Die Ausstellung zeigt weiter, dass die Sackgasse nicht nur in Sachen Kunst für Schlagzeilen sorgte, sondern auch mit einem spektakulären Doppelmord. Das war 1908 im einzigen repräsentativen Bau, wo der französische Maler Adolphe Steinheil und seine Mutter erdrosselt aufgefunden wurden. Daneben lag gefesselt Steinheils Gattin, eine berüchtigte Mätresse, die lange des Mordes beschuldigt war, schließlich aber ungeschoren davon kam.
Ein kleines Blumen-Stillleben in der Ausstellung zeigt, dass Steinheil zwar durchaus malen konnte, die ausgestellten Zeitungsausschnitte zur „Affaire Steinheil“ und die Reproduktionen der Polizeifotos sorgen aber für mehr Aufmerksamkeit. Sie beweisen, dass Steinheil als Mordopfer zurecht mehr Berühmtheit erlangte denn als Künstler.
„Impasse Ronsin“: Bei weitem nicht nur Hort der Avantgarde
Auch bei weiteren Werken von Künstlern, die in der „Impasse Ronsin“ tätig waren, wird nachvollziehbar, warum man deren Namen heute nicht mehr kennt. Das trifft letztlich für einen guten Teil der rund 200 präsentierten Bilder und Skulpturen von über 50 Künstlern zu, die zum Teil als Schöpfer von Denkmälern oder auch nur als Hobbymaler tätig waren.
Das tut der Qualität und Attraktivität der Ausstellung aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Die Ausstellung, die auf dem Plangrundriss der einstigen „Impasse Ronsin“ aufgebaut ist, will eben aufzeigen, wie heterogen die Nutzer- und Bewohnerschaft während der über hundert Jahre war.
Natürlich sind auch Highlights zu sehen, wie Werke von Brâncusi, Tinguely, Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Bruno Spoerri, Max Ernst oder Jasper Johns. Es sind nicht allzu viele, aber sie stehen stellvertretend dafür da, dass in der Impasse sehr wohl Avantgarde- und Aktionskunstgeschichte geschrieben wurde.
Und wer mehr von Tinguely sehen möchte, der von 1955 bis 1963 sein erstes Atelier hatte, ist im Museum mit dessen Namen ja eh bestens bedient.
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist der Nachbau des Ateliers des Bildhauers André Almo Del Debbio, der 1971 als letzter die „Impasse Ronsin“ verlassen musste. Diese ist dank der Hilfe seines Sohnes Christophe-Emmanuel del Debbio zustande gekommen, der auch eine Liste mit 220 Künstlern beigetragen hat, die an diesem außergewöhnlichen Ort tätig waren. bis 5. April