Basel Illustrierte Schrecken des Krieges

Denis Bozbag

Retrospektive: Cartoonmuseum Basel zeigt 200 Zeichnungen des Comic-Autoren Jacques Tardi.

Basel - Ein Soldat blickt mit weit aufgerissenen Augen auf das Grauen des Ersten Weltkrieges. Diese übergroße Szene aus dem Band „Elender Krieg“ setzt den Anfang für die umfassende Rückschau auf die Illustrationen von Jacques Tardi „Le Monde de Tardi“, die im Basler Cartoon-Museum zu sehen ist. In Zeiten wieder erstarkender Nationalismen und autoritärer Macht sind die gezeichneten Geschichten über die Schrecken des Krieges geradezu eine Warnung vor den möglichen Konsequenzen einer ideologisierten Politik.

Urgestein des internationalen Comics

Der 1946 im südfranzösischen Valence geborene Künstler Tardi ist ein Urgestein des internationalen Comics und hat während seiner 50 Jahre illustrativer Arbeit viele Autoren und Leser beeinflusst. Den Krieg mit seiner Sinnlosigkeit hat er zum Schlüsselthema seiner Geschichten erkoren. Drastisch und schonungslos sind die in schwarz-weiß gehaltenen Darstellungen der erschöpften oder toten Soldaten in den Schützengräben. Deren zerfetzte Gliedmaßen und hervorquellende Gedärme zeugen von unfassbarer Gräuel. Aus den Erzählungen der Großmutter über den „Grande Guerre“ schöpft Tardi genügend Stoff für eindrückliche Klageschriften wie „Grabenkrieg“, „Elender Krieg“ und „Der Letzte Ansturm“.

Nach dem Einstieg mit Zeichnungen über den Ersten Weltkrieg geht es im zweiten Stock der Ausstellung weiter mit Tardis Adaptionen von Kriminalromanen, insbesondere jenen von Léo Malet mit seinem Detektiv Nestor Burma. Dabei greift Tardi auf verschiedene Gestaltungsfreiheiten zurück und entwickelt so vor historischer Kulisse eine eigene bildhafte Welt zum „Roman noir“ der 1950er Jahre.

1976 entschloss sich Tardi zu einer Comic-Serie mit einer weiblichen Heldin als Hauptfigur – ein absolutes Novum für eine Zeit, in der männliche Protagonisten in der Comic-Welt dominierten. Die Abenteuer der Adèle Blanc-Sec spielen zur Zeit der „Belle Époque“ in einem Paris – surreal und fantastisch wie es nie existiert hat, bevölkert mit Sauriern, Affenmenschen, lebenden Mumien und anderen Monstern.

Klarer, sicherer Strich

Der Meister der kontrastreichen Zeichnung hat einen wirklichkeitsgetreuen Zeichenstil mit klarem sicherem Strich entwickelt. Die runden Gesichter seiner vom Leben gezeichneten Figuren starren im zweiten Stock der Ausstellung auf einer Plexiglaswand dem Besucher in die Augen – so als ob sie uns ihre Lebensgeschichte erzählen wollten.

Im dritten Stock erlebt man die sozialkritische Seite des Künstlers. Die politischen Plakate spiegeln seine klare Haltung als überzeugter Kriegsgegner wider und sind in unterschiedlichen Satire-Zeitungen und Magazinen erschienen.

An der letzten Station dieser chronologischen Rückschau geht es thematisch zurück zum Krieg. Diesmal mit der Geschichte seines Vaters in deutscher Kriegsgefangenschaft in Polen. Das Cartoonmuseum präsentiert mehrere unveröffentlichte Originalseiten aus dem in Kürze erscheinenden dritten Band der halb-biografischen Erzählung aus einem Lager des Zweiten Weltkrieges. Tardi bringt sich dabei selber in Gestalt eines Jungen ein, der seinen Vater in mehreren Dialogen nach dem Sinn des Krieges fragt.

  •  „Le Monde de Tardi“: Cartoonmuseum Basel, St. Alban-Vorstadt 28, bis 24. März, Di bis So: 11 bis 17 Uhr

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading