Basel Mit Konsole zum sportlichen Erfolg

Denis Bozbag

Gaming: Interview mit dem Leiter der eSports-Abteilung des FC Basel.

Basel - Die „Gamer“ galten lange Zeit als picklige Nerds, die nächtelang an Konsolen oder Computern zocken und nie das Tageslicht erblicken. Heute gelten die besten als Popstars, und bei Profi-Turnieren geht es um richtig viel Geld. Erste Bundesliga-Clubs, wie der FC-Schalke 04, haben eine eSports-Abteilung oder denken, wie Borussia Dortmund und der FC Bayer,n über einen Einstieg nach. Auch der Fußball-Club Basel hat den boomenden eSports-Markt erkannt und eine eigene Abteilung gegründet. Um das Phänomen eSport vorzustellen, hat Denis Bozbag mit Joachim Reuter, Leiter der eSports-Abteilung des FC Basel, gesprochen.

Herr Reuter, seit wann und warum hat der FCB eine eSports-Abteilung gegründet?

Wir sind im Mai 2017 mit der Verpflichtung von Luca Boller in den eSports eingestiegen. Wir wollten damit Zugang zu einer mit herkömmlichen Kommunikationsmaßnahmen nur schwer erreichbaren Zielgruppe erhalten und zudem potenzielle neue Partner ansprechen.

Derzeit haben Sie vier Spieler im Team. Wie wurden diese rekrutiert? Sind sie wie die normalen Spieler im Verein verträglich an den FCB gebunden?

Alle Spieler wurden über ihre Agenten kontaktiert, mit denen wir dann die Spielerverträge verhandelt haben.

Welche sportlichen Fähigkeiten werden beim eSports benötigt?

Gefragt sind vor allem kognitive und mentale Fähigkeiten, dazu Reaktionsschnelligkeit, taktisches Verständnis, Spielintelligenz und Geschicklichkeit.

Ist eSports wirklich Sport? Wie würden Sie Sport definieren und welche Kriterien treffen dabei auf eSports zu?

Für uns ist eSports das wettbewerbsmäßige Spielen von Videospielen auf einem Level, auf dem sich die Besten der Besten miteinander messen. Um in solchen Wettkämpfen bestehen zu können, braucht es viele Elemente, die man aus dem herkömmlichen Sport kennt, wie ich bereits in der vorherigen Antwort erwähnt habe.

Wie läuft so ein Turnier ab? Wie hoch sind die Preisgelder?

Im FIFA-eSports werden Turniere derzeit meist im „Swiss Format“ absolviert. Das bedeutet, dass in jeder Runde der Gruppenphase Spieler mit der gleichen Zwischenbilanz aufeinandertreffen – wer das erste Spiel gewinnt, trifft auf einen Gegner, der im ersten Spiel ebenfalls siegreich war. Für das Weiterkommen ist eine bestimmte Anzahl an Siegen nötig, bei einer bestimmten Anzahl an Niederlagen scheidet man aus. Jedes Duell besteht dabei aus Hin- und Rückspiel, bei dem die Tore für das Gesamtresultat addiert werden. Gleiches gilt für die K.O.-Phase. Am Ende steht auf der PlayStation und der Xbox jeweils ein Sieger fest, die dann in einem konsolenübergreifenden Finale den Gesamtsieger ausspielen – mit je einem Spiel auf jeder Konsole. Die Gesamt-Preisgelder bewegen sich je nach Stellenwert eines Turniers zwischen 20 000 (einfaches WM-Qualifikationsturnier) und 400 000 US Dollar (WM).

Welche Erfolge konnten Sie bereits mit Ihren Spielern erreichen?

Unser Schweizer Spieler Luca Boller verteidigte im Oktober 2017 seinen Titel als Schweizer Meister. Florian Müller wurde im August 2017 gleich in seinem ersten Turnier als FCB-eSportler Vizeweltmeister auf der Xbox und im November des gleichen Jahres Gewinner des PlayStation-Turnieres bei der eSports World Convention. Im Jahr 2018 gewann er zudem die Global eLeague. Tim Katnawatos wurde im Dezember 2017 Wintermeister der Electronic Sports League und im April 2018 Sieger der Virtuellen Bundesliga. Nicolas Villalba gewann im Dezember 2018 das PlayStation-Turnier beim FUT Champions Cup und im Januar 2019 bei der Gfinity FIFA Series January als erster PlayStation-Spieler seit zwei Jahren ein konsolenübergreifendes Finale. Mit diesem Erfolg katapultierte sich Villalba auf Platz 1 der PlayStation-Weltrangliste, den er bis heute hält. Im Februar 2019 gewann Villalba zudem die Klub-Weltmeisterschaft.

Wie sieht die Zukunft der eSports-Abteilung in Ihrem Verein aus? Welche Turniere stehen als nächstes an?

Wir wollen uns auf die Fußballsimulation FIFA konzentrieren, ein möglicher Einstieg bei anderen Spielen ist nicht geplant und steht im Moment überhaupt nicht zur Diskussion. Wir wollen weiterhin eine führende Rolle in der FIFA-Szene einnehmen und unser Engagement im eSports künftig profitabel gestalten. Als nächstes stehen noch einige WM-Qualifikationsturniere an, hervorzuheben ist hierbei sicher die erstmals ausgetragene „eChampions League“ Ende April, für die sich Villalba und Katnawatos qualifizieren konnten. Absoluter Höhepunkt in diesem Jahr wird erneut die WM im Sommer sein, für die Villalba bereits jetzt qualifiziert ist. Tim Katnawatos hat als Weltranglisten-Zehnter beste Chancen auf seine dritte WM-Teilnahme in Folge, Florian Müller hat als Weltranglisten-39. noch Außenseiter-Chancen auf seine zweite WM.

Weitere Informationen: www.fcb.ch/de-CH/Teams/esports

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