Basel Maler der menschlichen Seele

Die Oberbadische

Ausstellung: Edward Hopper-Schau in der Fondation Beyeler/ Wim Wenders präsentiert Hopper- Film

Von Gabriele Hauger

Riehen. Hopper? Kennt man von Plakaten, Reproduktionen. Barack Obama hatte zwei Bilder des Künstlers im „oval office“ hängen. Fast jeder kann mit diesem Künstlernamen etwas anfangen, dessen Werke indes in europäischen Museen kaum vertreten sind. Meist ist es das berühmte, melancholische Ölgemälde der einsamen Nachtschwärmer „Nighthawks“, das sich aufdrängt. Die Fondation Beyeler fokussiert sich in ihrer 65 Werke umfassenden Ausstellung auf Hoppers Landschaften und hat unter der Leitung von Kurator Ulf Küster eine erhellende Schau zusammengestellt, thematisch gegliedert und von einem ganz besonderen Beitrag gekrönt: Der große Regisseur Wim Wenders wurde angefragt, ob er einen filmischen Beitrag zu Hopper für die Ausstellung liefern würde. Er sagte zu. Entstanden ist ein emotional packender und künstlerisch anspruchsvoller, 14-minütiger Streifen in 3D, unterlegt mit Musik, der in einem extra geschaffenen Kubus des Museums gezeigt wird und die Wirkung von Hoppers Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen noch zu steigern vermag. Zur Premiere von „Two or Three Things I Know about Edward Hopper“ ließ es sich Wenders nicht nehmen, persönlich vor den rund 200 Journalisten zur Medienkonferenz nach Riehen zu kommen. Hier erwies er sich als sympathischer, nachdenklicher, kunstaffiner Filmmann, dem es gelungen ist, den Sog der Bilder des amerikanischen Künstlers filmisch widerzuspiegeln.

In Montana fand Wenders eine halb verlassene Stadt, die baulich und atmosphärisch in den 50er Jahren stehen geblieben zu sein scheint. Hier drehte er die Film-Szenen, die von Hopper-Bildern inspiriert sind: Darin sieht man die einsamen, wartenden, hoffenden Menschen, die strukturierten Horizontlinien, die leeren Straßenzüge, spürt die Schweigsamkeit, Einsamkeit und die tiefe Melancholie, die so hopper-typisch sind.

„Hopper ist für mich der tollste Maler, den ich je gesehen habe“, bekennt Wenders vor der Presse. Durch Zufall stieß er in den 70er Jahren auf Bilder des Künstlers und kam ins Staunen über Hoppers Modelle über die Sicht der Welt. In seinem Film wolle er zeigen, was man so schlecht in Worte fassen kann. Der Film führe Hoppers Bilder weiter, aber nicht zu weit, damit der Zuschauer für sich diese Bilder weiter ergänzen könne, erklärt Wenders. „Hopper malte wie im Breitband-Filmformat“, sagt Wenders. Durch die Wahl der 3D-Technik schafft der Regisseur es, Tiefe zu erzeugen, die Emotionalität zu wahren.

In den USA gilt Hopper als identitätsstiftend. Seine Werke warfen Schatten auf den amerikanischen Traum, schufen in einzigartige Atmosphäre tiefgründige, stimmungsvolle Bilder, in denen scheinbar eine endlose Stille herrscht – allerdings in erwartungsvoller Spannung. Licht und Schatten sind in seinen Werken essenziell, mit ihnen formt er seine Landschaften, auf die die Ausstellung den Fokus legt. Einsame Küsten, Hügel und Leuchttürme; einsame Frauen am Fenster, wartend, den Blick auf etwas gerichtet, von dem wir nicht wissen, was es ist. Und immer wieder der dunkle, schattige Wald, der für das Unergründliche, das Unbewusste steht. Eisenbahnstränge mit parallelen Horizontlinien. Häuserzeilen, menschenleer, Strommasten ohne Kabel, Häuser ohne Türen, da entdeckt der Betrachter bei Hopper fast surrealistische Verweise.

Ein Raum ist den Meeresbildern gewidmet. Hopper war begeisterter Segler, und das Meer für ihn ein Symbol für alles Unendliche, Unfassbare. Zudem sind kleinformatigere Zeichnungen – eine davon zeigt eine Kurve, die ins ungewisse Nichts führt – und Aquarelle zu sehen. Erstere soll Hopper auf dem Rücksitz seines Wagens eilig aufs Papier geworfen haben. Ganz im Gegensatz zu seiner geringen sonstigen Produktivität, zuweilen entstanden nur ein, zwei Bilder im Jahr. Viel Zeit verbrachte der Künstler hingegen im Kino, das ihn inspirierte, er widmete sich gerne der Psychologie, las Freud und Jung, war belesen und gebildet.

Zeitlos berührt er uns als Maler der menschlichen Seele. 1933 schrieb er: „Mein Ziel beim Malen hat stets in der möglichen Übertragung einer intimsten Eindrücke der Natur bestanden.“  Wir berichten noch auf unserer überregionalen Kulturseite.

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