Basel Mit genauem Blick

Jürgen Scharf
Blickfang in der Regionale-Schau im Kunst Raum Riehen ist das überdimensionale Porträt einer Kohlmeise von Camillo Paravicini.                                                                                                Foto: Kürgen Scharf

Regionale: Kunst Raum Riehen darf öffnen / Auch Künstler aus Deutschland vertreten

Riehen - Reduziert, sparsam gehängt, minimalistisch, stark auf Schwarz-Weiß und konstruktive Formen konzentriert – so präsentiert sich der aktuelle „Regionale“-Beitrag im Kunst Raum Riehen. Dieses Ausstellungshaus der Gemeinde wird vom Kanton Basel als Kultur- und Bildungsort eingestuft und gehört zu den Einrichtungen, die auch während der Corona-Pandemie öffnen dürfen. Anders als auf deutscher Seite, wo die Museen als Freizeiteinrichtungen eingestuft werden und im verordneten Kultur-Lockdown geschlossen bleiben müssen – ähnlich wie Spielhallen und Spaßbäder.

In diesem Bereich differenziert die Schweiz also stärker, und so können sogar einige französische sowie deutsche Künstler (aus Rottweil, Karlsruhe, Heidelberg und Essen) im Rahmen des grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekts Regionale 21 in Riehen ausstellen. Der überwiegende Teil lebt und arbeitet aber in Basel. Dazu gehört auch der 1953 in Lörrach geborene Matthias Frey, der seit 1980 in Basel wohnt.

Frey hat Anfang bis Mitte der 70er Jahre eine Lehre als Töpfer und Keramiker bei Horst Kerstan in Kandern gemacht, bevor er an der Karlsruher Kunstakademie in der Bildhauerklasse studierte. Er übt eine Tätigkeit als Dozent aus. Begegnen konnte man ihm schon einmal in einer Einzelschau im Weiler Stapflehus. So ist seine mehrteilige Installation „Viskos“ (auf deutsch: zähflüssig) eine Art Déjà-vu-Erlebnis, weil man die modellierten Formen aus Polymergips mit ihren erstarrten Tropfen und Fließbewegungen, die in Lachen auslaufen und bei denen man Sahne oder Zahnpasta assoziieren kann, noch prägnant in Erinnerung hat. Das Flüssige wirkt wie eingefroren.

Technisch ausgedrückt ist es Viskosität, ein Zustand der Dickflüssigkeit. Bevor man das Ausstellungshaus betritt, sieht man Freys an den Raum angepasste Installation schon durch die Eingangs-Fensterscheiben.

Markant im großen Saal wirken die drei gitterartigen Säulenobjekte von Ildiko Csapo: zusammengesetzte, industriell geformte Elemente aus schwarzem Kunststoff und Kabelbinder. Wie Kuratorin Kiki Seiler-Michalitsi im Saaltext schreibt, entstanden diese halbrunden Objekte aus der „Faszination der Künstlerin für die optische Wirkung“ und dem Zusammenspiel von Material, Struktur, Ornament und Täuschungseffekten.

Csapo, die in Riehen lebt und seit 22 Jahren ihr Atelier im Weiler Kesselhaus hat, trägt mit dem Ensemble dieser säulenartigen, bis zu zwei Meter hohen Objekte zu einer speziellen Raumästhetik bei. Ihre Stelengruppe mit den netzartigen Gittermustern korrespondiert mit konstruktiven Arbeiten und kleinformatigen Bildern anderer Künstler.

Beiträge von mehr als 20 Kunstschaffenden, darunter Maler, Steinbildhauer, Eisenplastiker, Fotografen und Multimediakünstler, hat die Kuratorin für ihre Themenausstellung „Un certain regard“ ausgewählt, die wie immer ein künstlerisches Konzept und eine bestimmte Handschrift trägt. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf den aufmerksamen, neugierigen, prüfenden und staunenden kuratorischen Blick.

Die meisten Wandarbeiten, Rauminstallationen und Objekte sind materialbezogen, konzeptuell, zurückhaltend in Farbe und Form, großteils abstrakt oder abstrahiert. Auffallend sind großformatige, realistisch detailgetreue Vogelporträts zweier Kohlmeisen in Schwarz-Weiß von Camillo Paravicini (aus der Serie „Gesichter des Alltags“).

Von diesen Vogelbildnissen im Foyer fällt der Blick durch die offene Tür in den kleinen Saal auf das ornamentale, aus Rabenvögeln bestehende Wandfries von Aida Kidane, einer in Zürich lebenden eritreischen Künstlerin und Architektin. In diesem Reliefband aus plastisch hervortretenden Vogelsilhouetten setzt sie sich mit dieser auch in ostafrikanischen Bergregionen und in Eritrea heimischen Vogelart auseinander. Arbeiten, die einen genauen Blick wert sind.   Bis 3. Januar, Mi-Fr 13-18, Sa/So 11-18 Uhr

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