Gelände stark verschmutzt
Will man Martin Forter, Altlastenexperte und Geschäftsführer der „Ärzte für den Umweltschutz“, glauben, dann ist sogar das gesamte Gelände massiv chemisch verschmutzt. Tonnen giftiger Chemikalien seien im Boden versickert, sagte Forter im September gegenüber dem Schweizer Radio und verwies ebenfalls auf lecke Abwasserleitungen, die vor dem Bau der Kläranlage direkt in den Rhein führten. Hierzu erklärt das Amt für Umwelt, dass es bis heute keine Hinweise darauf habe, dass im Klybeck außerhalb der Altrheinauffüllung Abfälle aus der chemischen Produktion abgelagert wurden.
Sanierungsbedarf
Bis auf ein Areal bewertet das Amt für Umwelt die Industriefläche äußerstenfalls als überwachungsbedürftig ein. Die Grundlage zu dieser Einschätzung lieferten umfassende Analysen. Novartis hat in den Jahren 2014 bis 2016 insgesamt 600 Probebohrungen durchgeführt, die keine „weiteren unliebsamen Überraschungen zutage gefördert hätten“, wie das Unternehmen vergangenes Jahr in einer Mitteilung schrieb. Bekannt ist: Sanierungsbedarf besteht überwiegend auf einer Parzelle an der Mauerstraße, wo laut Weber bis vor einigen Jahren Textilfarbstoffe produziert wurden. Dort gab es in der Vergangenheit eine Havarie, bei der große Mengen organischer Lösungsmittel ins Erdreich sickerten, sich sammelten und seit 1999 aus 15 Metern Tiefe herausgepumpt werden.
Weitere Nutzung prüfen
Doch nicht nur der Boden ist betroffen, auch die Gebäude sind teilweise kontaminiert. Vor dem Hintergrund der Umnutzung und des Denkmalschutzes stehen die Verantwortlichen vor einer großen Herausforderung. Kurzum: Geprüft werden muss die Sanierung und die Kostenfrage. Dirk Schmidt von der kantonalen Denkmalpflege erklärt, dass das Ziel sei, denkmalpflegerisch wertvolle Bauten zu erhalten.
Architektonisch wertvoll ist zum Beispiel eine Produktionshalle an der Ecke Klybeck- und Mauerstraße. Das Gebäude wurde um 1955 als Tageslichtfabrik und mit modernster Technik zur Herstellung von Farbstoffen für Wolle und Textilien errichtet. Je nach Vorhaben steht hier aber eine Entkernung oder sogar der Abriss an.
Kostspielige Sanierung
Sollte sich der Kanton dazu entschließen, im Rahmen der Quartiersentwicklung Areale zu erwerben, dann greift die sogenannte Bauherrenlast. Das heißt, der Bauherr ist verantwortlich, mögliche Altlasten nach gesetzlichen Vorgaben zu entsorgen. Und das kann durchaus sehr kostspielig werden, erklärt Svoboda. Während eine Tonne normaler Bauaushub mit 34 Franken zu Buche schlägt, kann ein Kubikmeter hochgradig belasteter Aushub, der in Verbrennungsöfen behandelt werden muss, bis zu 100 Franken kosten.
Wie schnell die Kosten aus dem Ruder laufen, zeigt die Sanierung des Steih-Areals neben dem Novartis Campus. Hier rechnete man mit Kosten in Höhe von 100 Millionen Franken, mittlerweile haben sich die Ausgaben verdoppelt. Fragt sich, wie die Verantwortlichen mit dem Erbe im Boden umgehen wollen. Laut Novartis sei beispielsweise denkbar, dass man eine Parzelle, auf der belastetes Erdreich ausgehoben wird, für eine Tiefgarage nutzt.