Basel Reaktion, Konzentration und Auge

Michael Werndorff

Freizeit: Im Flipperclub Regio Basel schlagen die Herzen der Flipperfans höher

Basel - Es scheppert, klackert, klingelt, und unzählige kleine Lämpchen blinken: Was sich nach einer Reizüberflutung anhört, bedeutet für die Mitglieder des Flipperclubs Regio Basel pure Spielfreude.

Gebannt folgt Reiner Wolf der Flipperkugel, die von den „Bumpern“ zufällig in Richtung „Target“ befördert wird. Blitzschnell arbeiten seine Finger, um dem silbernen Ball den richtigen Stoß zu verpassen. Der Star-Wars-Flipper ist anspruchsvoll und verlangt seine gesamte Aufmerksamkeit. Endlich: Multiball! Mehrere Flipperkugeln sorgen jetzt für Nervenkitzel und noch mehr Punkte. „294 Millionen, um genau zu sein“, zieht Wolf am Spielende zufrieden Bilanz.

Es kann aber auch entspannter zugehen, weiß Vereinskollege Alain Müller und drückt die Starttaste eines Flippers aus den 1970er Jahren, der – anders als die modernen Geräte – nur eine Spielebene bietet und weder über Bogen, Rampen noch weitere ausgeklügelte Modi verfügt, die modernen PC-Spielen ähneln.

Letztere haben dafür gesorgt, dass die wartungsintensiven Flipper aus den Beizen verschwanden. „Ein Computerspiel funktioniert halt immer“, trauert Wolf der Vergangenheit nach, in der fast jede Kneipe ihre Flipperecke hatte. Wie er hat Mitstreiter Müller seine Liebe zu den „Wunderwerken der Technik“ in der Kinder- und Jugendzeit entdeckt: Damals spielte er während der Skiferien im Wallis. Als das Taschengeld knapp wurde, schwor er sich, eines Tags einen Flipper zu kaufen.

Aus Wunsch wurde Realität: Heute ist Müller stolzer Besitzer mehrerer Geräte, die im Münchensteiner Vereinsdomizil zu finden sind, wo rund 50 Geräte nach Jahrzehnten geordnet aufgestellt und für die Allgemeinheit zugänglich sind. „Jeder Flipper erzählt seine eigene Geschichte“, verweist Wolf auf Kinofilme wie Star Wars, Star Trek, Indiana Jones, Lord of the Rings oder Austin Powers.

Und was macht die Faszination Flipper aus? „Es bewegt sich etwas, und es ist aufregend“, schwärmt Müller. Anders als bei einem PC-Game spiele hier die Mechanik und Physik eine große Rolle. „Das macht den Reiz aus.“ Und natürlich der Wettbewerb, wenn man sich mit anderen messe, ergänzt Wolf.

Wartungsintensive Technik

Derweil macht ein Flipper schlapp. Die durchgebrannte Sicherung ruft beide Experten auf den Plan, denn wer spielen wolle, müsse auch reparieren können, meint Wolf. Die mehrere tausend Franken teuren Geräte sind reparaturanfällig und wartungsintensiv. Schnell ist mal ein Kunststoffteil abgebrochen oder es muss ein elektronisches Bauteil ausgetauscht werden. Das erledigen die Vereinsmitglieder in Eigenregie. „Wir haben uns das selbst beigebracht. Learning by doing sozusagen.“  Außerdem gebe es die Schaltpläne im Internet, erzählt Wolf.

Lediglich während des halben Klubabends werde gespielt. Die verbleibende Zeit sei dem Schrauben, Löten und Fachsimpeln vorbehalten. Ersatzteile gebe es genug, unter anderem weil der Flipper wieder boome, freut sich Müller über das wachsende Interesse an dem Kultgerät.

Schnelle Reaktion

Neue Flipper werden nach wie vor in verschiedenen Ausführungen hergestellt und kosten zwischen 6000 und 10 000 Franken. „Die landen meist in privaten Händen und nicht mehr in Kneipen.“ Nach wenigen Handgriffen erwacht der reparierte Flipper wieder zum Leben, weiter geht das Spiel, das Jung und Alt begeistert, wie Müller betont.

Und welche Eigenschaften sollte ein guter Spieler besitzen? „Reaktion, Konzentration und Auge“, bringt es Wolf auf den Punkt. Das „A und O“ sei aber, die Kugel für einen gezielten Schuss mit den Flippern zu stoppen. Ein weiterer Trick, den man beherrschen sollte: Die Kugel vom linken Flipper auf den rechten bugsieren und umgekehrt. Und nicht zuletzt das Retten der Kugel durch Stoßen und Rütteln am Gerät. Wie weit der Spieler gehen kann, bis es zum gefürchteten Tilt kommt und die Kugel verloren ist, merkt man schnell, erklären die Experten.

Comeback fördern

Die Erfahrung dürfen übrigens alle Interessierten machen, schließlich will man kein exklusiver Club sein. Das Interesse wachse und somit auch die Mitgliederzahl des 2015 gegründeten Flipperclubs. Wer in Jugenderinnerungen schwelgen oder die Welt der Flipper für sich entdecken will, hat dazu regelmäßig Gelegenheit – in Coronazeiten mit Voranmeldung. Als Tagesmitglied zahlen Besucher 20 Franken, dann darf nach Herzenslust geflippert werden.

Weitere Informationen: Weitere Infos gibt es im Internet unter www.flipperclubbasel.ch.

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