Basel Lesen und schreiben in der Krise

Die Oberbadische
Bestsellerautor Petros Markaris in Basel bei der Vorstellung seines Krimis „Offshore“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Culturescapes: Petros Markaris legt neuen Krimi vor

Von Jürgen Scharf

Basel. Kreativität im Alter: Beispiel Petros Markaris. Bald über 80, ist der griechische Autor voller Energie. Kaum hat er mit „Offshore“ einen neuen Krimi vorgelegt, der zeigt, dass in Griechenland die Musik auch „offshore“ spielt, so arbeitet er schon an zwei weiteren Romanen. Hält Schreiben jung? „Ich bin froh und glücklich, wenn ich schreiben kann. Das ist eine Art von Vergnügen“, sagt der Schriftsteller im Volkshaus Basel bei Gespräch und Lesung im Rahmen des Festivals „Culturescapes“, das die Kultur Griechenlands in die Schweiz bringt und mit dem Literaturfestival Buch Basel kooperierte.

Dabei geht es in dem Kriminalroman um Kommissar Kostas Charitos gar nicht gemütlich zu. Er beginnt ganz flott und endet sehr düster. Ein Journalist wird ermordet, im Auto, mitten in Athen. Ein Fall, der aktuelle Parallelen hat zu dem Attentat auf eine Journalistin in Malta. Hat Markaris hellseherische Fähigkeiten? Vielleicht kann er in der Kaffeetasse lesen, wie alle Griechen.

Eine Woche, nachdem Markaris den Roman beim Verlag abgab, kamen die „Panama Papers“ ans Licht; jetzt, bei Erscheinen des Buchs, die „Paradise Papers“. Steueroasen für die Griechen sind laut Markaris Zypern und Bulgarien. Aber die Ursprünge und Quellen des Geldes seien doch sehr gefährlich. Markaris, der auch als politischer Kommentator gefragt ist und bei einer Podiumsdiskussion aktuell über die Lage Griechenlands sprach, wirft wortreich einen Blick auf Europa und Griechenland in der Krise. Doch ist er relativ zuversichtlich, zeichnet ein Griechenland, das aufersteht.

Es sei nicht leicht, über die Krise zu schreiben und zugleich in der Krise zu leben. „Jetzt mache ich Schluss mit der Krise“, sagt er sichtlich erschöpft und will einen anderen Aspekt der Krise entdecken. Man müsse beobachten, wie die Griechen wieder leben, wenn Geld aus den Offshore-Finanzplätzen im Ausland zurückfließt.

Man merkt, dieser Krimi ist anders konstruiert als Brunetti oder Maigret, aber eines hat er doch gemeinsam: die Küche und das Kochen. Im Mittelmeerraum spielt die Küche eine entscheidende Rolle, anders als in den skandinavischen Krimis, wo es nur Pizza und Sandwich gibt. n  Culturescapes dauert bis 3. Dezember; nächste Termine: 19.11., 18 Uhr, Basler Münster: Mönchschor mit „Hymnen vom Berg Athos“, Organist Andreas Liebig spielt Werke von Arvo Pärt; 21.11., 19 Uhr, Literaturhaus Basel: „Zeitgenössische griechische Literatur – eine schöne Unbekannte; 21.11., 20 Uhr, Kaserne Basel: Poka-Yio „Eutopia“, Theater in englischer Sprache; 21./22.11., 20.30 Uhr: the bird’s eye jazz club: Lambrakis Quartet

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