Basel Neue Gesichter für TV und Film?

Rolf Rombach

Casting: UFA Talentbase sichtet im St. Jakob-Einkaufscenter erstmals in der Schweiz.

Basel - "Aaaaaarhg!“ Der laute Schrei von Ann im Untergeschoss des St. Jakob-Parks klingt sehr emotional: echt und verzweifelt. Doch die Menschen um sie herum fangen an zu lachen. Das Beziehungsdrama am Telefon ist nur gespielt und wird von einer Kamera aufgenommen. Die zahlreichen Zuschauer applaudieren. Zuvor hat die 25-Jährige im ebenfalls öffentlichen Kurzinterview erzählt, dass sie von ihrem Arbeitskollegen am Casting angemeldet wurde.

Serien, Spielfilme, Fernseh-Shows – all das, was vornehmlich auf dem heimischen TV angeschaut wird, benötigt Menschen, die sich freiwillig vor eine Kamera stellen. Damit dort ein wenig Abwechslung präsentiert werden kann, sucht einer der deutschen „big player“, die Universum Film AG (kurz UFA) aus Potsdam-Babelsberg, inzwischen international neue Gesichter.

Was Ann gerne machen würde? Schauspiel. An der Uni Zürich hat sie Film und Kulturwissenschaften studiert und auch schon Theater gespielt. Sie ist überrascht, welche Breite die UFA-Produktionen haben, für die gecastet wird: „Vom Trash-TV bis zu anspruchsvollen Projekten.“

Marcel Nietschke gehört seit zehn Jahren zum Scout-Team. Nach der Anmeldung, bei der die Nummern und Reihenfolge vergeben wird, wird jeder Bewerber von ihm fotografiert. Von vorne, seitlich, von hinten.

Mit der Sedcard in die Datenbank

Dieser Grundstein kommt in die Sedcard, die Datenbank der Bewerber, die jeder nun auch von zuhause aus erweitern und aktualisieren kann. „Das Videocasting ist der spannende Teil“, gesteht Nietschke. Doch das ist nicht zwingend notwendig, erklärt er weiter. „Es gehört zum Konzept, dass die Menschen auch zufällig beim Einkaufen auf uns stoßen. Wer also nicht vorbereitet ist, kann das nachträglich ergänzen.“ Abgewiesen wird beim Casting niemand. Eine Garantie, zeitnah „gebucht“ zu werden, gibt es aber auch nicht. „Je nach dem, was gerade gesucht wird. Es kann sein, dass in drei Wochen eine Anfrage kommt, oder auch erst in zwei Jahren“ warnt Nietschke vor. In den zweiseitigen Fragebogen kommen persönliche Daten und Interessen. Soll es nur eine Komparsenrolle sein oder richtiges Schauspiel? Oder möchten die Teilnehmer lieber in den Bereich „Doku und Show“? Das Supertalent, DSDS, SOKO Leipzig oder Spotlight – nur ein Teil der unzähligen Produktionen.

Scripted Reality ist nichts für „Profis“

Dazu gehören auch Scripted Reality-Formate. Doch das ist nix für Ann. Ähnlich sieht es auch Mentor (30), der aus Zürich nach Basel gekommen ist: „Mit einem Auftritt dort bist Du als Schauspieler ausgestempelt!“ Er hat an der Schauspielschule Zürich studiert und spielt derzeit eine Hauptrolle in einer albanischen Serie. Davon alleine leben kann er nicht, weswegen er nebenbei als Verkäufer arbeitet. Daher würde er gerne in Deutschland oder Amerika als Schauspieler arbeiten. Seine Hoffnung mit dem Basler Casting: Eine Rolle bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, Deutschlands ältester Daily-Soap, die gerade Männer sucht.

Petra (26) kommt eigentlich aus der Nähe von Luzern und war mit Mentor in einer Klasse. Nach ihrer Ausbildung war sie am Theater und ist derzeit freischaffend unterwegs. Auch sie würde gerne eine Serienrolle ergattern. „Noch bin ich nicht nervös, das kommt dann wenn ich vor der Kamera stehe“ sagt sie, bevor sie souverän vor die Kamera tritt.

Direkt im Anschluss hat Désirée (28) ihre Chance. Im Interview merkt man beim akzentfreien Hochdeutsch nicht, dass sie aus der Nähe von Zürich kommt. Dafür dann, als sie ein Stück auf Schweizerdeutsch verträgt. Sie hat bereits in einigen Kurz- und einem abendfüllenden Spielfilm mitgespielt und hofft nun auf eine Rolle im deutschen Film.

Insgessamt 321 Teilnehmer beim Casting

Die vier Schweizer gehören eher zu den älteren Teilnehmern des Spontan-Castings. Viele Kinder und Jugendliche tummeln sich über die fünfstündige Aktion im Einkaufszentrum um den UFA-Stand. Zwischen sieben bis 61 Jahre alt waren die 321 Teilnehmer in Basel. Marcel Nietschke gibt den Kern auf 14 bis 24 an. Bei einigen Kandidaten hat er das Gefühl, dass sie im Herbst bei DSDS zu sehen sein könnten. Aber das entscheiden die Produzenten der Show demnächst.

  • Wer den Termin in Basel verpasst hat, aber ebenfalls in die Datenbank aufgenommen werden will, kann sich online registrieren unter: www.talentbase.de

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