Bei der personalisierten Therapie geht es laut Stefan Felder, Gesundheitsökonom der Universität Basel, um eine bessere Abschätzung der Risiken von genetisch und prognostisch sehr unterschiedlichen Krebserkrankungen einerseits und um den gezielten Einsatz von besser wirksamen und mit weniger Nebenwirkungen verbundenen Arzneimitteln andererseits.
Die Präzisionsmedizin könne eine individuellere, auf einzelne Personen fokussierte Entwicklung von Therapien ermöglichen. „Big Data“ und maschinelles Lernen seien dabei die Voraussetzungen, meint der Professor. Für die Pharmahersteller eröffneten sich neuen Marktfelder sowie die Möglichkeit, die Preise ihrer Arzneimittel nach Patientengruppen zu differenzieren und damit ihre Gewinne zu steigern.
Novartis will in der Herstellung ihrer personalisierten CAR-T-Zelltherapie die KI einsetzen, um so ein noch besseres Verständnis zu bekommen und die Prozesse zu beschleunigen. Und auch in der Behandlung der Augenerkrankung Makuladegeneration erhofft sich der Digitalisierungs-Chef, damit besser auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patienten eingehen zu können.
Große Herausforderung
Ob die Kosten einer personalisierten Therapie in einem wirtschaftlichen Rahmen gehalten werden können und damit auch eine breite Bevölkerung von ihr profitieren wird, hält Felder für eine große gesellschaftliche Herausforderung. „Es wird nicht möglich sein, die Segnungen der künftigen Medizin unbeschränkt allen zukommen zu lassen, weil dies auf Kosten anderer staatlicher Aufgaben wie Alterssicherung oder Bildung geht. Für den Zugang zum Neuesten in der Medizin wird man private Zusatzversicherungen abschließen müssen.“