Die kunstvoll bemalten Laternen beschäftigen sich mit zahlreichen Sujets – unter anderem mit den Problemen bei der Basler Polizei. Foto: Alexandra Günzschel
„Morgestraich – vorwärts, Marsch!“ Pünktlich um vier Uhr morgens startete am Montag die Basler Fasnacht. Die Straßen und Plätze verwandelten sich bei trockenem Wetter in ein Meer aus Laternen, begleitet von Piccolo- und Trommelklängen.
Link kopiert
Alle Jahre wieder findet im Dreiländereck eine besondere Stabübergabe statt: Während am Sonntagabend auf deutscher Seite die fünfte Jahreszeit mit den Fasnachtsfeuern endgültig erlischt, erwacht das bunte Treiben nur wenige Stunden später auf Schweizer Seite mit einem absichtlich herbeigeführten Stromausfall. Immer montags, pünktlich um 4 Uhr, setzt sich der Basler Morgestraich in totaler Finsternis in Bewegung. Drei Tage lang wird dann gefeiert.
Der Eurovision Song Contest nahm viel Raum auf den beleuchteten Sujetwagen ein. Foto: Alexandra Günzschel
„Morgestraich“ ist auch der Name des Marschmusikstücks, das Punkt vier Uhr von tausenden Trommlern und Pfeifern angestimmt wird, während diese sich ihre selbst gewählten Wege durch die Straßen und Gassen der Innenstadt bahnen. Gemeinsam sorgen sie für jene eigentümliche Atmosphäre, die Jahr für Jahr hunderttausende Touristen in die Stadt am Rheinknie lockt. Echte Hingucker sind dabei die kunstvoll bemalten überlebensgroßen Laternen, die sich mit verschiedenen Sujets beschäftigen – lokalen, nationalen, aber auch weltpolitischen Ereignissen.
„Syg wie de wottsch“, also „Sei wie Du willst“ lautet das Motto der Basler Fasnacht in diesem Jahr. Ein Motto wie gemacht für das im Mai anstehende Großereignis in der Stadt: der Eurovision Song Contest (ESC). Und so nahm ESC am Montagmorgen viel Raum ein auf den beleuchteten Sujetwagen. Dabei wurde die Ausrichtung durchaus auch kritisch gesehen – „alli hoffe uff’s große Gäld“, hieß es beispielsweise.
Bunte Larvel sind Teil der Basler Fasnacht. Foto: Alexandra Günzschel
Das nächste Großereignis in Basel lässt danach nicht lange auf sich warten: Die Eröffnung der Fußballeuropameisterschaft der Frauen folgt bereits im Juli. Basel, so scheint es, kommt zurzeit nicht zur Ruhe. Immerhin: Eine nach 1948 erneute Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in der Schweiz ist in weitere Ferne gerückt – ein ebenfalls beliebtes Sujet für die Fasnächtler.
Tausende von Fasnächtlern zogen durch die Basler Straßen. Foto: Alexandra Günzschel
Diese blicken aber auch über den eigenen Tellerrand hinaus, beobachteten den „Zerfall der Demokratie“ in den USA und fragen sich, ob zu viel Neutralität nicht auch naiv sein kann. „Des hesch drvo!“ schleudern sie den Trump-Wählern und Musk-Fans entgegen. Da loben sie sich doch lieber selbst: „Dä Narr sait d Wooret und isch frey, är pfyfft uff all das Fake News-Gschrey“. Doch auch die Nachwuchssorgen der Cliquen werden immer wieder thematisiert. Gerade recht kommt da die „Jedi“-Ritterin, die mit ihrem Laserschwert auf Frauenrechte pocht: Mit den Worten „Jedi het e Rächt uf“ beginnt ihre denkwürdige Aufzählung. Auf einer anderen Laterne geben sich wild umherkrabbelnde Japankäfer ein Stelldichein. Mit eigenen Sujetwagen gewürdigt werden zudem der 100. Geburtstag von Jean Tinguely unter dem Motto „Chapeau Jeannot!“ sowie der 40. Geburtstag des beliebten „Ice Tea“ aus dem Tetrapack.
Der späte Termin in diesem Jahr ging für die unzähligen Frühaufsteher übrigens mit ungewöhnlich hohen Temperaturen einher. Die Zuschauer am Straßenrand mussten diesmal bei milden acht Grad weit weniger frieren.
Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus heißt. Was halten Sie davon?