Basel Reise zu den höchsten Höhen

Die Oberbadische
Das Quatuor Danel mit Marc Danel, Gilles Millet, Vlad Bogdanas und Yovan Markovitch in Badenweiler Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Konzerte: Resümee zu den Badenweiler Musiktagen / Zyklus aller Streichquartette Beethovens

Von Dorothee Philipp

Badenweiler. Die Badenweiler Musiktage gehen im kommenden Frühjahr weiter mit der neuen Intendantin Lotte Thaler und dem Motto „Heut’ und ewig“ (wir berichteten).

Die Ära von Klaus Lauer als Begründer und bisheriger künstlerischer Leiter der legendären Reihe fand mit dem vollständigen Zyklus aller Streichquartette Beethovens in der jüngsten Auflage einen würdigen Abschluss. Diese „Reise zu den höchsten Höhen“, wie Lauer das Projekt ehrfürchtig nannte, verlangte in der Tat allen Beteiligten etwas ab: Das Quatuor Danel hatte die Hauptarbeit, aber auch von den Zuhörern, die den ganzen Zyklus gebucht hatten, wurde Stehvermögen verlangt: fünf aufeinander folgende Abende und ein Samstagvormittag.

Das Quartett um Primgeiger Marc Danel ist von Beethoven ebenso fasziniert wie Lauer, wie die Tourneepläne der letzten Monate zeigen. Immer wieder Beethoven in gemischten Programmen und der ganze Quartett-Zyklus innerhalb von zwei Monaten gleich viermal. Im Mai 2015 hatten die vier bei den Musiktagen aber auch mit Ravel, Fauré und Franck brilliert, damals hieß das Motto „à la française“, Frankreich ist ebenfalls eine musikalische Lieblingsgegend von Lauer.

Jetzt aber war kein Platz für Spielereien und Andeutungen. Marc Danel, sein zweiter Geiger und Ensemble-Mitbegründer Gilles Milet, Bratscher Vlad Bogdanas, seit 2005 dabei, und Cellist Yovan Markovitch, der 2013 Guy Danel ablöste, ließen vom ersten Takt an keinen Zweifel daran, dass man sich hier wirklich auf eine wichtige Expedition begeben hatte. Das Quartett glänzt durch einen satten, runden Ton, der den Wohlklang nicht über alles stellt, sondern durchaus auch rau und schrundig klingen kann. Schon die ersten Quartette aus den letzen beiden Jahren des 18. Jahrhunderts zeigten bei aller Gefälligkeit schon die Handschrift des Meisters, der im Laufe der Zeit bis an die Grenzen von Tonalität und Taktschemata ging und dabei für damalige Ohren unerhörte Experimente unternahm. Diese Entwicklung brachten die Danels plastisch zur Geltung, durch glasklare Phrasierung und eine konstante Texttreue bei der dynamischen Gestaltung mit all den bedeutsamen Sforzati und Crescendi.

Den überbordenden musikalischen Ideenreichtum Beethovens und dessen Kunst, diesem eine stimmige Form zu geben, setzten die Musiker ins rechte Licht. Ein luftiges Scherzo, ein kapriziöses und höllisch schnelles Presto und dann diese nach den Sternen greifenden langsamen Sätze, die bei Beethoven oft das Zentrum eines Werkes bilden.

Über die „Rasumowsky-Quartette“, das „Harfenquartett“ mit seinen graziösen Pizzicati und das „Quartetto serioso“ ging es dann zum Spätwerk. Das B-Dur-Quartett erhielt mit der Großen Fuge in Badenweiler seinen ursprünglichen Schlusssatz wieder. Dieser bildete im letzten Konzert der streng chronologisch angelegten Reihe in Badenweiler auch das letzte Stück, also kein Finale furioso. Mit der Wiederholung des über eine Viertelstunde langen musikalischen Kraftaktes der Großen Fuge als Zugabe entsprachen die Musiker einem Wunsch Beethovens, der sich seinerzeit darüber mokiert hatte, dass das Publikum bei der Uraufführung als Zugabe die leichter eingängige „danza tedesca“ gefordert hatte. „Warum nicht die Fuge?“ hatte der Meister enttäuscht gefragt und die Hörer als „bœfs“ und „ânes“ betitelt.

Solche säßen ja in Badenweiler nicht im Publikum, da könne man das schon machen, kündigte Marc Danel an. Denen, die die Badenweiler Musiktage öfter besuchen, fiel insgesamt die atemlose, fast hustenfreie Stille auf, die bei allen Konzerten herrschte. Und die helle Begeisterung des Beifalls, die selbst distinguierte Konzertbesucher zu lauten Jubelrufen hinriss.

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