Basel Mühsam, aber nicht dramatisch

Michael Werndorff/sda
Die Omikron-Welle sorgt schweizweit für steigende Fallzahlen. Foto: Robert Michael/dpa

Pandemie: Unispital für Omikron gewappnet / Lage auf Intensivstation ist noch nicht dramatisch

Die Lage ist mühsam, aber nicht dramatisch: Mit diesen Worten kommentiert Nicolas Drechsler, Mediensprecher des Unispitals Basel, die Lage auf der Intensivstation, wo derzeit 15 Covid-Patienten behandelt werden.

Von Michael Werndorff/sda

Basel/Bern. Während die Taskforce des Schweizer Bundes mit einer Verdoppelung der Coronavirus-Ansteckungszahlen bis etwa 20 000 täglich, volle Intensivstationen, eine Überlastung der Testkapazitäten und Ausfälle in wichtigen Arbeitsbereichen auch außerhalb des Gesundheitswesens für die kommenden Wochen rechnet, ist die Lage am USB noch nicht dramatisch, wie Nicolas Drechsler im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.

Noch sei man auf der Intensivstation mit rund 85 Prozent unter der Maximalauslastung. So waren gestern 32 von 38 Betten belegt, 15 davon mit Covid-Patienten, die größtenteils aus den umliegenden Kantonen stammen und nach Basel verlegt wurden – mit steigender Tendenz. Kurzum: „Es ist schon ungemütlich voll“, beschreibt der Krankenhaussprecher die Situation.

Schweizweit wurden am Dienstag 336 Patienten auf einer Intensivstation versorgt. Dies entspreche fast 40 Prozent der verfügbaren Plätze, erklärte Corona-Taskforce-Chefin Tanja Stadler vor den Medien. 38,9 Prozent der verfügbaren Betten würden von Covid-19-Patientenbelegt. Eine optimale Versorgung der Patienten sei nicht mehr gewährleistet. Bald drohten weitere Engpässe und ein hoher Druck auf die Krankenhäuser. Grund für diese rasche Zunahme der Infektionen in den ersten Januar-Wochen sei die hochansteckende Omikron-Variante, die bald nahezu alle Ansteckungs-Fälle ausmachen dürfte.

Ressourcen werden knapp

Das hat Folgen für das Gesundheitssystem: Auf Luzerner Intensivstationen dürften bald einzelne Patienten wegen knapper Ressourcen nicht mehr aufgenommen werden können. Die Triage sei absehbar, sagte der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (Mitte-Partei) am Dienstag. Für das USB zeichnet Drechsler ein weniger dramatisches Bild: Noch sei die Triage kein akutes Thema, die Ärzte hofften aber, nicht in die Situation zu kommen, Ressourcen zuzuteilen und letztlich Entscheidungen über Leben und Tod treffen zu müssen. „In dieser Situation waren wir noch nie.“

Die Kriterien stünden aber fest, verweist Drechler auf die schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften. Das zentrale Kriterium dieser Richtlinien ist die sogenannte Überlebensprognose: Behandelt wird jener Patient, der die größte Überlebenschance hat. Dabei orientieren sich die Mediziner an einem Punktesystem: Je verletzter oder kränker ein Patient ist, desto mehr Negativpunkte – und desto kleiner ist die Chance auf ein Intensivbett.

Für die Omikron-Welle ist das USB gewappnet. Spitzt sich die Lage weiter zu, werden der Corona-Betrieb stufenweise hochgefahren und elektive Operationen verschoben.

Boostern lassen

Stadler warnte davor, die Annahme, die Omikron-Variante führe zu weniger schweren Krankheits-Verläufen, auf die leichte Schulter zu nehmen. Nach wie vor entscheidend sei bei der Bekämpfung der Coronapandemie, wie schnell sich weite Teile der Bevölkerung impfen lassen – auch ein drittes Mal, also mit einem sogenannten Booster. 62 Prozent der über 65-Jährigen in der Schweiz seien „geboostert“. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung hätten 23 Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten.

In einzelnen Kliniken sind die Kapazitätsgrenzen erreicht, wie Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte (VKS), sagte. Die Koordination und Verlegung von Patienten funktioniere aber gut.

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