Basel Interessen abwägen

Die Oberbadische

Verkehr: EuroAirport startet Studie, um Lärmschutzmaßnehmen auszuloten

Der EuroAirport will den Lärmschutz nach 23 Uhr proaktiv weiter verstärken. Damit soll dem Bedürfnis der Nachtruhe der Flughafenanrainer nachgekommen werden. Eine Studie soll nun mögliche Handlungsoptionen aufzeigen. Das letzte Wort hat aber das politische Brüssel.

Von Michael Werndorff

Basel. Bisherige Maßnahmen, den Lärm zu verringern, hätten keine befriedigenden Ergebnisse gebracht, erinnerte Flughafendirektor Matthias Suhr im Rahmen einer Pressekonferenz an die Anhäufung von Verspätungen bei Flugrotationen. Das war schon Thema Anfang des Jahres, als der EAP-Chef die Jahresbilanz 2018 vorstellte und eine verstärkte Überprüfung des Lärmschutzes ankündigte. Jetzt erklärte er vor dem Hintergrund der zunehmenden Lärmdebatte und der Forderung nach schärferen Maßnahmen nach 23 Uhr, dass der EAP eine Studie lanciert hat, um die Situation für Anrainer zu verbessern – obwohl der EAP hierzu im Grunde nicht verpflichtet sei.

„Wir verstehen die Frustration der Anwohner und wollen den Lärmschutz nach 23 Uhr proaktiv verbessern“, erklärte Suhr vor den Medien. Indes: Der EAP sei eine Schlüsselinfrastruktur in der Region und ein wichtiger Standortvorteil im Wirtschafts- und Lebensraum des Dreiländerecks. Zudem könne die Flughafenleitung die Betriebszeiten nicht in Eigenregie ändern, verwies er auf internationale Vorgaben und Verfahren.

Betroffene werden befragt

Mit der aufgegleisten Studie sollen nun Handlungsoptionen und deren Folgen aufgezeigt werden. In Frage kommen Maßnahmen an der Lärmquelle, wie zum Beispiel eine Reduzierung der Lärmemissionen bei Flugzeugen, in der Raumplanung, bei den Flugrouten, bis hin zu konkreten betrieblichen Einschränkungen, wie zum Beispiel bei der Flugplanung in den Nachtstunden. Schutzverbände fordern eine Ausweitung der Nachtflugsperre von 23 bis 6 Uhr. Derzeit gilt die Sperre von 24 bis 5 Uhr für Landungen und von 24 bis 6 Uhr für Starts.

Auf die Frage, ob es auch bei den Betriebszeiten zu Änderungen kommen könnte, betonte Suhr, dass Einschränkungen eher unwahrscheinlich seien. Denn: Die bestehenden Betriebszeiten sind für das Geschäftsmodell des EAP von zentraler Bedeutung, hieß es bei der jüngsten Jahrespressekonferenz. Diese Zeiten böten Gewähr dafür, dass die am EAP stationierten Flugzeuge frühmorgens zu den großen europäischen Business- und Tourismuszentren gelangen und abends wieder zur Basis zurückfliegen können. Auch das Express-Frachtgeschäft sei auf die Tagesrandzeiten angewiesen. Nur so könne der Flughafen seine zentrale Rolle im regionalen Logistikcluster wahrnehmen und für die Wirtschaft optimale Bedingungen anbieten.

In einer ersten Phase der Studie wird die bestehende Situation analysiert. Zusätzlich interviewen zwei unabhängige Beratungsfirmen Cgx Aero aus Frankreich und EBP aus der Schweiz in Zusammenarbeit mit den französischen und schweizerischen Luftfahrtbehörden (DGAC und BAZL) und dem EAP mehr als 90 Flughafenpartner, inklusive Vertreter von Gemeinden, Kantonen, Fluggesellschaften und Anrainerverbänden.

Die Interviews starten noch in diesem Monat, wie zu erfahren war. „Die Interviewpartner haben dadurch die Gelegenheit, ihre Vorschläge und Ansichten zur Thematik des Lärmschutzes einfließen zu lassen“, sagte der Flughafenchef. Ein verkürztes Verfahren sei dabei nicht möglich, erklärte der stellvertretende EAP-Direktor Frédéric Velter. „Allerdings haben wir den Willen, das Verfahren so schnell wie möglich voranzutreiben.“

Nachhaltig gestalten

Ziel sei es, die Entwicklung des Luftverkehrs am EAP nachhaltig zu gestalten, indem Belange von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt gleichermaßen berücksichtigt werden. Es gelte eine Ausbalancierung der Lärmschutzanliegen der Bevölkerung und des volkswirtschaftlichen Nutzens des Flughafens, hieß es weiter.

Die Studienergebnisse werden Anfang 2020 erwartet, dann entscheidet der EAP über mögliche Maßnahmen, welche die französische Flugaufsichtsbehörde und das französische Verkehrsministerium noch genehmigen müssen. „Das letzte Wort hat aber die Europäische Kommission“, erklärte der Flughafendirektor.

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