres.

Gemeinsame Wurzeln

Schlagzeuger Harry Stinson im glitzernden Cowboy-Anzug wird von seinem Chef fortwährend als „handsome Harry“, der „hübsche Harry“, vorgestellt. Gitarrist Kenneth Vaughan ist „Cousin Kevin“ und Bassist Christopher Davies-Scruggs der „Professor“, vermutlich wegen der etwas an Buddy Holly erinnernden Brille.

Singen können sie alle vier himmlisch, was wohl an den gemeinsamen Wurzeln in der Gospel-Tradition liegen mag, die Stuart in Basel beispielsweise mit dem Standard „Working On A Building“ sehr betont. Der Rockabilly und Johnny Cashs Country-Rebellentum scheinen bei „Tear The Woodpile Down“ gleich zu Beginn des Konzerts prächtig durch. Aber auch Einflüsse von Roots-Rockern wie Tom Petty oder The Byrds schwingen mit, wenn Stuart mit seiner Band das nachdenkliche Stück „Time Don´t Wait“ intoniert.

Den zweiten, 90 Minuten langen Teil dieses hervorragenden Konzertabends übernimmt am Freitag nach einer kurzen Umbaupause Robert Plant, der mit seiner Band Saving Grace und Sängerin Suzi Dian nach Basel gekommen ist: Die Musiker haben sich in Plants Heimat in Worcestershire 2019 zusammengefunden. Statt auf große Namen setzt der Sänger also auf ländliche Nähe. Und wird reich belohnt: Vor allem Sängerin Suzi Dian ist mit ihrer kraftvollen, unverstellten Stimme an der Seite des ehemaligen Led Zeppelin Sängers eine wunderbare Ergänzung.

Nie ein Museums-Act

Die beiden harmonieren großartig, und Robert Plant gefällt sich in der Rolle des Begleiters, wenn Frontfrau Suzi Dian beispielsweise in der Country-Ballade „Orphan Girl“ die Führung übernimmt. Robert Plant hat auch mit 76 Jahren nicht allzu viel von seinem charakteristischen Timbre verloren, und Dian ist auch als Akkordeonistin eine adäquate Ergänzung für Klassiker wie „Friends“, eines der vier Stücke aus dem Led Zeppelin Repertoire, die von der Band in selbstbewussten, überzeugenden Interpretationen auf die Bretter gebracht werden. Gitarrist Tony Kelsey ist dabei vor allem für die rockigeren Elemente zuständig, während sein Band-Kumpel Matt Worley auch als dritte Stimme im Bunde und am Banjo mit orientalisch und afrikanisch anmutenden Klängen Akzente setzt. Schlagzeuger Oli Jefferson rundet das gelungene Bild mit seinem druckvollen, wandlungsfähigen Spiel ab. Plant hat seit dem Ende von Led Zeppelin vor über 40 Jahren zwar immer konsequent seinen eigenen künstlerischen Weg verfolgt und ist so nie zu einem Museums-Act in eigener Sache geworden. So gut wie mit Saving Grace und Suzi Dian hat er aber dennoch nur selten geklungen.

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