Basel Kein Frieden, eher Krieg

Die Oberbadische
Tanzszene aus „Don’t tell the Kids“ Foto: Lucian Hunziker Foto: Die Oberbadische

Theater: Tanz von Richard Wherlock: „Don’t tell the Kids“

Von Dorothea Gebauer

Basel. Theorien sind schwierig. Zuweilen sperrig. Tanzen ist da schöner. Da geht die Theorie übers Auge in Herz und Hirn und kann dort ihr Werk tun. Am ehesten dort erschließt sie sich, wird ihre Komplexität sinnlich heruntergebrochen und das Neue, Andere ihres Anspruchs deutlich und emotional zugänglich gemacht.

Richard Wherlock widmet seine Choreografie „Don’t tell the Kids“ am Theater Basel der Systemtheorie eines Niklas Luhmann und übersetzt sie. Das Stück, das am Donnerstagabend auf der Kleinen Bühne Premiere hatte, nimmt sich das kleinste System innerhalb des großen vor und spielt damit: Wie ticken familiäre Bande? Welches Leitbild prägt, wenn Familie gedacht wird?

Musik von „The velvet underground“

Nun, ein tragendes ist da nicht mehr vorhanden. Es hat sich aufgelöst. Auf der Bühne dominieren mit Musik von „The velvet underground“ entweder erstarrte Öde oder chaotische Unruhe. Zwar knistern Emotionen, ist bei den Protagonisten kein Gefühl ausgelassen, das es zwischen Menschen geben kann. Aber zwischen den Tanzenden, auf dem Boden Kriechenden, unter dem Tisch Liegenden oder an die Wand Starrenden herrscht keine Harmonie, sondern eher Krieg.

Möbel schieben und umwerfen, Sofas umkippen oder Sessel rollen, mit Fäusten gegen die Wand ballern oder Türen knallen. Das ist das Setting, im dem der Tanz sich rasant und flirrend virtuos entfaltet. Zwar gibt es erhellende Momente von zuckersüßer, alberner Heiterkeit. Da sind die Menschen trunken vor Glück, sind Bewegungen geschmeidig, flutet Verstehen, krachen Witz und Humor. Aber das Zellgewebe, das da herumwirbelt, folgt keinem Plan, keiner Ordnung, sondern reibt sich auf in fragmentierter Diversität.

Das Stück ist ein starkes Porträt getanzter Sozialgeschichte. Es spiegelt das Unbequeme und Herausfordernde der Beziehung zwischen den Menschen wider. Das ist hart, ja. Das konfrontiert. Immanuel Kant ergänzt Luhmann und wird im Programmheft zitiert: „Der Friedenszustand unter den Menschen, die nebeneinander leben, ist kein Naturzustand, der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, das ist wenngleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. “

  weitere Spieltermine: 26. und 29. September, 4., 7., 11., 19. Oktober und 3. November, Kleine Bühne, Theater Basel

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