Basel Sammeln bleibt „in“

Die Oberbadische

Ethnologie: Basler Museum der Kulturen feiert 125 Jahre Bestehen 

Basel. Physisches Sammeln und Ausstellen des kulturellen Erbes der Menschheit hat auch im digitalen Zeitalter nicht ausgedient. Davon ist Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel (MKB) überzeugt. Dieses blickt 2018 auf sein 125-jähriges Bestehen zurück.

Schon beim Aufkommen der Fotografie sei das museale Ausstellen von Objekten teils abgeschrieben worden, sagte Schmid bei der Pressekonferenz. Damals wie heute täusche man sich aber mit der Ansicht, Abbilder ersetzten die realen Objekte: Manchmal erkenne man Details, die zu Erkenntnissen führen, erst mit dem Ding in der behandschuhten Hand.

Schmid verwies auf die Computertomografie, die heute bei Bedarf einen Blick ins Innere von Dingen erlaubt, ohne diese zu zerstören.

Selbst wenn man von allen 320 000 MKB-Sammlungsobjekten CT-Bilder hätte – was ein Vermögen kosten würde – würden diese nicht überflüssig. Für Wissenschaftler seien nie alle Fragen gestellt und beantwortet, betonte Schmid. Übrigens funktioniere auch das genaue Festlegenwollen mittels Museumsstrategie so eben nicht.

Das Museum der Kulturen hat für Schmid 2011 eine eigene Identität bekommen mit der Einweihung des Anbaus mit eigenem Eingang zum Münsterplatz. Unter dem gleichen Dach mit dem Naturhistorischen Museum sei es früher als eine Art „Universalmuseum“ wahrgenommen worden.

Der Neuanfang mit neuem Konzept sei „nicht ganz einfach“ gewesen, räumt Schmid ein. Manche Gäste hätten anfangs die alte Aufteilung nach Weltregionen vermisst, doch das habe sich weitgehend gelegt. Die Besucherzahlen seien mittlerweile konstant – 2016 waren gut 72 000 Besuchende gezählt worden, 6,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Das 125-Jahre-Jubiläum solle neben Festivitäten auch zur Selbstreflexion genutzt werden, sagte Schmid weiter.

Das Exotisieren sei passé; dieses könne Reisen oder das im Internet verfügbare Wissen nicht ersetzen. Zentral sei das Verhältnis der Objekte zum Leben hier und heute. Um dazu dem Publikum auf den Zahn zu fühlen, bereitet das MKB eine Art Jekami-Ausstellung vor: Dafür können alle via Internet-Voting aus einer durch Vereine und Angefragte getroffenen Vorauswahl 120 Objekte erküren. Zudem hat das MKB einen Visions-Wettbewerb für alle Studierenden der Uni Basel ausgeschrieben.

Das Sammeln läuft derweil nach bewährtem Muster weiter: Neben einem „bescheidenen“ Etat von rund 100 000 Franken im Jahr wird die Sammlung durch Schenkungen arrondiert. Gemäß Schmid wird nur wirklich Ergänzendes angenommen und auch die legale Herkunft der Stücke abgeklärt. Notfalls sei in Basel bis heute auch eine Drittfinanzierung möglich. Platz habe es noch dank Außendepots mit 8000 Quadratmetern.

Die erste Sitzung der Ethnografischen Kommission der Universität Basel im Jahr 1893 gilt als Start des heutigen Museums der Kulturen. Schon vorher zeigte das „Museum der Stadt Basel“ im 1849 eröffneten Bau von Melchior Berri an der Augustinergasse eine der ersten öffentlich zugänglichen ethnografischen Sammlungen Europas.

In den Anfängen entstand die Museumssammlung aus Mitbringseln von Basler Großbürgern – etwa Vischers und Sarasins – von deren Reisen. Später übernahmen Ethnologen und professionalisierten das Museum. 1892 entschied die Uni-Regenz, die ethnografische Sammlung von der historisch-antiquarischen zu trennen und eine Kommission einzusetzen.

1917 hofseitig erweitert, trat es ab 1918 als „Museum für Völkerkunde“ auf. 1944 benannte der Bundesrat die Europa-Abteilung als „Schweizerisches Museum für Volkskunde“. Zum „Museum der Kulturen“ umgetauft wurde das Haus 1996. 2011 wurde der Neubauteil aus der Feder der Architekten Herzog & de Meuron eingeweiht.

Das Jubiläum wird für die Besucher und mit den Besuchern gefeiert. Jeden Monat gibt es ein ganz besonderes Highlight. Einmalig wird die Jubiläumsausstellung „Wünsch dir was – 125 Objekte zum 125. Geburtstag“: Die Bevölkerung bestimmt, was zu sehen sein wird. Vernissage ist am 13. September.

Verschiedene Kooperationspartner

Bei manchen der Jubiläumsveranstaltungen lässt es sich entspannen, bei anderen aktiv mitmachen. Verschiedene Kooperationspartner aus teils ganz anderen Sparten wie Musik und Sport bereichern das Angebot.

Das Sinfonieorchester Basel gibt dem Museum beispielsweise ein exklusives Geburtstagsständchen (27. Mai), und der frischgebackene Ehrendoktor Andrew Bond wird in seinem Open-Air-Konzert Kinderaugen zum Glänzen bringen. Achtsame Entspannung verspricht Buddha (7. März), während Gsünder Basel die Kultur in Bewegung versetzt. Spiele aus aller Welt bietet die Kinder-Ferien-Stadt, die im Innenhof ihre Zelte aufschlägt.

Viele Rätsel gibt der Familientag am 3. Juni auf. Er steht unter dem Motto „Das Geheimnis“. Die gleichnamige Ausstellung startet ab 12. April. Sie präsentiert faszinierende Geheimnisträger in Form von Objekten aus der Museumssammlung, lüftet Geheimnisse und enthüllt dabei, wer was wissen darf.

Ein Blick in die Zukunft des Museums werfen Studierende der Universität Basel: Sie arbeiten Ausstellungsvisionen aus. Auf Partizipation und ganz andere Perspektiven setzt das Museum der Kulturen Basel auch bei der Jubiläumsausstellung. Die Bevölkerung darf sich 125 Objekte wünschen, die ab September präsentiert werden. Es ist ein Experiment für beide Seiten und auch eher ungewöhnlich in der Museumswelt.

Den Schlusspunkt des Jubiläums setzt die Stabübergabe an das Basler Münster, das 2019 seine Einweihung von vor 1000 Jahren feiert.

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