Dass Sabadus aber auch exaltiertere Posen liebt, wenn er Rollen aus der Barockoper verkörpert, zeigt er in verschiedenen Arien Telemanns: Unbekanntes des bekannten deutschen Barockmeisters, das sich lohnt, aus der Vergessenheit gerissen und aus der Versenkung des Opernfundus geholt zu werden.Wer kennt schon die Figur des Prinzen Honoricus? Ein standhafter, ja stoischer Held, der eine Prinzessin heiraten soll, diese Gefühle aber ablehnt. In der mit sprechendem Fagottklang von Carles Cristobal Ferran begleiteten Arie „Zeige dich, geliebter Schatten“ aus dem 1722 an der Hamburger Oper am Gänsemarkt uraufgeführten Singspiel „Sieg der Schönheit“, dem eine römische Handlung zugrunde liegt, kann Sabadus emotional ausgesprochen weich singen und muss noch nicht die scharfe Stimmklinge wetzen wie in einer weiteren, mit viel Affekt gestalteten Arie aus demselben Stück („Lass in Augen Feuer blitzen“).
Dramatik muss der Countertenor auch in der Arie des Zemir aus Telemanns Singspiel „Miriways“ einbringen, einem historischen Stoff mit Liebeshändel eines Eroberers. Ein dramatisches Sujet, was auch in dem Rezitativ und der Arie „Eifersucht, du Kind der Höllen“ zum Ausdruck kommt. In dieser Mezzosopranrolle glänzt Sabadus als verliebter persischer Fürst.
Heroisch bleibt es auch in der Arie aus „Flavius Bertaridus“, einer Opera seria, die in Norditalien im 7. Jahrhundert spielt, wo der vertriebene und abgesetzte König der Longobarden als Titelheld auftritt. Dieser Arien-Reigen war ein interessanter Streifzug durch die eher unbekannte deutsche Barockoper, die vor Intrigen, Liebeswirren und Machtgier nur so strotzt.