Basel Neue Positionen, neue Perspektiven

Die Oberbadische
Ausstellungsansicht mit Werken von Hiemo Zobernig, Sol LeWitt, Mark Wallinger (v.l.n.r.) und Carl André (hinten) im Kunstmuseum I Gegenwart Foto: zVg/Gina Folly Foto: Die Oberbadische

Kunstmuseum: Neueinrichtung, Ausstellungen und Sammlung / Arbeit von Clegg & Guttmann

Basel. Nach der Neueinrichtung von drei Etagen zeigt sich das Kunstmuseum Basel Gegenwart in fast vollständig neuem Gewand. Im Fokus steht dabei die Präsentation von Werken aus den Sammlungen des Kunstmuseums sowie der Emanuel Hoffmann-Stiftung, ergänzt durch drei Interventionen von Claudia  und  Julia Müller, Marianne Eigenheer und insbesondere des Künstlerduos Michael Clegg & Martin Guttmann im Oberlichtsaal des Museums.

Pro Ausstellungsraum wird fast ausschließlich eine künstlerische Position gezeigt, so dass sich durch das ganze Haus hindurch ein Zusammenspiel aus Installationen, Filmen und raumgreifenden Einzelwerken ergibt. Darunter befinden sich Arbeiten von Carl André, Francis Alÿs, Burt Barr, Louis Cane, Ceal Floyer, Wade Guyton, Steve McQueen, Sol LeWitt, Kilian Rüthemann, Richard Serra, Oscar Tuazon, Mark Wallinger und Heimo Zobernig.

Hervorzuheben sind zudem die Interventionen der Schweizer Künstlerinnen Claudia und  Julia Müller, die ihr Sammlungswerk durch eine neue Arbeit erweitern, und Marianne Eigenheer, die einen Raum mit ihren Werken frei gestaltet, sowie die Neuinterpretation einer vor 20 Jahren in der Kunsthalle Basel gezeigten Arbeit von Clegg & Guttmann.

Michael Clegg (*1957 in Dublin) und Yair Martin Guttmann (*1957 in Jerusalem) treten seit 1980 gemeinsam auf. Beide haben sie in New York studiert, und beide lehren heute an künstlerischen Hochschulen in Karlsruhe und Wien. In Basel richteten Clegg & Guttmann 1997 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Ersten Zionistenkongresses eine Rauminstallation im Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel ein. Diese Installation wird nun, 20 Jahre später, in einer Neuinterpretation im Kunstmuseum Basel | Gegenwart gezeigt.

Zum Zionistenkongress 1897 hatten sich auf Einladung des Hauptorganisators Theodor Herzl junge Männer jüdischer Herkunft im Stadtcasino Basel versammelt, um seine Vision eines eigenen jüdischen Staates zu diskutieren. Gemeinsam mit einer Gruppe von Historiken der Universität Basel spürte das Künstlerduo 100 Jahre später den damals vorherrschenden Begebenheiten nach und fand sich in der Rolle als Umsetzer von historischem Material in visuell Erfahrbares wieder, das mit eigenen künstlerischen Interpretationen wie etwa einem Leseraum, in dem Zeitungen, Bücher und Broschüren aus dieser Zeit auslagen, verwoben wurde. So entstand eine Synthese aus wissenschaftlicher und künstlerischer Darstellung, die sowohl auf historischer Ebene eine Aufarbeitung des Themas ermöglichte als auch durch die Verbindung mit dem Kunstkontext zu einem Perspektivwechsel einlud und die Fragestellung nach der Konstruktion von Geschichte und Wissensbildung aufwarf.

Die Neuinstallation im Kunstmuseum Basel | Gegenwart ist nicht nur angesichts des 120-jährigen Jubiläums des Zionistenkongresses relevant, das im laufenden Jahr in Basel hätte gefeiert werden sollen und im letzten Moment abgesagt werden musste, sondern schafft auch eine thematische Verbindung zur parallel im Kunstmuseum Basel gezeigten Ausstellung „Chagall. Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919“. Diese beleuchtet anhand von ethnografischen Fotografien des russischen Fotografen Solomon Judowin das Leben im Schtetl am Anfang des 20. Jahrhunderts in all seinen Facetten und zeigt so eine traditionelle, jedoch auch zutiefst prekäre soziale Realität, die für die Entwicklung der Idee eines jüdischen Staates ein wichtiger Faktor war und ist.

Weitere Ausstellungen des Hauses sind ab 21. Januar „Georg Baselitz. Arbeiten auf Papier“ im Hauptbau, die neben der Retrospektive in der Fondation Beyeler einen repräsentativen Überblick über die Zeichnungen und farbigen Blätter aus dem Kupferstichkabinett gibt.

Oder die am 10. Februar startende Schau „Basel Short Stories. Von Erasmus bis Iris von Roten“. Diese richtet einen Blick auf die umfangreiche Sammlung des Kunstmuseums mit der Absicht, auch weniger bekannte Aspekte der Bestände in neuen Zusammenhängen zu zeigen. Hintergrund sind private und welthistorische, zum Teil groteske Ereignisse aus Basel, die anhand der Museumsbestände reflektiert werden.

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