Basel Nominierte für Buchpreis

Die Oberbadische
Autor Tom Kummer Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Literatur: Shortlist mit großer stilistischer Vielfalt

Basel. Die fünf Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2020 sind bekannt. Es handelt sich um Dorothee Elmiger, Tom Kummer, Charles Lewinsky, Karl Rühmann und Anna Stern – Werke, die formal, stilistisch und thematisch von einer großen Bandbreite zeugen.

Die Jury sagte zur Wahl, man dürfe der Deutschschweizer Prosa 2020 „eine große stilistische Vielfalt attestieren“. Entsprechend spiegle die Shortlist „fünf sehr unterschiedliche Bücher, jedes davon ästhetisch eigensinnig und formbewusst“, so Jurysprecher Daniel Graf.

Vielfältig sind die fünf Werke auf der Shortlist in der Tat. So lässt sich Dorothee Elmigers „Aus der Zuckerfabrik“ als postmodernes literarische Experiment bezeichnen, das schwer einer literarischen Gattung zuzuordnen ist. Effektbewusst montiert die Autorin Zitate von Kleist und Kaschnitz über Frisch und Dürrenmatt, Balzac und Ortega y Gasset zu einem Gebilde, aus dem man pickt, was einen Moment Aufmerksamkeit verdient. Die Jury bezeichnet es als „faszinierendes Kaleidoskop, in dem die Komplexität der heutigen Welt aufscheint“.

Doppelte Nominierung

Mit „Aus der Zuckerfabrik“ wurde Elmiger auch in die Endrunde für den Deutschen Buchpreis aufgenommen.

Tom Kummer steht mit seinem Roman „Von schlechten Eltern“ auf der Buchpreis-Liste. Das Buch sei ein „Roadmovie der besonderen Art“, wie die Jury schreibt. Es ist die Fortsetzung seines Vorgängers „Nina & Tom“ und wohl der letzte autofiktionale Roman, in dem seine verstorbene Frau Nina namentlich auftaucht, sagte der Berner Autor bei Erscheinen des Buches. „Ich zelebriere den Trauerzustand“, so Kummer, der seine Frau Nina 2014 nach 30 gemeinsamen Jahren an den Krebs verloren hat.

Charles Lewinsky hat es mit „Der Halbbart“ auf die aktuelle Shortlist geschafft. Das breit angelegte Gesellschaftspanorama einer Schweiz zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit dem beschädigten jüdischen Flüchtling Halbbart im Zentrum führt den Leser weit zurück in die Geschichte. Dafür erfindet Lewinsky den jungen Geschichtenerzähler Eusebius, der aus seiner eingeschränkten Sicht erzählt – und so zur Debatte stellt, wie aus Geschichten Geschichte wird.

Karl Rühmann wurde für seinen Roman „Der Held“ in die engere Auswahl für den Buchpreis genommen. Der im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsene Autor fragt vor dem Hintergrund der dortigen Kriege nach Opfern und Tätern, nach Wahrheit und Lüge, nach Verbrechen oder Heldentaten. Antworten gibt der Roman nicht, sondern er stellt verschiedene Perspektiven, gegensätzliche Sichtweisen nebeneinander. Die Zuordnung von Freund und Feind würden fragwürdig, resümiert die Jury.

„das alles hier, jetzt“ heißt das Werk, mit dem die 30-jährige Anna Stern in die Endauswahl kam. Es ist bereits ihr vierter Roman – und er ist formal außergewöhnlich. Die Erzählerin taucht tief ein in die Trauer um einen nahen Freund. Linksseitig im Buch ist ein Protokoll abgedruckt, darüber wie kaputt sie sich fühlt und eine Therapie beginnt, wie sie sich abkapselt und nur selten die Kraft findet, ihre Freunde zu sehen. Auf den gegenüberliegenden Seiten in grauer, ausgebleichter Farbe findet sich ein Strom loser Erinnerungen an glückliche Tage der Kindheit und Jugend.

Für 2020 hatte die Jury die Wahl aus 83 Titeln von 54 Verlagen. Die Preise sollen trotz der Covid-19-Pandemie am 8. November im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel verliehen werden.

Der Schweizer Buchpreis ist mit insgesamt 42 000 Franken dotiert.

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