Basel Ikone der modernen Kunst

Gabriele Hauger
 Foto: Gabriele Hauger

Ausstellung: Retrospektive Georgia O’Keeffe zum Fondation Byeler-Jubiläum

Von Gabriele Hauger

Riehen. Seit 25 Jahren lockt die Fondation Beyeler Besucher aus aller Welt in ihre wunderbaren Ausstellungsräume. Nun, zum Auftakt des Jubiläumsjahrs, widmet sich das Haus einer der bedeutendsten Malerinnen und Ikonen der modernen amerikanischen Kunst: Georgia O’Keeffe (1887-1986).

Ihre wohl bekanntesten Arbeiten sind die überdimensionierten Blüten und Blätter mit unverhohlen erotischer Anspielung, die auch zur Plakatierung gewählt wurden – echte Hingucker, fast meditativ und mit ihrer Größe ganz überraschende Wirkung entfaltend.

Die chronologisch angeordnete Ausstellung mit insgesamt 85 Werken zeigt indes die ganze Bandbreite ihres nur schwer einzuordnenden Schaffens. Darunter auch O’Keeffes frühes Wirken, Kohlezeichnungen, die entstanden, als die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Künstlerin – sie wuchs auf einer Milchfarm auf – als Lehrerin arbeitete. Hier schon zu sehen: kleinformatige Aquarelle mit organischen, abstrakten Formen, in denen die fast grelle Farbe zunehmend an Autonomie und Intensität gewinnt. Mitte der 1920er-Jahre dann entstehen die eingangs erwähnten Blütenbilder in extremer Nahsicht, wodurch auch diese abstrakte Wirkungen entfalten.

Präsenz in angesagten Kreisen

Eine Fotoporträt-Serie und zahlreiche, teils poetische Zitate der Künstlerin bringen sie dem Besucher als Menschen mit interessanten Reflexionen näher. „Nichts ist weniger real als der Realismus. Details verwirren. Nur durch Auswahl, Weglassen, Hervorhebung kommen wir an die wirkliche Bedeutung der Dinge.“ Ein Zitat von 1922, in dem sie die Philosophie ihrer Kunst zusammenfasst.

Georgia O’Keeffe lebt ab 1918 auch in New York, integriert in angesagten Kreisen von Fotografen und Galeristen, darunter auch Alfred Stieglitz, der erst ihr Gelebter, später ihr Ehemann wird. Hier kommt sie in Kontakt mit der europäischen Avantgarde, und hier entwickelt sich auch zunehmend ihr ureigener, bemerkenswerter Stil, der sich in seiner Vielschichtigkeit zwischen Abstraktion und Realismus nur schwer fassen lässt. Auch das macht sie zur wohl interessantesten Malerin von Natur und Landschaften im 20. Jahrhundert.

Geprägt von der Millionenmetropole New York, malt sie Hochhäuser, Blicke in minimalistisch-surreale Häuserschluchten zwischen Wolkenkratzern oder Fabrikschlote am East River.

Großen Eindruck hinterlassen bei ihr die Landschaften New Mexicos, wohin sie regelmäßig reist. Die wüstenartige Natur, die hispanische Kultur, die indigenen Wurzeln, die Bauweise und typische Architektur, die Kargheit der Natur, die spektakuläre Weite oder der überwältigende Himmel – all das finden wir in ihren Bildern, in denen der Mensch nicht vorkommt, nur zuweilen Spuren, die er hinterlässt.

Beeindruckt war die Künstlerin auch von gebleichten Tierschädeln oder Knochenresten in der Wüste, die sie in ungewohnter Größenverschiebung mit Himmel und Landschaft kombiniert. In diesem Saal werden auch ungewohnt düstere Versionen von Hügellandschaften aus den 1940er-Jahren präsentiert, deren Stimmung wohl durch das damalige Kriegsgeschehen geprägt war.

Im letzten und größten Saal der Ausstellung wird im Zentrum Alexander Calders „Black Mobile with Hole“ präsentiert, drumherum an den Wänden Georgia O’Keeffes Bilder. Die amerikanischen Künstler vereint tiefe Verbundenheit mit den weiten Ebenen und dem endlosen Horizont auf dem amerikanischen Land.

In O’Keeffes Bildern stößt man hier immer wieder auf schwarze, dominante Rechtecke, die sie scharf kontrastierend in abstrahierte Bauten setzt. „My last door“, meine letzte Tür, hinter die das Auge nicht schauen kann, nicht wissen kann, ob dahinter mehr ist als das dunkle Nichts.

Werke fast ausschließlich in den USA

Georgia O’Keeffe galt bereits zu Lebzeiten als bedeutendste Vertreterin der neuen amerikanischen Kunst. Die meisten ihrer Bilder befinden sich in den USA. Und obwohl sie auch in Europa zu den bekanntesten Künstlerinnen gehört, gab es bisher nur selten Gelegenheit, ihre Arbeiten im Original zu sehen. Die Fondation Beyeler macht dies mit ihrer von Theodora Vischer kuratierten Schau nun möglich.   bis 22. Mai, täglich 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr; es ist ein Katalog erschienen

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