Basel Schlicht betörend

Jürgen Scharf
Für barocke Wohlklangtöne sorgte Countertenor Valer Sabadus, begleitet vom Kammerorchester Basel unter Leitung von Julia Schröder. Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Countertenor Valer Sabadus bei „Classiques!“.

Riehen - Er hat eine der schönsten Wohlklangstimmen der Alte Musik-Szene: der bekannte Countertenor Valer Sabadus. Beim Konzert an Karsamstag im Landgasthof Riehen in der Reihe „Classiques!“ sang er barocke Highlights von Johann Sebastian Bach und Opernraritäten von Georg Philipp Telemann. Dabei wurde er vom Kammerorchester Basel wie auf Wolke sieben getragen.

Der jugendlich wirkende deutsch-rumänische Sänger aus Bayern hatte sich mit Bach-Arien wie „Schlafe mein Liebster“ oder „Ich habe genug“ in der Fassung für Sopran und dem „Laudamus te“ aus der h-Moll-Messe barocke Ohrschmeichler ausgesucht, die zu seiner einzigartigen und berührenden Stimme, seinem samtweichen Ton und seinem androgynen Timbre passten.

Die Arie „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ aus der gleichnamigen Bach-Kantate gab dem vorösterlichen Programm den Titel. Die Violine (Julia Schröder) und die Oboe (Emma Black) traten schon hier in einen inspirierten Dialog mit der Sanftmut-Stimme von Sabadus, die aber über eine glasklare, glockenreine Höhe und virtuose Koloraturgeläufigkeit verfügt.

Balsamisch, einschmeichelnd und kontemplativer Gesang

Vielleicht ist diese Countertenorstimme nicht die dramatischste, aber eine sehr gerundete, die natürlich fließt und sich mühelos vom Mezzosopranbereich bis in den Sopran aufschwingen kann. Schlicht betörend, wie stimmschön und puristisch klar Valer Sabadus Bach singt, wie balsamisch, einschmeichelnd und kontemplativ sein Gesang ist: eine sehr persönliche, intime Hommage an den Thomaskantor und „fünften Evangelisten“.

Dass Sabadus aber auch exaltiertere Posen liebt, wenn er Rollen aus der Barockoper verkörpert, zeigt er in verschiedenen Arien Telemanns: Unbekanntes des bekannten deutschen Barockmeisters, das sich lohnt, aus der Vergessenheit gerissen und aus der Versenkung des Opernfundus geholt zu werden.Wer kennt schon die Figur des Prinzen Honoricus? Ein standhafter, ja stoischer Held, der eine Prinzessin heiraten soll, diese Gefühle aber ablehnt. In der mit sprechendem Fagottklang von Carles Cristobal Ferran begleiteten Arie „Zeige dich, geliebter Schatten“ aus dem 1722 an der Hamburger Oper am Gänsemarkt uraufgeführten Singspiel „Sieg der Schönheit“, dem eine römische Handlung zugrunde liegt, kann Sabadus emotional ausgesprochen weich singen und muss noch nicht die scharfe Stimmklinge wetzen wie in einer weiteren, mit viel Affekt gestalteten Arie aus demselben Stück („Lass in Augen Feuer blitzen“).

Dramatik muss der Countertenor auch in der Arie des Zemir aus Telemanns Singspiel „Miriways“ einbringen, einem historischen Stoff mit Liebeshändel eines Eroberers. Ein dramatisches Sujet, was auch in dem Rezitativ und der Arie „Eifersucht, du Kind der Höllen“ zum Ausdruck kommt. In dieser Mezzosopranrolle glänzt Sabadus als verliebter persischer Fürst.

Heroisch bleibt es auch in der Arie aus „Flavius Bertaridus“, einer Opera seria, die in Norditalien im 7. Jahrhundert spielt, wo der vertriebene und abgesetzte König der Longobarden als Titelheld auftritt. Dieser Arien-Reigen war ein interessanter Streifzug durch die eher unbekannte deutsche Barockoper, die vor Intrigen, Liebeswirren und Machtgier nur so strotzt.

Neben dem Star des Abends konnte sich das Kammerorchester Basel unter Leitung von Julia Schröder auch in Instrumentalwerken klanglich ins beste Licht setzen. Etwa in dem von ihr mit energischem Gestus und zügig, aber immer noch in vernünftigen Tempi angepacktem E-Dur-Violinkonzert von Bach und im Konzert für Violine und Oboe, bei dem die Zuhörer über das traumwandlerische Dialogisieren zwischen Geigerin und Oboistin staunten. Wenn Kommunikation nur immer so gut funktionieren würde.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading