Basel Kostendruck beendet „Wettrüsten“

Die Oberbadische
Kern der präsentierten Strategien und Visionen ist die Zusammenlegung des Universitätsspitals Basel und der Baselbieter Kantonsspitäler in einer Spitalgruppe. Foto: Juri Weiss Foto: Die Oberbadische

Beide Basel wollen Spitäler in gemeinsamer Gruppe zusammenlegen / Tagesklinik statt Bruderholzspital

Basel/Liestal (sda). Das Universitätsspital Basel (USB) und die Baselbieter Kantonsspitäler (KSBL) sollen in einer Spitalgruppe zusammengelegt werden, wie die beiden Regierungen vorschlagen. Das marode Bruderholzspital soll abgerissen und stattdessen eine Tagesklinik gebaut werden.

Die Gesundheitsdirektoren Lukas Engelberger (Basel-Stadt) und Thomas Weber (Baselland) knüpften gestern an Ankündigungen vom März an: Damals hatten die Regierungen eine gemeinsame Spitalstrategie angekündigt und auch eine Spitalfusion nicht ausgeschlossen. Hintergrund ist steigender Kostendruck, ein Ziel auch die Sicherung der Hochschulmedizin in der Region Basel. Zusammenrücken und Fokussierung auf Kernkompetenzen soll Synergien und Skaleneffekte ermöglichen. Zentrale Absicht ist, stationäre durch ambulante Leistungen abzulösen – letztere finanzieren die Kantone nach Gesetz nicht mit.

Für Weber ist eine „einheitliche operative Führung“ der Akutspitäler „unabdingbar“. Nicht dabei sind vorerst das Basler Felix-Platter-Geriatriespital und die Psychiatrie. Die von USB- und KSBL-Strategen angeregte Spitalgruppe sei jedoch offen für eine spätere Beteiligung weiterer Partner in der Region, hieß es.

Im Gegensatz zu anderen Kantonen lassen sich laut Weber 46 Prozent der Baselbieter Patienten nicht primär im eigenen Kanton behandeln – meist in Basel-Stadt. Die Baselbieter Spitäler hätten so zu wenig Patienten, um langfristig wirtschaftlich zu bestehen, sagte KSBL-Verwaltungsratspräsident Werner Widmer. Laut Weber kann man sich das bisherige „Wettrüsten“ der Spitäler nicht mehr leisten.

Engelberger ließ noch offen, ob die Gruppen-Strategie einer Zusammenlegung am Ende zu einer echten Fusion führt, dem Berner Modell einer gemeinsamen Betriebsgesellschaft folgt oder in eine Spitalholding mündet. Alle Varianten würden geprüft.

Zeit drängt auch wegen USB-Klinikum 2

Auf dem Tisch liegt erst ein „Strategiepapier“ mit zu prüfenden Stoßrichtungen. Die Verwaltungsräte von USB und KSBL sollen bis im dritten Quartal 2016 konkrete Vorschläge liefern. Die Umsetzung ist laut Weber ab 2019/2020 vorgesehen.

Die Zeit drängt nicht nur wegen zunehmender Überalterung der Bevölkerung, ist doch in Basel ein wegen eines 60-Meter-Turms in der Altstadt umstrittener Neubau für das USB-Klinkum 2 aufgegleist. Der Große Rat hat dem Projekt mit Kosten zwischen 550 und 900 Millionen Franken zugestimmt; Denkmalschutzkreise ziehen jedoch vor Gericht.

Auf das Klinikum-2-Projekt an sich habe die neue Strategie „keine Auswirkungen“, sagte Engelberger. Innerhalb der geplanten Bauhülle könne es Verschiebungen geben. Folgen seien allenfalls für einen späteren Ausbauschritt möglich, sagte USB-Verwaltungsratspräsident Michel Plüss.

Mit einer gemeinsamen Leistungsvereinbarung sollen die ausgelagerten öffentlichen Spitäler der beiden Kantone an eine Leine genommen werden. Dies soll Investitionen bündeln und Überkapazitäten abbauen. Letztere werden insbesondere im stationären Bereich verortet, weshalb der ambulante ausgebaut werden soll. Markantestes Projekt dabei ist die Verwandlung des maroden Baselbieter Kantonsspitals Bruderholz in eine „Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe“. Dazu soll schrittweise das laut Widmer „modernste ambulante Zentrum der Schweiz“ erstellt und das alte Bettenhochhaus abgerissen werden.

Angenehmer Nebeneffekt für die leeren Baselbieter Staatskassen: Neben dem künftigen Bruderholzspital wird Platz für hochpreisige Wohnungen frei. Zum kleinen Laufener Spital, über dessen Schließung spekuliert wird, sagte Weber, dort solle ein „bedarfsorientiertes Gesundheitsnetzwerk entstehen“.

Entlassungen seien in USB und KSBL keine vorgesehen, hieß es mit Verweis auf den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Im Gegenteil würde laut Widmer der Status Quo mittelfristig Jobs kosten.

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