Basel Mörder hat Fantasien ausgelebt

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Eine Prostituierte ist im Jahr 2006 ermordet und in einem Waldstück aufgefunden worden. Neue Ermittlungen, bei denen die Öffentlichkeit eingeschaltet wird, sollen zum Täter führen. Foto: Pixabay

Kriminalität: Baselbieter Polizei rollt Prostituierten-Tötung von 2006 wieder auf

Liestal (sda). Die Baselbieter Polizei hat das Tötungsdelikt an einer Prostituierten aus dem Jahr 2006 wieder aufgerollt. Durch neue Ermittlungen hat sich ein genaueres Täterprofil herauskristallisiert, wie die Baselbieter Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte.

Es handelt sich um das Tötungsdelikt an der gebürtigen Brasilianerin Ana Paula. Die damals 31-jährige kokainabhängige Prostituierte war am frühen Samstagmorgen Anfang September 2006 von einer Joggerin erdrosselt und unbekleidet in einem Waldstück in Allschwil aufgefunden worden.

Lange keine Ergebnisse

Lange Zeit führten die Ermittlungen zu keinem Resultat, weshalb der Fall bei der Task-Force Cold Case, also bei einer Spezialeinheit für ungelöste Fälle, landete.

Diese hat den Fall nun 2019 aufgrund neuer technischer und forensischer Errungenschaften neu aufgerollt, wie die Staatsanwaltschaft an einer Medienkonferenz mitteilte. Dabei konnten sich die Ermittler auf die Hilfe einer operativen Fallanalyse einer darauf spezialisierten Einheit des Polizeipräsidiums München stützen.

Im deutschen TV

Daraus habe sich eine neue Hypothese, wie sich der Fall abgespielt haben könnte, und vor allem ein genaueres Täterprofil ergeben, sagte Staatsanwalt Mark Balke. Mit diesen neuen Erkenntnissen starte man nun eine neue Öffentlichkeitsfahndung. Dabei kommt mit der Ausstrahlung von Mittwoch auch die TV-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ auf dem Sender ZDF mit ins Spiel.

Täter im Milieu aufgehalten

Kriminalrat Alexander Horn aus München zeigte an der Medienkonferenz das neu erstellte Täterprofil auf: Es soll sich um einen Mann handeln, der zum Tatzeitpunkt vor 16 Jahren 25 bis 35 Jahre alt gewesen sei. Aufgrund der geografischen Lage könnte der Täter sowohl aus der Schweiz als auch dem angrenzenden Elsass oder Süddeutschland stammen.

Der Täter habe Ortskenntnisse im Allschwiler Wald besessen und dürfte sich regelmäßig im Milieu des Kleinbasler Straßenstrichs auf der Claramatte und in der Webergasse aufgehalten haben, sagte er.

Mangel an Empathie

Dennoch könne des Weiteren davon ausgegangen werden, dass der heute wohl zwischen 40 und 50 Jahre alte Täter ein geregeltes und nach außen unauffälliges Leben geführt habe und noch führe. Die operative Fallanalyse attestiert dem Mann einen „ausgeprägten Mangel an Empathie“. Zudem wird davon ausgegangen, dass er gewaltverherrlichende Pornografie konsumiert hat. Zu diesen Schlüssen kamen die Ermittler aus den Erkenntnissen des Tathergangs heraus.

Der Täter musste die Prostituierte nach 6 Uhr aufgegriffen und kurze Zeit darauf erdrosselt haben. Dabei sei er kontrolliert und konzentriert vorgegangen und habe dabei eine gewisse „Planungsfähigkeit“ offenbart, sagte Horn.

Der Täter habe sich überdies wohl bewusst an ein alleine agierendes „Hochrisikoopfer“ aus dem Drogenstrich gewandt, um seine möglichen „Tötungsfantasien“ auszuleben.

Beobachtungen melden

Obwohl die Ermittler von einer Tat mit „sexueller Komponente“ ausgehen, könne bis heute nicht nachgewiesen werden, ob es während der Tat zu Geschlechtsverkehr gekommen sei, sagte Staatsanwalt Balke. Die Frage nach dem „Tatmittel“ für das Erdrosseln des Opfers wollten die Ermittler aus taktischen Gründen nicht beantworten.

Die Polizei ruft nun die Öffentlichkeit auf, Beobachtungen im Zusammenhang mit der Tat und dem Täterprofil zu melden. Dabei seien alle Hinweise wichtig, „auch wenn sie vielleicht noch so unwichtig erscheinen“ mögen, heißt es.

Dabei hofft die Polizei darauf, dass sich ein Kenner des Milieus oder ein Bekannter des Täters mit dem zeitlichen Abstand zur Tat zu einer Zeugenaussage bewegen lässt. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, wurde eine Belohnung von bis zu 20 000 Franken ausgesetzt.

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