Basel Liebe, Lyra, Leidenschaft

Gabriele Hauger

Antikenmuseum: „Von Harmonie und Ekstase – Musik in den frühen Kulturen“

Basel - Heutzutage herrscht Dauerbeschallung. Musik hallt dem modernen Menschen allerorten um die Ohren: Radiogedudel, Kaufhausgesäusel, Spotify & Co. Dabei hat Musik genaues Hinhören verdient.

Eine zentrale Rolle spielte die Musik in den antiken Kulturen. Unter dem Titel „Von Harmonie und Ekstase. Musik in den frühen Kulturen“ hat das Antikenmuseum Basel eine Sonderschau kuratiert (bis 19. September), zu der ein hochinformativer Katalog erschienen ist.

Die Ausstellung beleuchtet die vielfältige Verwendung von Musik in der Antike und betont – wie schon der Titel verrät – die Gegensätzlichkeit, die auch wir beim Musikhören erfahren: Denn Musik kann ganz unterschiedliche Stimmungen auslösen, vom mitreißenden Rhythmus bis zum melancholischen Sinnieren. In drei von dieser Dualität bestimmte Bereiche ist die Ausstellung gegliedert: Leben vs. Tod, Ordnung vs. Chaos, Geist vs. Körper.

Leben und Tod bilden zwei Pole, die eng miteinander verknüpft sind. So wird in griechischen Mythen die Überwindung des Todes thematisiert, bei der stets Musik eine wichtige Rolle spielt – man denke nur an Orpheus. Die Szene auf einer Vase um 430 v. Chr. stellt die Tötung des Sängers dar, der sich noch zu retten versucht, als Schutzschild seine Lyra nutzend. Betörende Klänge können Unglück bedeuten, so wie die Sirenen für Unheil sorgten. Ob bei Hochzeit oder Begräbnis: Der Musik kam eine enorm wichtige Rolle der Artikulation von Gefühlen zu, bei Zeremonien und Ritualen.

Die Liebe ist dabei bereits im alten Ägypten zentrales Thema der Musik. Unter vielen Objekten ist ein musizierender, Kithara spielender Eros auf einem Delfin reitend als Tonfigur ausgestellt.

Nach antiker Weltsicht spaltet sich die Welt in eine geordnete und eine wilde Hälfte. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Musik, voller Harmonie oder Ekstase. Auch davon zeugen zahlreiche Bildnisse: Einerseits Dionysos inmitten nackter, tanzender Jünglinge auf einer Amphore aus Athen; andererseits ein Gemälde, das ein diszipliniertes Vorspiel, vielleicht bei einem Musikwettbewerb, zeigt. Platon ordnete der Musik klare Aufgaben zu, auch erzieherische. Und so wurde Musik in der Antike einerseits als intellektuell und geistig angesehen, aber auch als ekstatisch und körperbetont.

Antiker Musik nachzuspüren, ist herausfordernd: Aus dem alten Ägypten gibt es keine, aus dem antiken Griechenland oder Rom nur ganz wenige Notationen. Durch schriftliche Zeugnisse, durch Bilder auf Vasen, Reliefs oder Statuen lässt sich indes ablesen, welch zentrale Rolle die Musik spielte. Und durch den Nachbau antiker Musikinstrumente lässt sich deren Klang ins Heute transferieren.

So kann der Besucher auch mittels Handy-Kopfhörer und App den vornehmen Klängen der Harfe, der Lyra – von der sich im übrigen der Begriff Lyrik ableitet – der Laute, der Hornbläser oder der Rhythmusinstrumente lauschen. Dadurch lässt sich erfahren, wie leise und besinnlich, wie laut und aufpeitschend Musik sein kann – auch in der Antike.

150 Kunstwerke, meist aus dem eigenen Museumsbestand, werden gezeigt, ergänzt von auswärtigen Leihgaben. Dazu gehören Originalinstrumente, die in Privatbesitz sind. Anschaulich wird die Welt antiker Instrumente aber auch durch deren Nachbau. An Audiostationen kann man mittels heutiger Einspielungen spezialisierter Ensembles in antike Klangwelten eintauchen. 

Info: Ausstellung bis 19. September, Di/Mi, Sa/So, 11 bis 17 Uhr, Do/Fr 11 bis 22 Uhr; Gratiseintritt: Do/Fr ab 17 Uhr, Sa/So ganztags; das Rahmenprogramm umfasst auch eine Konzertreihe, es ist ein Begleitkatalog erschienen.

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