Basel Mit schönster Klangkultur

Jürgen Scharf
Als besonderer Gast verstärkte bei der vierten Schubertiade in der Riehener Dorfkirche der Schweizer Oboist Kurt Meier das Basler Caravaggio Quartett. Foto: Jürgen Scharf

Schubertiade wartet wieder mit Überraschungen auf. Caravaggio Quartett Basel und Kurt Meier.

Riehen - Die Schubertiade in der Dorfkirche Riehen hält immer Überraschungen bereit, vor allem, was modernere Stücke anbetrifft. Beim vierten Konzert in dieser Reihe war Mikis Theodorakis mit seinem selten aufgeführten dritten Streichquartett zwischen Frühklassik und Klassik eingebettet: ein friedliches, schönheitstrunkenes Werk, wie beim ersten Hören deutlich wurde.

Der berühmteste Grieche im Ausland, den einen mehr bekannt als Komponist griechischer Folklore, den anderen mehr als Komponist von Filmmusik – den U-Musikern gilt er als Popmusik, für die Popmusiker ist er ein klassischer Komponist –, hat vier Streichquartette geschrieben. Sie sind, wie „Epoca Nocturna“ von 1948, Bekenntnismusik, und brauchen den Vergleich mit Beethoven und Schubert nicht zu scheuen, wie ein Kritiker einmal schrieb.

So beispielhaft, intim und fein, mit schönster Klangkultur dargeboten wie vom Caravaggio Quartett Basel mit den Mitgliedern Thomas Wicky-Stamm und Cosetta Ponte (Violinen), Bence Falb (Bratsche) und Valentina Dubrovina (Cello), war Theodorakis’ einsätziges, melodisch expressiv klingendes Streichquartett eine lohnende Repertoire-Entdeckung.

Das Gleiche gilt für den Wiener Beethoven-Zeitgenossen Franz Krommer, von dem Schätze aus dem Kammermusikschaffen stetig wiederentdeckt werden.

Von besonderer Qualität sind Krommers Bläserkompositionen. Für sein Oboenquintett in Es-Dur, komponiert 1800, konnte Kurt Meier gewonnen werden, langjähriger Solo-Oboist des Zürcher Kammerorchesters.

Dem erfahrenen Schweizer Oboisten merkt man die Reife und Souveränität an seinem Spiel an. Für Meier war dieses spielfreudige Werk des Böhmen eine reizvolle solistische Aufgabe. Er artikuliert feinsinnig, weichklangbetont, bläst die raschen Sätze spritzig und kontrastreich, die langsamen dezent und gesanglich: eine schöne Werbung für Franz Krommers Musik!

Man hat in Meier einen Meister des Instruments vor sich, dessen schöne Phrasierungen und exquisite Tongestaltung auch in dem Oboenquintett, einer Transkription nach dem Bläserquintett von Beethoven op. 103, hörbar wird. Der Bearbeiter hat in diesem Werk keine einzige Note verändert oder hinzugefügt, lediglich die Bläserpartien instrumentenspezifisch auf die Oboe und die vier Streicher verteilt. So blieb dieses bekannte Bläserquintett in der Fassung für Oboe und Streicher ein bezauberndes Werk.

Meier hatte mit seiner Oboe hier die souveräne Führung. In dem Oboenpart verblüffte der Ideenreichtum, wobei der Interpret in der Partitur eine Fülle an schönsten Details entdeckte, so dass das Zuhören bei dieser Beethoven-Bearbeitung ein Genuss war.

Eingeleitet wurde das Konzertprogramm am Samstag in der Riehener Dorfkirche mit dem frühen C-Dur-Streichquartett von Schubert, komponiert 1813, das mit geheimnisvollen chromatischen Bassschritten in der Einleitung beginnt und sich ganz auf Klangfarben des sogenannten Sfumato zurückzieht. Auch dieses selten gehörte Quartett bereicherte das Konzertrepertoire, zumal vom Caravaggio-Quartett mit der gewohnten handwerklichen Sorgfalt, durchsichtigem Klang, schönem Ton erarbeitet und wie immer kenntnisreich musiziert.

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