Basel Keine Freiheit über den Wolken

Denis Bozbag
Die Investitionen am EuroAirport mussten um fast ein Fünftel gesenkt werden. Foto: zVg/Juri Weiss

Luftfahrt: An die Investitionen von morgen kann der EuroAirport bei Basel erst nach Corona denken.

Basel - Die Luftfahrtbranche und damit auch der EuroAirport (EAP) bei Basel liegen wegen Corona derzeit am Boden. Frühestens im Jahr 2024 oder 2026 erwarten die Analysten wieder das alte Passagieraufkommen wie vor der Krise. Doch wie will der Flughafen dann weiter auf die sich ändernden Bedarfe der trinationalen Bevölkerung im Dreiländereck reagieren? Welche Investitionen braucht es und welche Rolle spielt dabei der Klimaschutz?

Um diesen Fragen nachzugehen, hat die Handelskammer beider Basel ein Panel aus Vertretern der Wirtschaft, Politik und Flughafenanrainer einberufen. Während der zweistündigen Diskussionsrunde mit dem Titel „Back to cockpit“, die am Dienstag im Internet ausgestrahlt wurde, gab es einen Konsens: „Ein weiter so wie bisher, wird es nicht geben.“

Der live aus Hamburg nach Basel zugeschaltete Journalist und Luftfahrtexperten Cord Schellenberg kommentierte die aktuelle Situation mit einer umgewandelten Strophe aus einem Lied von Reinhard Mey: „Die Freiheit über den Wolken ist nicht mehr grenzenlos.“ Etwas ernster fuhr er fort mit seiner Einschätzung, wer am EAP zukünftig gute Chancen habe: Low-Cost-Carrier, die sich auf Kurz- und Mittelstrecken fokussiert hätten. „Privatpersonen, die Familie und Freunde besuchen: Diese Gruppe wird nach Corona zuerst wieder ins Flugzeug steigen“, war sich der Experte gewiss. Wichtig sei, dass die Fluggesellschaften in neue Technologien investierten, wie zum Beispiel in wasserstoffbetriebene Flugzeugmodelle, an denen Airbus arbeite. Der EAP solle für morgen an seiner Strategie arbeiten, klimaneutraler zu werden und für übermorgen Zukunftsprojekte anpacken wie den TGV- und Regio-S-Bahn-Anschluss. Es brauche einen pragmatischen Weg nach vorne. „Der Flugverkehr wird nicht verschwinden.“

Als Vertreter der Anrainer war Renato Rossi vom Schweizer „Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Basel-Mülhausen“ eingeladen worden. Den neuen Technologien wie Wasserstoffflugzeugen oder synthetischen Kraftstoffen stand er kritisch gegenüber: „Ich glaube auch an Innovation, denke aber nicht, dass sie schnell genug kommen werden.“

Thomas Haagensen, Easyjet-Chef für Deutschland und die Schweiz, legte seinem Unternehmen ein grünes Gewand an mit dem Hinweis, dass die Airline längst CO2-Ausstöße finanziell kompensiere, „denn Passagiere zahlen nicht freiwillig mehr, um umweltfreundlicher unterwegs zu sein“. Bei jeder kleinsten Preiserhöhung gehe die Nachfrage zurück, wusste der Manager.

Bis man aber weiter in den Klimaschutz investieren könne, müsse man erst die Krise überstehen, die selbst Easyjet hart getroffen habe.

„Bei uns ist die Situation nicht besser“, beklagte EAP-Direktor Matthias Suhr. Dieses Jahr werde der Flughafen ein Passagieraufkommen von nur 2,5 Millionen Menschen haben. Im Vorjahr waren es noch 9,1 Millionen. Dem gegenüber stünden aber steigende Kosten wie durch das Corona-Testcenter auf der französischen Seite des EAP. Dort seien seit seiner Einrichtung Anfang August bereits 30 000 Testungen durchgeführt worden. Suhr konnte bei den Frachtvolumen indes von einem Zuwachs um drei Prozent berichten. „Derzeit leben wir noch von unseren Reserven und mussten bei den Behörden in der Schweiz oder in Frankreich noch nicht um Hilfsgelder bitten.“ Um weiter finanziell durch die Krise zu kommen, mussten allerdings die Investitionen um ein Fünftel reduziert werden.

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