Basel Mama und Papa Zombie

Die Oberbadische

Zombie-Walk: Filmreife Invasion der Untoten

Von Veronika Zettler

Uäääääh“, grollt es aus ihren Kehlen, „Uäääääh“. Ihre Augen sind milchig, die bleichen Gesichter blutverschmiert, die Arme schlaff nach vorne gestreckt. Ihr Taumeln wirkt ziellos, doch der Schein trügt: Sie streben mit untrüglichem Instinkt ihrer menschlichen Beute zu.

Ja, es war eine filmreife Zombie-Invasion, die Basel am Samstagabend heimsuchte. Zum achten Mal fand der Zombie-Walk statt und das Virus trieb wieder gut 300 Personen in gruslige Kostümierung. Überwiegend Jugendliche hatten sich in lebende Tote verwandelt. Hier und da sichtete man auch Papa und Mama Zombie – im Schlepptau von dämonisch geschminktem Nachwuchs.

Gerade die Kleinen nahmen ihren Job – nämlich aus tiefster Kehle zu schnorpsen und dabei grimmig aus der Wäsche zu gucken – sehr, sehr ernst. Von den Großen hatten einige mehrere Stunden Arbeit in ein kunstvolles Make-up gesteckt und sich so in leibhaftige Albträume verwandelt. Der Taliban-Zombie mit dem umgeschnallten Patronengürtel zum Beispiel. War der wirklich nur verkleidet? Oder der Arzt, dessen Gesicht wie eine einzige klaffende Wunde aussah.

Wie schon bei früheren „Zowas“ entstammten die Kreaturen wieder verschiedenen Epochen. Etliche waren offenbar mitten in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit vom Zombie-Virus verwandelt worden. Man sah viktorianische Zombies neben Zombie-Krankenschwestern und Soldaten-Zombies neben Zombie-Handwerkern. Ein paar Horrorfilmpersönlichkeiten mischten sich gleichfalls unter die „Braindeads“, etwa Pennywise, Michael Myers, der Henker Majini aus „Resident Evil“ und sogar Darth Vader. Was fehlte da für den letzten optischen Schliff? Logisch! Schwerbewaffnetes Militär und Vertreter der Seuchenbehörden in Schutzanzügen. Sie flankierten den gut zweistündigen Umzug, der mit der After Walk Party und der Wahl von Mister, Miss und Kiddy Zombie im Sommercasino endete.

Während das Mitlaufen allen großen Spaß machte, hatten auch die Passanten ihr Vergnügen an den Schreckensgestalten. In der Rheingasse strömten die Leute aus den Bars, um den Zug der Living Deads zu bewundern.

Dem ein oder anderen, der die Meute nicht rechtzeitig gesehen hatte, fuhr allerdings ein gehöriger Schreck in die Knochen. Des öfteren sah man Mädchen mit entsetztem Kreischen vor angreifenden Untoten flüchten. Ein anderes Mal patschte ein Zombie mit beiden Händen gegen die Seitenscheibe eines Autos, das an einer roten Ampel angehalten hatte. Die Beifahrerin erschreckte sich sichtlich fast zu Tode. Das hatte der Zombie nun wirklich nicht gewollt. Sofort zog er sich mit entschuldigenden Worten zurück.

Wie es ja überhaupt auffallend rücksichtsvoll zuging bei dieser Apokalypse. Die Organisatoren hatten am Startpunkt bei der Markthalle noch einmal die Spielregeln verkündet. Eine davon lautete: Erschrecken ist erlaubt, Anfassen tabu. Die Untoten hielten sich daran. So sind sie halt, die modernen Zombies. Zivilisierter als die Nicht-Infizierten.

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