Basel „So gefällt mir die Oper richtig“

Die Oberbadische

Theater: Ein Besuch bei den Proben von jungen Schauspielerinnen und Schauspielern in Basel

Von Christoph Schennen

Die Oper ist ein Ort, an dem man Jugendliche nicht allzu häufig sieht. Sie gilt als anspruchsvoll. Manche finden sie langweilig. Der Jugendclub Junge Oper des Theaters Basel will das ändern. Regelmäßig führt die Junge Oper Stücke auf, in denen fast nur Jugendliche auf der Bühne stehen. Das Spunk-Magazin hat die Proben für die aktuelle Produktion „Barbie in Sevilla – Ein korrekter Beitrag zur Genderfrage“ besucht.

Die Stücke werden zwei- bis dreimal auf der Kleinen Bühne des Theaters Basel aufgeführt. 14 Jugendliche im Alter von 17 bis 19 Jahren proben dort derzeit zweimal pro Woche. „Barbie von Sevilla“ vereint Versatzstücke aus dem „Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini mit der „Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Und dann tauchen als modernes Element mit Ken und Barbie Figuren aus der Popkultur auf.

Der weibliche Part dieses Traumpaars ist im Stück 60 Jahre alt und eine „künstliche Intelligenz“, die den „Barbier von Sevilla“ neu inszeniert.

Bevor die jungen Männer und Frauen ihre Szenen einstudieren, machen sie Lockerungsübungen. Sie dehnen und strecken sich, klopfen ihren Körper ab und stoßen Zischlaute aus. Danach versammeln sie sich im Halbkreis um Kimon Barakos, dem musikalischen Leiter der Produktion, und singen zwei Musiknummern. Folgend verteilt Regisseurin Salomé Im Hof Zettel mit Szenen aus dem Skript. Noch können die jungen Schauspieler ihre Texte nicht auswendig, es ist auch noch etwas Zeit: Premiere ist am Dienstag, 31. März, um 20 Uhr auf der kleinen Bühne des Theaters Basel.

Auch ein „Lörracher“ spielt mit

Zu den Opernfans gehört auch Julius E. O. Fintelmann. Er ist in Basel aufgewachsen und besucht die Waldorfschule in Lörrach. Julius übernimmt die Rolle des Figaro, Kammerdiener des Grafen von Almaviva. Der Basler probt eine Szene aus dem ersten Akt der „Hochzeit des Figaro“, wo er mit Susanna, der Kammerzofe der Gräfin Rosina Almaviva, ein Gespräch führt. Während Susanna von ihrer Aufmachung schwärmt („Wie der Brautkranz so schön mir steht“), läuft Figaro durch den Raum und misst ab, ob ein Bett in den Raum gestellt werden kann.

Für den 17-Jährigen ist es nicht der erste Kurs, den er an der Jungen Oper besucht. Er wirkte unter anderem mit bei einer Aufführung im Rahmen der Picasso-Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen. Dort führte die Junge Oper ein Stück auf, das die Blaue Phase des Malers und seine Beziehung zu Gertrude Stein thematisierte und collagenartig umsetzte. Interessant waren auch die „Stationen des Scheiterns“ , wo Franz Schuberts „Winterreise“ auf den Sisyphos-Mythos und ein stummes Stück von Samuel Beckett traf.

Trotz aller Begeisterung für die Oper und das Theater will Fintelmann kein Schauspieler werden. Nach dem Abitur im nächsten Jahr will er Osteuropastudien in Brüssel oder Utrecht studieren. Die dafür notwendigen Sprachkenntnisse, französisch und niederländisch, seien vorhanden, sagt der Schüler. Er hat im September 2019 auch ein Internetmagazin herausgebracht.

Auf www.intrige.ch liest man Texte von ihm und anderen Autoren über junges Theater in der Schweiz, also Produktionen, die von Jugendlichen auf die Bühne gebracht werden. Die Begeisterung für die Kultur ist ihm in die Wiege gelegt worden. Seine Mutter leitet die Mädchenkantorei Basel, sein Vater das Festival Culturescapes.

Für den Schüler ist die Probenarbeit ein riesiger Spaß. Man trifft Freunde, verabredet sich mit ihnen und freut sich beim Abschied schon auf das nächste Treffen. Fintelmanns Humor erinnert an den von Bastian Pastewka.

Ziel der Jungen Oper ist es, ein junges Publikum für die Kultureinrichtungen Basels zu begeistern. „Ich bekomme viele Rückmeldungen von Jugendlichen, die ein Stück unserer Jugendclubs besucht haben“, sagt Salomé Im Hof.

„Häufig höre ich dann die Aussage: ’So gefällt mir die Oper richtig!‘“ Die Künstlerin ist seit 2013 am Theater Basel und betreut dort die Junge-Oper-Produktionen. Diese sind zwar weniger professionell als die der ausgebildeten Opernsänger und Schauspieler, weil auch natürliche, (noch) nicht ausgebildete Stimmen zu hören sind, aber sie sind dennoch ambitioniert.

„Unsere Arien im Volkston gesungen sind reizvoll, obwohl sie nicht operal gesungen werden.“ Sie ergänzt: „Wir verbiegen die Oper und haben einen anderen Groove als bei einem herkömmlichen Musiktheaterstück.“

Die Schauspieler, die man bei den Proben von „Barbie von Sevilla“ trifft, sind talentiert. Wahrscheinlich wird nicht jeder von ihnen ein großer Bühnenstar, aber die Verve ihres Spiels und ihres Gesangs ist beeindruckend. Ein Besuch des „Barbie“-Stücks ist daher unbedingt zu empfehlen.

Weitere Informationen: Premiere von „Barbie von Sevilla“ ist am Dienstag, 31. März, um 20 Uhr auf der kleinen Bühne des Theaters Basel.

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