Frage: Mit welchem Verlauf der Pandemie rechnen Sie in den nächsten Wochen in der Schweiz? Sehen Sie das Licht am Ende des Tunnels?
Ich bin vorsichtig optimistisch für die nächsten Wochen, da die Fallzahlen und Hospitalisierungen kontinuierlich abnehmen. Große Sorge bereitet uns allerdings die Ausbreitung von ansteckenderen Mutationen. Corona wird nicht verschwinden. Wir müssen weiter lernen, damit umzugehen. Unsere Perspektive ist aber ganz klar besser als noch vor einem Jahr. Ich gehe davon aus, dass es für uns alle Ende Februar das eine oder andere Zückerchen geben wird – eventuell wird der Präsenzuntericht an den Unis wieder ins Auge gefasst.
Für große Lockerungsschritte ist es allerdings noch zu früh. Zu groß ist die Gefahr einer exponentiellen Zunahme der gefährlichen Mutationen. Modelle weisen darauf hin, dass sich zurzeit eine dritte Welle aufbaut, und die ist noch versteckt in der rückläufigen zweiten Welle. Deshalb ist für März weiterhin große Vorsicht geboten. Abstandhalten und Maskentragen sind zentral. Ich hoffe sehr, dass die Impfkampagne an Dynamik gewinnt. Wir sind auf einem guten Weg, aber es dauert noch.
Frage: Gab es in der Vergangenheit vergleichbare Pandemien?
Die letzte vergleichbar globale Pandemie war die Spanische Grippe vor rund hundert Jahren. Geschätzte 500 Millionen Menschen waren damals infiziert, und die Pandemie kostete zwischen 20 und 50 Millionen Menschen das Leben. Weniger extrem war Sars 2002/2003 mit rund 8000 Krankheitsfällen in 25 Ländern und weltweit 774 Toten. Mers 2012 und Ebola 2014 bis 2016 waren geografisch stärker eingeschränkt, und es gelang, diese Pandemien innerhalb weniger Monaten oder Jahre unter Kontrolle zu bringen.