Am Neujahrstag 2022 aber fällt diese Veranstaltung aus. Auch wegen Corona, wie Furlano sagt. „Wir hätten den Platz um den Brunnen herum absperren müssen“, schildert er die Umstände. Hauptgrund aber ist die derzeitige Sanierung der Freien Straße, in deren Zuge auch der Dreizackbrunnen abgebaut wurde. Erst im Sommer soll er – etwas versetzt – wiedereröffnet werden. Zu diesem Anlass werde auch die Zunft zum Goldenen Stern mit den Tambouren ihres Zunftspiels auftreten und für den musikalischen Rahmen sorgen. Aber bis dahin gibt es den Dreizackbrunnen als Schauplatz des Geschehens am Neujahrstag nicht.
Alte Basler Tradition wurde 1995 wiederbelebt
Die „Neijoors-Aadringgede“ ist eine alte Basler Tradition, welche die Zunft „Zum Goldenen Stern“ Mitte der 1990er-Jahre wiederbelebt hat. Der damalige Zunftmeister Ernst Mollet setzte sich dafür ein, die „Aadringgede“ neu zu gestalten. Bis dahin wurde zum Neujahrsapéro jahrzehntelang abgeschieden von der Öffentlichkeit in den Zunft-Stuben angestoßen. Mollet sorgte mit seiner Idee des sprudelnden Brunnens dafür, dass auch andere Menschen am Neujahrsumtrunk teilnehmen konnten. Der heutige Zunftmeister Raoul Furlano führte dann die Ansprache zum neuen Jahr ein. „Wichtig ist uns vor allem, dass die Veranstaltung für alle offen ist“, schildert er die Idee dahinter. Auch im Jahr 2023 soll das dann wieder so sein. Der Ort kommt nicht von ungefähr, denn das Haus zum goldenen Stern befand sich an der heutigen Freien Straße 71. Das zuletzt im Jahr 1832 umgebaute Zunfthaus wurde 1889 abgerissen. Heute steht an seiner Stelle ein Geschäftsgebäude.
Basel ist reich an Brauchtum zum Neujahr
Aufschluss über weitere Bräuche zum Jahreswechsel gibt das Buch „Basler Sitten“ von Johanna von der Mühll. Die Autorin beschreibt darin unter anderem die Verpflichtungen, die es im 19. Jahrhundert am letzten Tag eines Jahres wahrzunehmen galt. Etwa die Finanziellen: „Der Hausarzt, welcher oft ein Freund des Hauses, wenn nicht gar ein näherer oder fernerer Verwandter war, pflegt keine Rechnung zu schicken. Dafür wurde jeder seiner Besuche getreulich aufgeschrieben. Am Silvesterabend rechnete man die Zahl der Hausbesuche nach, tat das entsprechende Honorar in Gold in einen Briefumschlag und übersandte es auf den Neujahrstag ins Haus des Arztes.“