Basel Köstliches Ehetheater

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Theater: Zwei-Personen-Stück „O du fröhliche Zweisamkeit“ im Riehener Kammertheater

Von Jürgen Scharf

Riehen. Ausgerechnet am „Morgestraich“ schüttet es wie aus Kübeln, so dass die Hölzlis lieber im Bett bleiben. Pech nur, dass es wohl die letzte Chance zum Morgenstreich war, denn inzwischen sind sie 106 Jahre alt. Seit 80 Jahren verheiratet, hocken die alten Herrschaften beisammen mit Mütze und Wolldecke und reden aneinander vorbei. Sie strickt ihm schon seit 28 Jahren einen Schal. Da kann, wie bei Loriot, dem alten Paar nur noch eine Eheberatung helfen...

„Jo, herzig!“, kann man diesen Sketch mit den eigenen Worten von Yvette Kolb kommentieren. Die bekannte Basler Autorin, Schauspielerin und Regisseurin bringt in ihrem komödiantischen Zwei-Personen-Stück „O du fröhliche Zweisamkeit“ mit viel Humor nicht nur diese komische Paartherapie, sondern viel Witziges zum Thema Geschlechterkampf als Sketche, Szenen und Gedichte auf die Bühne des Riehener Kammertheaters – alle selbstgestrickt wie der Endlos-Schal von Frau Hölzli.

In das köstliche Ehetheater der Marke Kolb fließen reichlich Erfahrungen beim Beobachten von Paarverhalten und Alltagssituationen des täglichen Ehelebens im Rentenalter ein. Dabei verschweigt Kolb in Anspielungen über das Verhältnis von Mann und Frau in psychologisch hintergründigen Szenen nicht die eheliche Tristesse. Als Kolbs Sketchpartner ist Jürgen von Tomei mit seinem trockenen Humor genau der Richtige. Der Zeichner, Karikaturist, Kabarettist und Schauspieler, der die Bücher von Yvette Kolb und das Plakat illustriert hat, ist unter anderem der „Schneckenflüsterer“ in einem verqueren Dialog beim Tierarzt, wo er einen verschnupften Fisch und sie eine psychisch gestörte Schnecke hinbringen.

Tomei schlüpft auch mal in die Rolle des alternden Playboys, der die Frauen liebt, obwohl die Schmetterlinge im Bauch längst flügellahm geworden sind: „Ein alter Mann, der nicht mehr will und nicht mehr kann“. Von wegen!, kann man da nur sagen, denn die Autorin dreht, wie so oft, die Sätze zu neuen Pointen um. Kolb betrachtet die „Zweierkisten“ unter betagten, altgedienten Paaren mit liebevoller (Selbst-)Ironie. Darunter sind teils gereimte Altersgedichte und Prosa-Witzeleien über das Alter und Altern. Skurril und aberwitzig ist dabei oft die purzelbaumschlagende Logik.

Yvette Kolb, die zuletzt mit ihrem humorvollen Buch über die „Dachkatzen vom Basler Marktplatz“ einen Bestseller landete, schreibt Loriot weiter. Das sind kleine Bühnenszenen und Anekdötchen, mit lockerer Hand aufbereitet und speziell durch die Brille des Älterwerdens betrachtet. Als Running Gag ziehen sich die Hölzlis und ihre vergeblichen Versuche, noch mal zum Morgenstreich zu gehen, durch das ganze Programm mit den 15 Nummern.

Die beiden Figuren hat Yvette Kolb sich und Tomei auf den Leib geschrieben, und beide zeigen sich wandlungsfähig in immer neuen Rollen und Verkleidungen, während beim Umbau auf der Bühne alte Schlager laufen. Ihre Komik beziehen die Sketche oftmals aus den Missverständnissen zwischen den Personen. Manches wirkt geradezu absurd, so die Szene „In Grenzach auf der Bank“, wo die Kundin nur Franken umwechseln will und dabei ihre Daten bis hin zur Blutgruppe ausspioniert werden.

Vieles ist aber durchaus realitätsnah und dürfte in manchen Familien der älteren Generation so ähnlich vorkommen, wird nur humorig-satirisch überspitzt, so dass die Lacher im Publikum an der richtigen Stelle kommen. Eine treffsichere Alltagsbeobachtung ist das abschließende Gespräch im 6er-Trämli, wo eine Frau in einem fort über die kalten Holzsitze und das Wetter redet und der neben ihr sitzende Fahrgast einsilbig antwortet. Gut beobachtet!   Aufführungen am 20./21. sowie 27./28. April, 20 Uhr

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