Unter anderem wegen des Entscheids, in Lörrach beim Zentralklinikum eine neue S-Bahnhaltestelle zu realisieren, wäre nach neueren Fahrplanstudien ein durchgehender Doppelspurausbau zwischen Riehen Dorf und Lörrach nötig. Riehen sei aber nicht bereit, die Folgen der neuen Planungsänderungen, welche größtenteils Vorteile für andere mit sich bringe, einseitig zu tragen, wie Wilde und Hettich deutlich machten.
Im Rahmen des Pressegesprächs wurden auch die Konsequenzen für Riehen beleuchtet. Ein solcher hätte vielfältige Folgen: Die Anwohner wären massiv betroffen, der wichtige Fuß- und Radweg „Spittelerwegli“ würde wegfallen, die Baumallee am Eisenbahnweg müsste geopfert und längere Schrankenschließzeiten in Kauf genommen werden. Nicht zuletzt würde die Trennwirkung im Dorfkern noch größer werden. Kurzum: „Bestehende Probleme werden verschärft statt gelöst“, sagte Hettich.
Schon jetzt sei die Trennwirkung der Trasse groß, und Autos stünden immer wieder im Stau, ergänzte Wilde. Er sagte zudem, dass bei den Neuplanungen ein wichtiger Schritt einfach übersehen worden sei. Der Gemeinderat sei aber bereit, sich aktiv am Lösungsprozess zu beteiligen.
Gefragt nach Alternativen, verwies Wilde auf die Planer. Diese müssten Lösungen zur Diskussion stellen, die ergebnisoffen geprüft werden sollten. In der Vergangenheit wurde bereits eine Tieferlegung thematisiert, doch die damit verbundenen langwierigen Arbeiten stießen gestern nicht auf Zustimmung. „Es gibt sicher intelligentere Lösungen, das Ziel zu erreichen“, so Wilde.
Die Position der Gemeinderegierung von Riehen sei Teil einer innerschweizerischen Debatte, heißt es derweil vom Landratsamt Lörrach. Im Grundsatz werde der Ausbaubedarf an der Garten- und Wiesentalbahn vom Schweizer Bund und von den Beteiligten in der Agglomeration anerkannt. So sei der Kanton Basel-Stadt Mitinitiator des Zielbilds der S-Bahn Basel, das auf der S6 zwischen Basel und Lörrach künftig einen 15-Minuten-Takt vorsieht.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft habe den entsprechenden Infrastrukturausbau in ihr Ausbauprogramm „STEP 2035“ aufgenommen. Zudem habe sich der ZRL im Jahr 2019 für eine Ausbauvariante entschieden, die sowohl die Taktverdichtung als auch einen zusätzlichen Haltepunkt am Standort des neuen Zentralklinikums Lörrach abbildet. Das Konzept wurde mit dem Land Baden-Württemberg und mit der Schweiz abgestimmt.
„Die Bedenken der Gemeinde Riehen nehmen die deutschen Projektpartner ernst. Welche Eingriffe die Ausbauplanung konkret auslöst und mit welchen Maßnahmen auch bessere Lösungen erzielt werden können, ist nun in den ersten förmlichen Planungsphasen zu untersuchen. Hierzu wird der ZRL die Deutsche Bahn als Inhaberin der Strecke entsprechend beauftragen. Wie seit Beginn des Projekts steht der ZRL mit allen Beteiligten in engem Austausch“, erklärt Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler auf Nachfrage unserer Zeitung.