Die Behörden hätten das Benzidin-Problem lange vernachlässigt, wie Forter moniert. Zwar hätten Untersuchungen vor dem Hintergrund der Altlastenverordnung stattgefunden, dem Kanton Basel-Stadt attestiert der Autor aber keine beziehungsweise eine untaugliche Benzidin-Analytik. Der Kanton falle durch ein unkoordiniertes Vorgehen und lückenhafte Standort-Untersuchungen auf. Das gehe soweit, dass Benzidin teils jahrelang „vergessen“ wurde. Er kommt zu dem Schluss, dass die bisherigen Untersuchungen eine Verschmutzung jedenfalls nicht zuverlässig ausschließen können.
Baselland handelt
Ein besseres Zeugnis stellt Forter den zuständigen Behörden der Kantone Baselland und Jura aus: Sie hätten die Benzidin-Belastung zumindest in jüngerer Zeit als ernst zu nehmendes Problem anerkannt. So startete der Landkanton im vergangenen Jahr damit, bei Chemiegeländen und Chemiemülldeponien die erforderlichen Untersuchungen nachzuholen. „Nur Basel-Stadt hat bisher noch immer keine systematische Untersuchung auf Benzidin angekündigt“, so Forter.
Besteht nun eine unmittelbare Gefahr für die Basler Bevölkerung? Forter: „Wohnen und Benzidin geht nicht zusammen. Aktuell könnte Benzidin bei einer Altlastensanierung im Rosental durch Immobilien Basel-Stadt zum Risiko für Bauarbeiter und Anwohner werden.“
Haltlose Vorwürfe
Kurz nach Veröffentlichung der Studie meldet sich nun das Basler Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt zu Wort. Der erneute Vorwurf des Vereins Ärzte für den Umweltschutz an die Adresse der Basler Behörden, sie würden Benzidin-Sanierungen verschleppen, sei haltlos: Anders als behauptet, seien die Risiken an den ehemaligen Produktionsstandstandorten Rosental und Klybeck den Behörden bekannt, soweit diese abgeklärt werden könnten. „Die regelmäßigen Messungen zeigen, dass im heutigen Zustand keine Gefährdung für Mensch oder Umwelt besteht. Aufgrund der Bodenbelastungen auf diesen Arealen muss bei künftigen Bauvorhaben jedoch genau hingeschaut werden“, heißt es weiter.
Umfassende Maßnahmen
Außerhalb der ehemaligen Produktionsstandorte im Klybeck und Rosental sei Benzidin nur im alten Rheinarm nachgewiesen worden, schreibt das Amt – einem Standort, wo die Behörden es auch erwarteten, da vor mehreren Jahrzehnten dort regelmäßig Chemieabfälle abgelagert worden sind. Zum Schutz von Anwohnern sowie der dort arbeitenden Personen hätten die Behörden umfassende Maßnahmen angeordnet.
Für Forter steht fest, dass es dringend eine Revision der Altlastenverordnung brauche. „Sie muss künftig gewährleisten, dass bei Vermutung auf so gefährliche Substanzen wie Benzidin zuverlässig und gemäß dem Stand der Technik abgeklärt wird, ob sie die Schutzgüter aktuell oder in Zukunft gefährden oder verschmutzen könnten.“