Damit Albin nicht länger verklemmt wie ein „alter Bub und Firmling“ aussieht, wird er von seinem Partner auf John Wayne getrimmt: tiefere Stimme, brutaleres Wesen. Als „Onkel Al“ bewegt er sich im Anzug zur Gaudi des Publikums wie Frankenstein.
Die „männliche Lektion“ taugt aber nichts. Wenn Monsieur, Madame und Mademoiselle Dindon zum Familientreffen (in einem klaustrophobisch engen Raum, der zum Käfig wird) eintrudeln, taucht Albin zur Überraschung aller tuntig aufgemotzt als „Mutter“ von Jean-Michel auf: ein absoluter Höhepunkt.
In dieser Szene, in der ein bisschen Charley’s Tante vorbeischaut, wird der stockkonservative, moralinsaure Abgeordnete Dindon (Martin Hug) kräftig nach rechts gerückt – eine Anspielung auf rechtsradikale Strömungen – und Madame Dindon (Liliane Amuat) wirft die Handtasche nach Monsieur, weil der dem als Frau verkleideten Albin Avancen macht.
Die Tanzszenen wie das John Wayne-Männerballett oder der Zitter-Step von Georges sind effektvoll von Marguerite Donlon choreografiert. Zirkusreif ist die Nummer des jungen Liebespaars, das an Reifen wie Trapezkünstler abhebt und durch die Lüfte schwebt. Zur guten Unterhaltung trägt Karl-Heinz Brandt bei, der zur Zeit auf Butler-Rollen abonniert ist und lachend und bellend durch die Szene geistert.
Das Arrangement für elf Musiker von Thomas Wise, dem Studienleiter am Theater Basel, kommt ohne den sonst bei Musicals üblichen Synthesizer aus. Stellenweise ist die Aufführung näher am Boulevardtheater als an Musical Comedy, zumal keine ausgewiesenen Musicalsänger, sondern Singschauspieler auftreten. Wenn zu den glänzenden Shownummern und dem großen Broadway-Finale die Cagelles Band aus dem Graben hochgefahren wird, ist Revue-Glamour mit viel Kostümglitter angesagt: Da wird der „Narrenkäfig“ richtig kultig!
- Nächste Vorstellung: 17. Februar