Basel Kultur „mal anders“ und für alle

Toni Kostic
Kultur interaktiv: Bei der Basler Museumsnacht konnten die Besucher nicht nur interessante Exponate bestaunen, sondern auch mitmachen und ein ansprechendes Rahmenprogramm genießen. Foto: Toni Kostic

Reportage: Basler Museumsnacht ist erneut ein Publikumsmagnet / 75 Prozent mehr Eintritte gezählt

Freitagabend, 18.05 Uhr in der Fondation Beyeler – die Basler Museumsnacht hat gerade erst begonnen – gelangt der Besucher am Securitypersonal vorbei in das recht gut besuchte Foyer. Die Ausstellungsräume der Fondation sind in dumpfes, weißes Licht getaucht.

Von Toni Kostic

Basel. Neben bekannten Werken von Giacometti, Gonzalez-Torres, Warhol und Matisse erhalten die Besucher vorab schon einen Teil der offiziell erst ab dem 29. Januar öffentlichen Ausstellung zum Werk des amerikanischen Künstlers Wayne Thiebaud zu sehen. Sein multiperspektivisches Stadtbild ohne Titel („City View“) aus dem Jahr 1993 betrachten die Freundinnen Barbara Häring und Luzia Gilgen. Verschiedene Komponenten haben die beiden in die Fondation gezogen, wie sie berichten. „Wir haben die Ausstellung noch nicht gesehen und es kommt Musik dazu. Der Chor der Nationen wird singen“, weiß Häring. Das Bild von Thiebaud mit den Straßen sei sehr speziell, findet Gilgen, „etwas vertrackt“. „Speziell, aber nicht anstößig“, ergänzt Häring, „es ist etwas Neues. Also mich fasziniert es.“

In einem Raum an der Ostseite des Baus ist die Installation „Palimpsest“ der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo zu sehen. Mit Wasser, das aus dem Boden tritt, werden Namen geformt, die wiederum in andere übergehen oder ganz im Boden versickern. Das Werk ist den Geflüchteten und Migranten gewidmet, die auf ihrem Weg nach Europa bei der Überquerung des Mittelmeers oder des Atlantiks gestorben sind.

Shuttle-Linien ergänzen Tram und Bus

Auf dem Weg vom einen zum anderen Museum stehen den Museumsnachtbesuchern verschiedene Transportmöglichkeiten offen. Die üblichen Trams und Busse der BVB sind in dieser Nacht durch eigens eingerichtete Shuttle-Linien ergänzt. Am Münsterplatz ist ein Shuttle-Busbahnhof eingerichtet.

Die orangene Linie fährt zum Cartoonmuseum, vor dessen Tür eine enorm lange Schlange von Menschen auf den Einlass wartet. Dass das Museum im Inneren aus schmalen Räumen und engeren Treppen besteht, trägt dazu bei, dass der Durchgang eine Übung in Geduld und der effizienten Koordination von Verkehrsströmen ist. Die Ausstellung selbst gerät dadurch jedoch ein wenig in den Hintergrund.

Dabei ist das Werk des bedeutenden Schweizer Comiczeichners Bernard Cosendai „Cosey“ zu bestaunen. Vor allem bekannt ist seine 17-bändige Serie „Jonathan“.

„Wir sind hierher gekommen, weil wir gesehen haben, dass sie was zum Comic machen und zum Trickfilm“, sagt die Besucherin Michelle Müller. „Und wegen des Speed Paintings“, ergänzt ihre Freundin Giulia Kiefer. Erfahrene Zeichner nehmen sich hier dem Besucher an und schaffen so in kürzester Zeit Porträts. Zum Bedauern vieler Besucher reicht die Schlange dafür über den Flur bis in den Nebenraum, so dass die Chance, an die Reihe zu kommen, kaum realistisch ist. „Bisher waren wir im Haus der elektronischen Künste. Das ist sehr spannend gewesen“, sagt Müller und präsentierte ein Video auf ihrem Handy. Sie ist mit einem aufgesetzten Gerät zu sehen, das ihre Hirnaktivität auf ein Hologramm einer diffusen technischen, sehr liquiden Gestalt projiziert.

Und weiter geht es mit der roten Linie zum Musikmuseum an der Leonhardskirche. Auffallend viele Familien sind hier unterwegs. Innen gibt es für die Kinder auf den drei Stockwerken Instrumente zum Ausprobieren. Hier bearbeitet die kleine Lilly mit dem Bogen die Saiten einer Bratsche, die ihr Vater hält – und das mit sichtlich viel Spaß. „Wir haben in Schulworkshops immer wieder gemerkt, dass Kinder so gerne die Instrumente ausprobieren“, erzählt Mitarbeiterin Margarete Polus. Lillys Freude an der Sache ist der beste Beweis dafür und belegt den Rang der Basler Museumsnacht als familientaugliche Veranstaltung.

Museumsnacht endet mit Rekordergebnis

Wie das Basler Präsidialdepartement im Nachgang berichtet, wurden in den 27 Museen um 1 Uhr morgens rund 128 400 Eintritte gezählt. Dies seien rund 75 Prozent mehr als in der Sommerausgabe 2022. Die zwölf Gastinstitutionen der Museumsnacht wiesen mit etwa 24 200 ebenfalls mehr Eintritte auf als im Vorjahr.

FOTOGALERIEWeitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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