Basel Kurz vor dem Totalabsturz

Die Oberbadische
Im Gastgewerbe sank die Wertschöpfung von April bis Juni vergangenen Jahres um 57 Prozent.Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Coronakrise: Wirtschaft 2020 stark eingebrochen / Rückgang weniger ausgeprägt als zunächst befürchtet

Die Schweizer Wirtschaft ist im Corona-Jahr 2020 so stark eingebrochen wie seit den Siebziger Jahren nicht mehr. Dank den Lockerungen im Sommer blieb der Rückgang aber weniger stark als anfänglich befürchtet. Und auch die Schäden durch die dritte Welle dürften sich in Grenzen halten.

Basel/Bern (sda/wer). Basel-Stadt schneidet in der Coronakrise schweizweit besser ab als andere Kantone: Laut Basler Wirtschaftsdepartement punktet die Stadt am Rheinknie mit zahlreichen Standortvorteilen und weist eine Wirtschaftsstruktur auf, die in Krisenzeiten stabilisierend wirkt. Insbesondere die Pharmabranche hat sich bisher stabilisierend ausgewirkt (wir berichteten).

In der Alpenrepublik ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent zurück, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) dieser Tage aufgrund einer ersten Schätzung mitteilte. Letztmals größer war der Einbruch 1975. Damals fiel das BIP als Folge der internationalen Ölkrise um hohe 6,7 Prozent. Im Frühling beziehungsweise auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle befürchteten Ökonomen für das Gesamtjahr ähnliche Minus-Zahlen.

Phasenweise senkten die professionellen Beobachter ihre Prognosen fast im Wochenrhythmus, wobei die pessimistischsten der Zunft von Rückgängen um bis zu zehn Prozent ausgingen.

Zwar kam es dann zum Glück nicht ganz so schlimm, doch der Einbruch damals war trotzdem historisch. Vor allem das zweite Quartal dürfte in die Annalen eingehen. Der umfassende Lockdown in der Schweiz, aber auch die Unterbrechung der internationalen Lieferketten und der weltweiten Tourismusströme führten bekanntlich zu einem beinahe Totalabsturz der Wirtschaft.

Größter Einbruch

So sank das BIP im zweiten Quartal um 7,2 Prozent, was laut Seco der größte Einbruch seit Beginn der vierteljährlichen Aufzeichnungen im Jahre 1980 war. Für einzelne Branchen waren die Einbußen allerdings noch viel größer als für die Gesamtwirtschaft. So sank etwa die Wertschöpfung im Gastgewerbe in der Periode von April bis Juni um 57 Prozent, im Bereich Kunst und Unterhaltung betrug das Minus 38 Prozent. Daneben brachen aber auch der Außenhandel und die Ausrüstungsinvestitionen ein.

So rasant wie der Einbruch im zweiten Quartal war dann allerdings auch die Erholung im dritten Quartal. Die Wiedereröffnung der Wirtschaft ab Mai führte zu einem Nachholkonsum in vielen Bereichen und entsprechend hohen Wachstumsraten. Das Gastgewerbe etwa profitierte besonders stark vom schönen Sommer und konnte die Umsätze wieder verdoppeln. Der private Konsum insgesamt machte mit einem Plus von 12,2 Prozent im dritten Quartal den Einbruch sogar mehr als wett. Aber auch Investitionen und der Außenhandel zeigten eine markante Erholung.

Einen Strich durch die weitere Erholung machte dann aber die zweite Corona-Welle. Wegen der erneuten Einschränkungen wurde die hiesige Wirtschaftsdynamik ziemlich abrupt wieder gestoppt. Wie die ebenfalls am Freitag veröffentlichten Daten zeigen, legte das BIP nämlich im vierten Quartal lediglich noch um 0,3 Prozent zu.

Leute sind zuversichtlicher

Das Gastgewerbe etwa erlitt wieder eine Einbuße von gut einem Fünftel. In anderen Bereichen setzte sich die Erholung dagegen fort. Insgesamt wirkte sich die zweite Corona-Welle bis Ende 2020 jedenfalls deutlich weniger auf die Wirtschaft aus als die erste im vergangenen Frühjahr.

„Der vielfach befürchtete, freiwillige Rückzug der Konsumentinnen und Konsumenten wegen der zweiten Welle ist kaum eingetroffen“, sagte der Seco-Verantwortliche Ronald Indergand gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Grundsätzlich seien die Leute in der zweiten Welle zuversichtlicher geblieben, was den Konsum im Vergleich zur ersten Welle einigermaßen stabil gehalten habe.

Insgesamt war das vierte Quartal damit laut Indergand besser als Anfang Dezember erwartet. Dafür dürfte aber das erste Quartal wegen der Restriktionen schwächer ausfallen. „Wir rechnen im Moment – ausgehend von unserem wöchentlichen Aktivitätsindex – wegen der Restriktionen mit einem Minus von 1,5 bis zwei Prozent, sagte er.

Je nach Geschwindigkeit der Öffnungen und Kompensationseffekte im März könnte das Quartal aber auch „etwas besser oder schlechter“ ausfallen.

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