Basel Pharmariese im digitalen Wandel

Denis Bozbag
Forscher verfolgen den Ablauf klinischer Studien auf Monitoren im Kontrollraum „Sense“. Foto: zVg

Novartis: Neuer Computer-Kontrollraum überwacht klinische Studien mit 80.000 Patienten in 70 Ländern.

Basel - Klinische Studien in Echtzeit überwachen und Millionen von Patienteninformationen an einem Ort bündeln: Das ist bei Novartis dank neuester Computertechnologie Realität. Gestern eröffnete am Unternehmenssitz in Basel der Kontrollraum „Sense“. Eine Revolution in der Datenauswertung stehe bevor, sagen die Verantwortlichen.

Entwicklung dauert zwölf Jahre

Die Entwicklung eines neuen Medikaments dauert von der Grundlagenforschung bis zur Zulassung laut Novartis zwölf Jahre. Dies ist ein sehr zeitaufwendiger und kostenintensiver Prozess. 2,5 Milliarden Dollar gibt der Konzern jährlich für die Forschung aus. Kapital, das gebunden bleibt und nicht in andere Unternehmensbereiche investiert werden kann.

Entwicklung neuer Medikamente effizienter gestalten

Das soll sich mit „Nerve Live“ ändern. „Vor drei Jahren haben wir diese zentrale Analyse-Plattform für die Auswertung von weltweit rund zwei Millionen Patientendaten entwickelt“, erklärte Entwicklungsleiter Badhri Srinivasan gestern während der Medienführung durch den eigens eingerichteten Kontrollraum. „Viele wichtige Informationen schlummerten in Datenbanken auf Servern unserer Partnerfirmen. Unser Ziel war es, auf diese Daten schnell zugreifen und sie auswerten zu können. Wir wollen den Ablauf klinischer Studien im Rahmen der Entwicklung neuer Medikamente damit effizienter gestalten.“

Mussten in der Vergangenheit Telefonate geführt und E-Mails geschrieben werden, um Problemen und Verzögerungen bei den Tests auf den Grund zu gehen, können dank der einheitlichen Digitalisierung sowie Zentralisierung der verstreuten Datensätze nun alle Prozesse von einem Ort aus gesteuert werden.

Visualisierung globaler Studien

Nach Entwicklung der Analyse-Plattform sollte eine Anwendung geschaffen werden, mit der die klinischen Studien in Echtzeit überwacht werden. Das Modul mit dem Namen „Sense“ ermöglicht eine Visualisierung globaler Studien auf sechs verschiedenen Monitoren. In einem Kontrollraum könnendie Forscher interaktiv in den Prozess eingreifen. „Dieses System ermöglicht uns ein proaktives Risikomanagement“, verdeutlichte Bertrand Bodson, Verantwortlicher für den digitalen Umbau bei Novartis. „Verzögerungen oder Ressourcenmangel bei den Testphasen kann der Computer vorhersagen und uns vorab über Risiken informieren. Wir wollen zum Wohle des Patienten flexibler und schneller reagieren und wertvolle Zeit und Kosten einsparen.“

Der digitale Wandel hat seit einigen Jahren die Pharmabranche erfasst. „Die Strategie einer digitalen Neuausrichtung soll uns zu einem führenden Arzneimittelhersteller machen. Wir wollen eine tiefgreifende Veränderung in der Behandlung von Patienten bewirken“, erklärte Unternehmenschef Vas Narasimhan kürzlich in einem Artikel einer Technik-Fachzeitschrift seine Zukunftsvision von Novartis.

Wandel zu einem digitalisierten Unternehmen

Dass mit diesem Wandel zu einem digitalisierten Unternehmen auch ein Stellenabbau einhergeht, gab das Unternehmen im November bekannt: Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren 2200 Stellen in der Medikamentenproduktion schweizweit gestrichen werden.

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