Basel Refugium für seltene Arten

Die Oberbadische
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Naturschutz: Rheininsel wurde aufwendig renaturiert

Von Gerd Lustig

„Wir wollten das Rad wieder zurückdrehen und die Landschaft annähend so gestalten, wie sie vor rund 200 Jahren einmal war“, erklärte Philippe Kniebiely, Direktor des Naturschutzschutzgebietes Petite Camargue Alsacienne (PCA).

Regio. Gemeint hat er mit dem Gebiet die „Île du Rhin“, also jene Insel im Rhein zwischen Kembs und Märkt, die in den vergangenen zehn Jahren mit immensem Aufwand renaturiert und zu einem exklusiven Lebensraum für Fauna und Flora gemacht wurde.

Bei dieser rund 120 Hektar großen Auenlandschaft, mitten im Rhein gelegen, handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Naturreservat, sondern um das größte Naturschutzprojekt Mitteleuropas. Und diese „Île du Rhin“ besichtigte dieser Tage der Districtrat des Trinationalen Eurodistricts Basel (TEB), angeführt von Präsident Heinrich Ueberwasser, anlässlich seines zehnjährigen Bestehens.

Gerade für den TEB galt von Beginn an, den Blick über die Grenzen zu richten, sich und die Projekte im trinationalen Raum kennenzulernen. „Und ein solches Vorzeigegebiet mit Vorrang Natur ist es allemal wert, vom TEB einmal selbst in Augenschein genommen zu werden“, betonte Ueberwasser bei der Begrüßung im Touristenbüro zwischen den Städtchen Village-Neuf und St. Louis.

Grenzüberschreitenden Erfolg gebe es nur bei gegenseitigem Interesse und Rücksichtnahme. Und gerade das Wort „kennenlernen“ bedeute für ihn zum einen kennen und zum anderen auch lernen. „Und wir können und müssen noch viel voneinander lernen“, betonte der Districtrats-Präsident.

Und schon ging es in das Naturreservat Rheininsel, unter fachkundiger Führung des PCA-Chefs Kniebiely und einigen seiner Mitarbeiter. Das Gute und Gewollte an der Rheininsel sei es vor allem, den Menschen die Schönheiten der Tier- und Pflanzenwelt zu zeigen, gleichwohl den verschiedenen Spezies die Ruhe und den nötigen Freiraum zu lassen, um nahezu ungestört und artgerecht zu leben. „Hier herrscht echte Biodiversität“, schwärmte der PCA-Direktor.

Und es sind inzwischen schon mehr als 100 Arten, die sich den renaturierten Lebensraum zu eigen gemacht haben. Vor allem rund um den neuen „Petit Rhin“, der mäandrierend auf sieben Kilometern abwechslungsreiche Landschaften bietet, finden sich optimale Bedingungen für Zugvögel und heimische Arten, denen die Rheininsel beinahe wie ein Schlaraffenland vorkommen muss.

Seit dem Jahr 2005 gehört diese Auenlandschaft zur PCA und wird von den Mitarbeitern betreut. Ab 1. Januar 2018 hat die PCA auch die Federführung für die Verwaltung. Möglich geworden ist die Renaturierung der Rheininsel im Zuge der Neukonzessionierung des Kraftwerks Kembs. EdF erhielt nur den Zuschlag, wenn auch Gelder für die Gestaltung des Naturraums erfolgt.

Und da wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Rund fünf Millionen Euro galt es zu investieren – für die Verschiebung von Hunderttausenden von Tonnen Erdmaterial und Kies. Auch wurden Teiche angelegt. Ein ebenfalls gebautes Wasserkraftwerk steuert den nötigen Zufluss zu Altrhein und „Petit Rhein“.

Gedacht wurde auch an Fisch- und Bibertreppen. Viele Gebiete sind sich weitestgehend selbst überlassen, anderen müssen naturnah bewirtschaftet werden, unter anderem von Schafen oder auch Ziegen aus dem Engadin. „Natürlich gelten hier einige Verhaltens- und Rücksichtsregeln für die Menschen“, klärt eine Rangerin auf. Wichtig sei es aber, den Besuchern die intakte Natur so gut und so nah wie möglich zu zeigen. Mittels eines bis zum Jahr 2020 neu aufgelegten Interreg-Projekts kommen künftig noch etliche zweisprachige Info-Tafeln dazu, die an vielen Orten auf der Rheininsel aufgestellt werden, um das Naturerlebnis perfekt zu machen. Hier ist auch das Trinationale Umweltzentrum (Truz) in Weil am Rhein involviert.

Zugang zur Insel, sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer, gibt es im Übrigen nicht nur via Kraftwerk Kembs, sondern auch vom Stauwehr her in Weil am Rhein-Märkt. „Von Basel aus gibt es einen wunderbaren, etwa 30 Kilometer langen Rad-Rundweg über Kembs und Märkt“, freute sich Ueberwasser.

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