Basel Modischer Begleiter an der Hand

Dominique Spirgi, Keystone-SDA
Manch ein Stock verfügt, versteckt im Knauf, über aufklappbare Fächer. Foto: zVg

Ausstellung: Spielzeug Welten Museum Basel präsentiert bis Oktober Welt der Geh- und Spazierstöcke

Basel - Spazierstöcke, die sich als Flöte nutzen oder aus denen sich medizinische Instrumente ziehen lassen: Das nach der Zwangspause wiedereröffnete Spielzeug Welten Museum Basel entführt mit einer Sonderausstellung in die „unglaubliche Welt der Systemstöcke“.

Heute geht kaum jemand mehr mit einem Geh- oder Spazierstock auf die Straße. Gehbehinderte haben ihren Rollator dabei, und als Modeaccessoire hat er längst ausgedient. Das war besonders im 18. und 19. Jahrhundert noch ganz anders. Damals gehörten zum Teil reich verzierte Stöcke zur Standardausrüstung flanierender Damen und Herren der guten Gesellschaft.

Und wer es sich leisten konnte, hatte einen System- oder Funktionsstock an der Hand. Damit sind Spazierstöcke gemeint, die weit mehr waren als Gehhilfen oder Schmuckstücke.

Diesen „Stöcken mit Innenleben“ oder „Seele“ widmet das Spielzeug Welten Museum Basel zur Wiedereröffnung nach der Corona-Zwangspause eine Sonderausstellung.

Die Schau mit dem Titel „Der Spazierstock mit Geheimnis. Die unglaubliche Welt der Systemstöcke“ vereinigt mehr als 250 Exemplare aus verschiedenen, offensichtlich reich bestückten Privatsammlungen aus der Region Basel.

Die Welt dieser Spazierstöcke offenbart tatsächlich schier „Unglaubliches“, wie der Ausstellungstitel verspricht. Zu bestaunen sind praktische, martialische und vor allem kuriose Exemplare. Zu den letzteren gehören zum Beispiel die „Gadgets Canes“ (Spielzeug-Gehstöcke). Da gibt es Stücke mit Hundeköpfen als Knauf, die auf Knopfdruck ihr Maul aufreißen oder Totenschädeln, die mit den Augen rollen. Am bekanntesten sind wohl die Stöcke mit verborgenen Waffen: Degenklingen, die sich aus dem Stock ziehen ließen, oder verborgene Pistolen, welche die Stockträger unvermittelt zücken konnten.

Am faszinierendsten sind aber die präsentierten Stöcke mit praktischem Zusatznutzen. Dazu gehört zum Beispiel ein Stock des Basler Instrumentenbauers Ulrich Ammann (1766 bis 1842), der sich auch als Klarinette nutzen ließ.

Integrierter Rasierpinsel

Ein weiterer Musikstock vereint mit Ukulele und Flöte gar zwei Instrumente. Für ausgedehnte Spaziergänge erwiesen sich sicherlich die Stöcke mit einem Kompass im Knauf als praktisch. Die feine Dame konnte die integrierte Puderdose oder den ausklappbaren Fächer gut gebrauchen, während der Stock mit integriertem Rasierpinsel und Seifenbehälter wohl weniger oft zum Einsatz kam.

Als Arzt hatte man mit dem Medizinstock die halbe Praxiseinrichtung mit auf dem Weg – mit Spritze, verschiedenen Skalpellen und vielen weiteren chirurgischen Instrumenten. Sehr verbreitet waren schließlich Stöcke mit integrierten Schnapsfläschchen samt Trinkglas. Der berühmte Maler Henri de Toulouse-Lautrec (1864 bis 1901) soll einen mit einer Halbliter-Reserve an Absinth mit sich getragen haben.  Die Ausstellung im Spielzeug Welten Museum Basel dauert bis zum 4. Oktober.

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