Basel Solarstrom-Anteil soll wachsen

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Der Anteil der Solarenergie an der Gesamtproduktion von Energiedienst ist noch verschwindend gering. Foto: pixabay

Interview: Energiedienst-Finanzchef Klaus Müller über das Geschäftsjahr 2022, die Entwicklung der Strompreise und den Ausbau der Solarkraft.

Der Stromversorger Energiedienst rechnet trotz der gestiegen Energiepreise nicht mit Zahlungsausfällen bei den Unternehmens- und Haushaltskunden. „Wir haben das im Jahresabschluss noch einmal geprüft und darauf verzichtet, diesbezüglich eine höhere Vorsorge zu treffen“, sagt Finanzchef Klaus Müller.

Sie haben im vergangenen Jahr wegen buchhalterischen Sonderfaktoren einen höheren Gewinn erzielt. Operativ lief es aber weniger rund.

Operativ messen wir uns am bereinigten Betriebsergebnis EBIT, und der lag 2022 in der Tat mit 60 Millionen Euro zwölf Prozent unter dem Vorjahr. Das Vertriebsgeschäft war von den hohen und vor allem volatilen Preisen gerade in Deutschland belastet. Außerdem hatte es im Vorjahr positive Einmaleffekte gegeben.

Profitieren Sie denn als Stromproduzent nicht von den stark gestiegen Marktpreisen für Strom?

Ja, auf der Produktionsseite profitieren von der höheren Wertigkeit der Erzeugung. Aber im Endkundenvertrieb stehen wir in Deutschland im Wettbewerb. Dort gibt es einen wahnsinnigen Druck, und es gelingt uns nicht immer, sämtliche höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben, weshalb wir 2022 im Vertrieb ein tieferes Ergebnis erzielt haben.

Haben Sie Kunden verloren und ist die Nachfrage gesunken?

Im vergangenen Jahr gab es insgesamt einen Rückgang bei der Nachfrage nach Strom. Es wurde also zum Beispiel auch nicht Gas durch Strom ersetzt beim Heizen. Energiedienst ist aber entgegen dem rückläufigen Markt gewachsen. Wir haben 10 000 Kunden mehr. Das war ein Plus von rund vier Prozent. In der Schweiz haben zwar ein paar Großkunden von uns weg gewechselt. In der Schweiz sind wir mit rund 20 Prozent des Absatzes aber auch nicht so stark im Vertrieb.

Für das laufende Jahr rechnen Sie wieder mit einem höheren bereinigten Betriebsergebnis von rund 70 Millionen Euro. Sie sind also trotz der vielen Unsicherheiten recht zuversichtlich. Sehen Sie keine Gefahr, dass es zu Zahlungsausfällen kommen könnte?

Das verfolgen wir sehr stark und auch mit Sorge. Wir haben das im Jahresabschluss noch einmal geprüft und darauf verzichtet, diesbezüglich eine höhere Vorsorge zu treffen. Denn in Deutschland greift der Staat in den Markt ein mit Hilfen von bis zu 200 Milliarden Euro: Mit einer Strom- und Gaspreisbremse werden die Kosten für Privatpersonen und kleine Unternehmen gedeckelt. Außerdem sieht es aktuell so aus, dass wir an einer großen Rezession vorbeikommen. Von dem her entspannt sich derzeit die Lage wieder.

Die Produktion Ihrer Wasserkraftwerke litt im Vergangenheit unter der langen Trockenheit.

Das Herzstück unserer Produktion ist nach wie vor die Wasserkraft, und da sind wir vom Wetter abhängig. Wir hatten aber im vergangenen Jahr bei der Erzeugung insgesamt keinen Ergebnisrückgang. Die geringere Produktion durch die Trockenheit konnte dank unserer Beteiligung am Pumpspeicherkraftwerk Schluchsee kompensiert werden.

Zur Diversifizierung wollen Sie Ihre Solarproduktion ausbauen. Wieviel macht die Sonnenergie mittlerweile aus?

Der Anteil an der Gesamtproduktion ist aktuell noch verschwindend gering. Es wird sicherlich fünf oder zehn Jahre gehen, bis wir da einen bedeutenden Anteil haben.

Haben Sie ein Ausbauziel für die Solarenergie?

Der Ausbau gehört zu unserer Strategie. An konkreten Zielsetzungen arbeiten wir noch. Wir nutzen die Opportunitäten, die sich jetzt ergeben – auch bedingt durch die hohen Energiepreise. Der Fokus liegt auf Freiflächenanlagen in der Schweiz und in Deutschland. Da tun sich ja jetzt Themen auf in der Schweiz – etwa im Wallis.

Welche weitere Entwicklung an den Strommärkten erwarten Sie?

Wir sehen aktuell einen Rückgang der Preise und in den vergangenen zwei Wochen auch eine deutliche Beruhigung. Wir wissen aber nicht, wie sich die weitere Nachfrage auf die Preise auswirken wird, wie zum Beispiel China performen wird. China hat mit seinem Energiehunger einen großen Einfluss auf die Preisentwicklung. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die Kernkraftwerke in Frankreich. Deren Verfügbarkeit hat auch einen sehr großen Einfluss auf die europäische Preisentwicklung. Wir gehen daher eher von Entspannung aus, aber es gibt Einflussfaktoren, die können die Preise wieder massiv nach oben treiben.

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