Basel Logistikkette aufrechthalten

Denis Bozbag
 Foto: Michael Werndorff

Transport: EuroAirport Basel wird krisenbedingt von Frachtmaschinen verstärkt angeflogen. Passagieraufkommen so gut wie auf Null reduziert.

Basel - Während die Beförderung von Passagieren am EuroAirport (EAP) derzeit nahezu völlig stillsteht, wächst der Frachtbetrieb um 50 Prozent. „Täglich heben 15 Cargomaschinen ab – statt zehn wie vor der Corona-Pandemie“, schildert Flughafensprecher Stefan Wyer die aktuelle Lage.

„Wir haben mehr Express-Fracht zu transportieren – wahrscheinlich aufgrund der Zunahme von Online-Bestellungen“, vermutet Wyer im Gespräch mit unserer Zeitung. Zudem müsse der Flughafen Engpässe an anderen Orten auffangen. So seien dieser Tage zwei Maschinen der Fluggesellschaft Qatar Airways vom EAP abgeflogen, da diese acht Frachtflüge aus Europa nach Doha nicht mehr aus Luxemburg, sondern nun ab Basel anbiete. Am Flughafen Findel seien derzeit die Cargo-Kapazitäten erschöpft.

Insgesamt leide aber auch der Luftfrachtverkehr unter starken Einbrüchen im Zuge der Krise, erläutert Stefan Hartung, Pressesprecher der Servicegesellschaft für Fluggesellschaften und Flughäfen Swissport. Die Mengen seien deutlich zurückgegangen – denn 50 Prozent der weltweiten Volumen würden in den Laderäumen von Passagiermaschinen transportiert. Lediglich an Flughäfen, die auch von Frachtflugzeugen angeflogen würden wie der EAP, fielen die Verluste geringer aus, da diese nach wie vor verkehrten, um die weltweiten Logistikketten aufrechtzuerhalten. In Basel kommt laut Hartung hinzu, dass einige Fluggesellschaften den EAP krisenbedingt jetzt öfter anfliegen.

Pharmakonzerne setzen auf Luftfracht

Ein bedeutender Anteil der umgeschlagenen Güter am EAP geht auf die in Basel ansässige Pharma- und Chemieindustrie zurück. Etwa ein Drittel des gesamten Frachtaufkommens von Novartis werde ab dem EAP transportiert. „Das verbleibende Volumen wird auf dem Landweg zu anderen europäischen Flughäfen in Paris, Frankfurt und Zürich transportiert“, berichtet Unternehmenssprecher für Europa und Asien, Satoshi Jean-Paul Sugimoto.

Auch der Konkurrent Roche setzt in der Krise auf den Luftweg. „Grundsätzlich ist der Anteil an der Luftfracht hoch, da unsere Medikamente und Diagnostika sehr schnell zu unseren Patienten transportiert werden müssen. Auch in der aktuellen Situation können alle Lieferungen sichergestellt werden.“

Der Mix der umgeschlagenen Güter bleibe grundsätzlich unverändert. In Basel fertigte Swissport vergangene Woche rund ​1800 Tonnen General Cargo ohne Expressdienste ab – mehr als doppelt so viel als vor der Krise, betont Hartung. Davon flögen seit Mitte März gut 40 Prozent auf reinen Frachtflugzeugen – üblich seien ansonsten lediglich 25 Prozent.

Der Personen-Flugverkehr tendiere derweil aktuell gegen Null, verkündet Wyer. Trotzdem werde der Betrieb des Flughafens gewährleistet, zumal noch einige wenige Flüge nach Osteuropa starteten und Rettungsmaschinen mit schwer erkrankten Corona-Patienten aus dem Elsass am EAP landeten. In den vergangenen Tagen seien zudem einige Rückholflüge mit im Ausland gestrandeten Schweizer Touristen angekommen.

Den durch die Ausfälle entstandenen Schaden kann Wyer noch nicht beziffern: „Dazu ist es derzeit zu früh. Wir wissen nicht, wie lange der Stillstand dauern wird und wie sich die Pandemie global in den Reiseländern entwickelt.“ Man habe für die mehr als 6000 Mitarbeiter bereits Kurzarbeit in der Schweiz und in Frankreich beantragen müssen.

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