Basel Niedriger Wasserstand ist Preistreiber

SB-Import-Eidos
Archivfoto: Michael Werndorff Quelle: Unbekannt

Jahresteuerung: Inflation verharrt im Juli bei hohen 3,4 Prozent

Neuenburg/Basel (sda).  Die Inflation in der Schweiz ist zwar vorerst nicht weiter gestiegen, verharrt aber auf hohem Niveau. Ob sie in den nächsten Monaten wieder anzieht oder schon bald wieder fällt, dürfte vor allem von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängen. Experten erwarten eine hartnäckige Inflation.

Mit 3,4 Prozent lag die Jahresteuerung im Juli auf dem gleichen Stand wie schon im Juni, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) jüngst mitteilte. Ökonomen waren sich bezüglich der jüngsten Inflationsentwicklung für einmal nicht einig. So hatten die Schätzungen weit auseinandergelegen und waren für den Juli-Wert von drei bis 3,7 Prozent ausgegangen.

Während die Jahresteuerung bei den Inlandgütern lediglich 1,8 Prozent betrug, kosteten Importgüter 8,4 Prozent mehr als im Juli 2021. Erdölprodukte etwa kosteten vor allem wegen des Ukrainekrieges 43 Prozent mehr – Heizöl allein 76 Prozent, bei Benzin waren es knapp 31 Prozent.

Aber auch für Pauschalreisen ins Ausland (plus 24 Prozent) oder Luftverkehr im allgemeinen musste massiv mehr bezahlt werden (plus 78 Prozent), wobei hier vor allem auch die erhöhte Nachfrage nach den coronabedingten Lockdowns im Vorjahr eine große Rolle spielt.

International tiefer Wert

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz mit dem aktuellen Inflationswert von „nur“ 3,4 Prozent gut im Rennen. In der Eurozone etwa stieg die Teuerung im Juli nochmals an und war mit 8,9 Prozent so hoch wie nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999. Und in den USA war die Inflationsrate (Juni-Wert) mit 9,1 Prozent sogar so hoch wie zuletzt vor über 40 Jahren.

Hauptgrund für den hierzulande tieferen Wert ist neben dem starken Franken vor allem auch ein anderer Energiemix. Trotzdem ist die Inflation auch in der Eidgenossenschaft ein großes Thema. Der Anstieg in den vergangenen Monaten war nämlich auch hier frappant. Zum Vergleich: Ende 2021 lag die Inflation erst bei 1,5 Prozent, vor einem Jahr erst bei 0,7 Prozent. Und vor knapp eineinhalb Jahren – im März 2021 – war sie sogar noch leicht negativ, das heißt Herr und Frau Schweizer mussten damals für einen bestimmten Warenkorb 0,2 Prozent weniger bezahlen als ein Jahr davor.

SNB auf den Plan gerufen

Der schnelle – wenn auch gegenüber dem Ausland deutlich geringere – Anstieg der Inflation hat bekanntlich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf den Plan gerufen. Mitte Juni hob diese – mit Verweis auf die anziehende Teuerung – ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent an. Dies war der erste Zinsschritt nach oben seit fünfzehn Jahren. Das endgültige Ende der Negativzinsen dürfte laut Ökonomen-Einschätzungen zudem nur noch eine Frage der Zeit sein. Wenn man die Entwicklung der saisonalen Produkte sowie Energie und Treibstoffe aus der Rechnung nimmt – und damit die sogenannte Kerninflation berechnet – sieht die Inflationsentwicklung etwas weniger dramatisch aus.

Höchster Wert

So stieg sie im Juli gegenüber dem Vormonat zwar leicht an, lag aber lediglich bei zwei Prozent und damit noch immer im von der SNB definierten Bereich von Preisstabilität zwischen null und zwei Prozent.

Allerdings sei dies der höchste Wert seit mehr als 20 Jahren, bemerken die Ökonomen von Capital Economics. Er dürfte die SNB dazu ermutigen, bald weiter an der Zinsschraube zu drehen.

Weiterer Anstieg möglich

Die Teuerung in der Schweiz dürfte sich weniger schnell zurückbilden als bislang erwartet. Das prognostieren gleich zwei Institute.

So haben die Ökonomen der Raiffeisen-Bankengruppe und der Großbank UBS ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr markant erhöht. Raiffeisen erwartet nun für 2022 eine durchschnittliche Jahresteuerung von drei statt 2,5 Prozent, die UBS von 3,1 statt 2,7 Prozent. Wichtiger Treiber dafür seien die Energiepreise. Die Ölpreise seien zwar zuletzt gesunken. Der tiefe Wasserstand des Rheins infolge der Trockenheit erhöhe jedoch die Transportkosten und könnte den Preis verarbeiteter Erdölprodukte weiter steigen lassen. Zudem gebe es beim Erdgas und bei der Elektrizität ein großes Nachholpotenzial.

Es besteht laut den Experten der Großbank das Risiko, dass die Gasanbieter im zweiten Halbjahr die massiven Preisanstiege an den europäischen Gas-Börsen an ihre Kunden weitergeben. Bei der Elektrizität sei ebenfalls mit einem Preisschub zu rechnen, allerdings erst später. Denn die Strompreise könnten in der Schweiz für Kleinkunden in der Regel jeweils nur zu Jahresbeginn angepasst werden.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading