Basel Kreativer Tatort

Dominique Spirgi
Installationsansicht „Impasse Ronsin“: André Almo Del Debbio, Portrait Anael, 1969; Mireille, 1967; Espagnole, 1962; Alicia Moï, Portrait André Del Debbio, 1942 (v.l.n.r) Foto: Daniel Spehr

Museum Tinguely: Ein Stück Geschichte mit Liebe, Mord und Kunst

Basel - Das Museum Tinguely Basel lädt zu einem Spaziergang durch die legendäre Ateliersiedlung „Impasse Ronsin“ in Paris. Sie war Schaffensort von so bekannten Künstlern wie Constantin Brâncusi und Jean Tinguely, aber auch Tatort eines spektakulären Mordes.

Wer die „Impasse Ronsin“ im Pariser Quartier Montparnasse mit den Namen Brâncusi, Tinguely oder Niki de Saint Phalle in Verbindung bringt, ortet diese Künstlersiedlung sicher als Schmelztiegel der Avantgarde ein. Mit dem Nach-Kunstbau von Brâncusis Atelier vor dem Centre Pompidou hat sie denn auch ihr entsprechendes Denkmal erhalten.

Für ein Zentrum der Avantgarde und Aktionskunst sprechen auch die Namen weiterer Künstler, die dort zeitweise ihr Atelier hatten, wie etwa Max Ernst und Isamu Noguchi, oder dort verkehrten, wie Yves Klein oder Jasper Johns.

Die Ausstellung im Museum Tinguely mit dem schmissigen Titel „Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris“ präsentiert diesen Aspekt, will aber auch aufzeigen, dass dieses Bild nur bedingt zutrifft. In der Ateliersiedlung, die 1868 eröffnet worden war und 1971 dem Ausbau des benachbarten Spitals weichen musste, waren auch viele Künstlerinnen und Künstler tätig, die mit der Moderne oder gar der Avantgarde nichts am Hut hatten.

Die Ausstellung zeigt weiter, dass die Sackgasse nicht nur in Sachen Kunst für Schlagzeilen sorgte, sondern auch mit einem spektakulären Doppelmord. Das war 1908 im einzigen repräsentativen Bau, wo der französische Maler Adolphe Steinheil und seine Mutter erdrosselt aufgefunden wurden. Daneben lag gefesselt Steinheils Gattin, eine berüchtigte Mätresse, die lange des Mordes beschuldigt war, schließlich aber ungeschoren davon kam.

Ein kleines Blumen-Stillleben in der Ausstellung zeigt, dass Steinheil zwar durchaus malen konnte, die ausgestellten Zeitungsausschnitte zur „Affaire Steinheil“ und die Reproduktionen der Polizeifotos sorgen aber für mehr Aufmerksamkeit. Sie beweisen, dass Steinheil als Mordopfer zurecht mehr Berühmtheit erlangte denn als Künstler.

„Impasse Ronsin“: Bei weitem nicht nur Hort der Avantgarde

Auch bei weiteren Werken von Künstlern, die in der „Impasse Ronsin“ tätig waren, wird nachvollziehbar, warum man deren Namen heute nicht mehr kennt. Das trifft letztlich für einen guten Teil der rund 200 präsentierten Bilder und Skulpturen von über 50 Künstlern zu, die zum Teil als Schöpfer von Denkmälern oder auch nur als Hobbymaler tätig waren.

Das tut der Qualität und Attraktivität der Ausstellung aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Die Ausstellung, die auf dem Plangrundriss der einstigen „Impasse Ronsin“ aufgebaut ist, will eben aufzeigen, wie heterogen die Nutzer- und Bewohnerschaft während der über hundert Jahre war.

Natürlich sind auch Highlights zu sehen, wie Werke von Brâncusi, Tinguely, Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Bruno Spoerri, Max Ernst oder Jasper Johns. Es sind nicht allzu viele, aber sie stehen stellvertretend dafür da, dass in der Impasse sehr wohl Avantgarde- und Aktionskunstgeschichte geschrieben wurde.

Und wer mehr von Tinguely sehen möchte, der von 1955 bis 1963 sein erstes Atelier hatte, ist im Museum mit dessen Namen ja eh bestens bedient.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist der Nachbau des Ateliers des Bildhauers André Almo Del Debbio, der 1971 als letzter die „Impasse Ronsin“ verlassen musste. Diese ist dank der Hilfe seines Sohnes Christophe-Emmanuel del Debbio zustande gekommen, der auch eine Liste mit 220 Künstlern beigetragen hat, die an diesem außergewöhnlichen Ort tätig waren.  bis 5. April

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