Basel Schwarzkittel nehmen Felder ins Visier

Die Oberbadische
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Klima: Wildschweine finden weniger Nahrung

Spätfrost und Trockenheit haben im vergangenen Jahr auch den Wäldern zugesetzt. Da zudem ein mageres Eicheln- und Bucheckern-Jahr war, finden Wildschweine jetzt im Winter weniger Nahrung im Wald. Das treibt sie hinaus auf die Felder.

Von Roger Lange

Basel (sda). Nachdem 2016 Eichen in vielen Teilen der Schweiz sehr viele Früchte getragen hatten, fiel der Fruchtbehang im neuen Zyklus schwach aus. Auch Bucheckern waren 2017 landesweit sehr rar, wie bei der Forschungseinheit Walddynamik der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zu erfahren ist.

Wegen des knappen winterlichen Nahrungsangebots im Wald sei damit zu rechnen, dass sich Schwarzwild nun mehr im Freien verpflegt, schätzt man beim Amt für Wald beider Basel. Tatsächlich stellt die Baselbieter Jagdverwaltung bereits mehr Wildschweine auf Feldern und an „Kirrungen“ (Fütterungsstellen von Jägern) fest. Auch ein Waidmann aus dem Raum Sissach beobachtet schon seit Kältebeginn im November, dass die Wildschweine sehr aktiv seien und auf Nahrungssuche Laubhaufen und losen Boden umpflügten.

Schäden und Abschüsse sollen steigen

Doch in Sachen Futter sei der Wald heuer sozusagen „leer“, was die bereits jetzt „enormen Schäden“ an Feldern und Kulturen erkläre.

Hatten sich die Schadenmeldungen im Kanton Baselland im gesamten vergangenen Jagdjahr zu 210 000 Franken summiert, steht man jetzt schon bei knapp 180 000 Franken, und das Jagdjahr dauert noch volle drei Monate. Immerhin sind die Tiere außerhalb des Waldes einfacher ins Visier zu nehmen. Weil 2016 ein sogenanntes „Mastjahr“ mit vielen Eicheln gewesen war, aber 2017 kaum welche zu finden waren, dürften Schäden und Abschüsse landesweit deutlich steigen. Jahre mit vielen Eicheln im Wald heißen übrigens „Mastjahre“, weil früher Bauern dann ihre Schweine zum Fressen in den Wald brachten – Wildschweine machen nun den umgekehrten Weg.

Zudem hat der Spätfrost vom April, der in zahlreichen Obstplantagen landesweit große Schäden angerichtet hatte, auch früh knospenden Baumarten geschadet. Blieben die eher späten Buchen laut WSL meist verschont, ist bei den Eichen frühes Blattwerk teils erfroren. Betroffene Bäume bildeten neue Triebe, als es wieder warm wurde.

Bis mit solchen Nachtrieben wieder Blattwerk nachgewachsen ist, verstreicht aber wertvolle Zeit der Vegetationsperiode, und das Ergebnis ist meist kleineres Laub als normal. Im Raum Basel waren laut Amt für Wald heuer etwa Eichenblätter teilweise kaum halb so groß wie üblich.

Entsprechend fällt dann auch die Fruchtmenge betroffener Bäume aus, was indes bei einem schwachen Mastjahr weniger auffällt. Treiben Pflanzen klimabedingt häufiger früh aus, drohen auch mehr Schäden durch sporadisch auftretende Spätfröste.

Trockenheit hat Bäume geschwächt

Auch die starke Trockenheit im Jahr 2017 hat mancherorts Bäume geschwächt. So lagen in einigen vermeintlich gesunden Wäldern vermehrt abgebrochene gesunde Äste am Boden – laut WSL ein Stresssignal.

Insbesondere der Jurabogen und die Westschweiz lagen laut den Niederschlagsdaten von Meteoschweiz fast das ganze Jahr über unter dem langjährigen Regen-Schnitt. Speziell trocken war es dann Anfang Herbst, als vielerorts weniger als ein Drittel des üblichen Regens fiel. Erst im November wurde es in weiten Teilen der Schweiz feucht.

Das trockene Jahr 2017 ist kein Ausreißer: Nachdem der Jurasüdfuß vom Genfersee bis nach Schaffhausen schon länger zu den trockenen Landesgegenden zählt, wird es inzwischen auch am Juranordfuß zunehmend trockener, was das Artenspektrum verändert. Forscher rechnen dabei mit Zyklen von 80 bis 100 Jahren. Zunehmend Mühe haben beispielsweise im Raum Basel Bergahorn und Weißtannen, die laut Amt für Wald beider Basel unübersehbar unter der Trockenheit leiden. Manche Forstbetriebe sähen deswegen schon deren Verschwinden nahen.

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