Basel E+H in der Krise gut aufgestellt

Michael Werndorff
Endress+Hauser zeigt sich krisenfest: Das Unternehmen investiert kräftig und schafft Arbeitsplätze. Foto: zVg

Endress+Hauser zieht Bilanz / Unternehmen schafft auch während Coronakrise neue Stellen

Reinach -  Die in der Mess- und Automatisierungstechnik tätige Endress+Hauser-Gruppe hat 2020 bei Umsatz und Gewinn einen Rückgang verbuchen müssen. Trotz Pandemie und wirtschaftlicher Herausforderungen hat E+H kräftig investiert und neue Stellen geschaffen, wie gestern im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz zu erfahren war. Für die Zukunft sieht sich das Familienunternehmen mit Sitz in Reinach gut aufgestellt.

„Die Pandemie hat unsere Kunden und uns vor große Herausforderungen gestellt – und sie hat am Ende Spuren in unseren Geschäftszahlen hinterlassen“, kommentierte Unternehmens-Chef Matthias Altendorf das Geschäftsergebnis für das vergangene Jahr.

Geschäftsergebnis

Das weltweit tätige Unternehmen erzielte einen Umsatz von 2,58 Milliarden Euro. Den Rückgang um 2,8 Prozent führte er in erster Linie auf den Einfluss von Wechselkursen zurück. Der Gewinn belief sich auf 255 Millionen Euro und lag damit um 4,1 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Insgesamt ergaben sich im Jahr 2020 durch Umrechnung tiefere Umsätze von mehr als 70 Millionen Euro. „In lokalen Währungen gemessen wäre unser Wachstum um 2,8 Prozentpunkte höher ausgefallen. Auf ,comparable basis’, wie es im Fachjargon heißt, hätten wir somit beim Umsatz das Vorjahresniveau gehalten. Wir schätzen, dass wir damit über dem Durchschnitt der Branche liegen und somit Marktanteile gewonnen haben“, berichtete Finanzchef Luc Schultheiss.

„E+H ist gut durch das erste Jahr der Pandemie gekommen“, sprach Verwaltungsratspräsident Klaus Endress von „fast schon beneidenswert guten Zahlen“. Das gesamte Unternehmen sei in exzellenter Verfassung. E+H habe aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2009 gelernt, sein Angebot auch auf die Bedürfnisse der Life-Science-Branche ausgerichtet, die in der Corona-Pandemie ein Wachstum verzeichnete.

Darüber hinaus habe die Unternehmensgruppe auch einen wichtigen Beitrag geleistet im Kampf gegen die Pandemie. So kämen Produkte für die Herstellung von Impfstoffen zum Einsatz ebenso wie PCR-Technik zum Nachweis des Coronavirus, berichtete Altendorf. „Unsere Strategie hat sich bestätigt“, befand Altendorf: Die Flüssigkeitsanalyse sei im vergangenen Jahr gut gewachsen, das Laborgeschäft stark.

Wie Finanzchef Luc Schultheiss sagte, habe sich das Geschäft in Europa besser als die allgemeine Wirtschaft entwickelt. „Unser Absatz wurde vor allem durch das Laborgeschäft und die gute Entwicklung der Life-Science-Industrie gestützt.“ Sehr gut entwickelt hätten sich die Schweiz und Frankreich sowie die nord- und osteuropäischen Märkte.

Sehr gutes Wachstum verzeichneten auch China, Indien, Südkorea und Japan, während im Nahen Osten die Aufträge aus dem Öl- und Gas-Sektor fehlten, wie weiter zu erfahren war.

Der Präsident des Verwaltungsrats zeigte sich mit der Leistung des Unternehmens zufrieden: Endress+Hauser habe trotz Umsatzeinbußen die Profitabilität auf hohem Niveau halten, Kurzarbeit vermeiden, die Beschäftigung leicht steigern und das globale Netzwerk für Produktion und Vertrieb weiter ausbauen können.

Einsparungen

Den Umsatzrückgang konnte E+H größtenteils durch Einsparungen des betrieblichen Aufwands ausgleichen, Kostenüberhänge aus den Vorjahren sowie Lohnerhöhungen seien durch erfolgsabhängige Entgeltsysteme und atmende Arbeitszeitregelungen kompensiert worden, sagte Schultheiss. Pandemiebedingt seien viele Messen, Geschäftsreisen und Schulungen ausgefallen. Auch fielen aufgrund der niedrigeren Umsätze weniger Vertreterprovisionen ins Gewicht. Zudem habe das Unternehmen nicht dringliche Ausgaben aufgeschoben.

Arbeitsplätze

Ende vergangenen Jahres beschäftigte die Gruppe weltweit 14 454 Mitarbeiter, 126 mehr als im Vorjahr. In der trinationalen Region Basel stieg die Zahl der Angestellten um 36 auf 5084. Davon entfallen 1896 (plus 22) auf den Sitz von E+H in Reinach. „Damit sind wir unter dem geplanten Beschäftigungsaufbau geblieben“, stellte Schultheiss fest.

Das Stellenwachstum gehe in erster Linie auf Einstellungen gleich zu Beginn des Jahres zurück. In der Krise seien nahezu alle Auszubildenden übernommen worden. Altendorf sprach von derzeit 150 offenen Stellen im Dreiland, die man zu besetzen versuche.

„Wir wollen möglichst keine Kurzarbeit, und dann nur als letzte Option“, betonte Endress. Und: Man werde niemanden wegen der Pandemie entlassen. „Bei E+H muss sich niemand Sorgen machen um Einkommen oder Arbeitsplatz“, lautete die Botschaft des Verwaltungsratspräsidenten.

Investitionen

Trotz Pandemie hat das Unternehmen keine großen Investitionsvorhaben gestoppt. Der überwiegende Teil der Investitionen von mehr als 200 Millionen Euro ist wieder in den Ausbau der Produktion geflossen. Die beiden größten laufenden Projekte betreffen die Region Basel.

In Reinach fließen 56 Millionen Euro in die Fertigung von Durchflussmesstechnik, in Maulburg investiert E+H insgesamt 46 Millionen Euro in die Produktion von Füllstands- und Druckmesstechnik.

Fast 200 Millionen Euro wurden vergangenes Jahr für Forschung und Entwicklung veranschlagt, für 2021 sind Investitionen in Höhe von insgesamt 270 Millionen vorgesehen.

276 Patente hat die Unternehmensgruppe 2020 eingereicht, 42 weniger als im Vorjahr. „Hier zeigt sich ein Nachteil des Homeoffice“, so Altendorf. Die Menschen seien kreativer, wenn sie sich physisch begegneten und dabei gegenseitig inspirierten.

Ausblick

Für das Jahr 2021 hat sich E+H laut Firmenchef ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich vorgenommen. „Wir wollen mindestens wieder den Umsatz von 2019 erreichen, möglichst sogar übertreffen.“ Man rechne aber mit einer niedrigeren Rendite, weil viele Einsparungen des vergangenen Jahres einmaliger Natur gewesen seien. In den ersten drei Monaten 2021 liegt E+H im Auftragseingang deutlich über den Zielen. „Konsolidiert in Euro kosten uns allerdings auch die Wechselkurse wieder einen Teil des Wachstums“, sagte Altendorf.

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