Basel In Worten und Klangbildern

Die Oberbadische
Ergänzen sich wunderbar: Maria Schrader, Franziska Hölscher und Marianna Shirinyuan (v.l.) Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Hommage: Drei Frauen bringen im Burghof Lörrach Texte von Roger Willemsen zum Klingen

Lörrach. Auch der Abwesende ist an diesem Vorleseabend immer präsent: Mit „Landschaften – eine musikalische Korrespondenz von Franziska Hölscher und Roger Willemsen“ gastierten am Sonntag die Violinistin Franziska Hölscher, die Schauspielerin Maria Schrader und die Pianistin Marianna Shirinyan im Burghof Lörrach. Eine leise Veranstaltung, anregend und melancholisch zugleich, wurde doch Roger Willemsen durch eine Krebserkrankung aus dem laufenden Projekt gerissen, an der er Anfang 2016 starb. Hölscher machte weiter – mit Willemsens Texten, jedoch mit anderen Partnern: Auf Walter Sittler als Rezitator folgte Schrader, Shirinyan am Klavier kam noch zusätzlich hinzu.

Eines kann man fast mit Sicherheit annehmen: Der charismatische Journalist und Autor, dem Musik immer eine ganz wichtige Inspirationsquelle war, hätte seine Freude an diesem Abend gehabt. In der Variante der drei Frauen entfaltet die Gegenüberstellung von (reise-)journalistischen Texten aus Willemsens Feder und ihrer Gegenüberstellung mit exquisiten, kammermusikalischen Miniaturen aus ganz verschiedenen Epochen einen ganz besonderen Reiz.

Die drei ergänzen sich perfekt: Maria Schraders wirkungsvolle und präsente Persönlichkeit, ihre spürbare Herzenswärme und die dunkle, manchmal raue Stimme bringen die Schwingungen von Willemsens Sprache, in denen sich immer wieder seine Feinfühligkeit und Zugewandtheit den Leuten gegenüber manifestieren, auf besondere Art und Weise zum Klingen.

Erfrischende Kontrapunkte

In fast schon dialogischer Form setzen die beiden jüngeren Frauen an der Geige und am Klavier erfrischende Kontrapunkte, stimmen musikalisch auf Situationen oder auch Landschaften ein, die Willemsen in seiner unnachahmlichen, minutiös genau wahrnehmenden und präzisen Sprache festgehalten hat.

Schon die Titel der Textausschnitte fangen bestimmte Stimmungen ein – „Serbischer Tanz“ oder „Bayerische Devotionen“ – hinter den Menschen wird bei Willemsen immer auch ein Gesamtbild, eine Art alles umfassende Ordnungsstruktur sichtbar, die der jeweiligen Weltgegend ihr Gepräge gibt.

Seine im Detail festgehaltenen Erlebnisse, aber auch zufällig aufgeschnappte Zitate führt er wie Beweise dafür ins Feld. Besonders deutlich wird dies in den beiden Textstücken „Unterirdisch I“ und „Unterirdisch II“, bei denen es sich im Grunde um Momentaufnahmen aus der Berliner U-Bahn handelt. Wie die Menschen sitzen, wie sie schauen, was sie sich gegenseitig zu sagen haben oder auch nicht – für Willemsen ergibt sich aus diesen Eindrücken ein plastisches Bild der wie „aus einer Konfettikanone“ zufällig ausgespuckten Gesichter der Großstadt. Mit dem aufrüttelnden Sasoun Tanz von Alexander Arutjunjan und Maurice Ravels buchstäblich durchrüttelndem Perpetuum Mobile: Allegro aus der Sonate in G-Dur hat Hölscher auch hier passende Klangbilder dazu gefunden.

Mehr Hinwendung zur Großstadt

Die Großstadt an sich scheint ihm übrigens mehr zu liegen als das flache Land. Teilt sich doch in seinen Landschaftsbeschreibungen, sei es über das bayerische Voralpenland mit seinen Kirchen und Kapellen, die schwäbische Alb mit ihrer eher kargen und verschlossenen Beschaffenheit oder die Kreidefelsen auf Rügen, an denen sich die Reisegruppen tummeln, immer auch eine leichte Distanziertheit mit – ein etwas mürrisches Unverständnis, das man bisweilen auch durchaus als Arroganz des Großstädters missverstehen könnte.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading